Die Satojerin (German Edition)
ganz logisch, dass ich an das
Kopfende muss. Und am anderen Ende sitzt ganz bestimmt … Allys Blick wandte
sich dort hin und ein Lächeln machte sich auf ihrem Gesicht breit. Prinz
Thiudarec! Sie nickte ihrem Cousin zu und entdeckte, dass er die Plätze zur
Linken und Rechten mit Juna und Thyria besetzt hatte. Aber wo ist Ari? Er
war doch eingeladen? Wollte er nicht kommen? Als Ally an ihrem Platz angekommen
war, erledigte sich diese Frage ganz von selbst. Da saß er. Arian. Schön und
verwegen wie immer stand er vor dem Stuhl auf dem Platz zu ihrer Linken. Ally
merkte, wie er zu strahlen begann, als er sie sah und sie hatte das Gefühl, als
würde er sich wirklich freuen. Das erste Mal seit Langem lächelte sie zurück
und fühlte eine Art von Erleichterung. Allerdings merkte Ally auch, wie ihr
Herz anfing zu hüpfen und ihr Magen sich verkrampfte. Durchatmen, durchatmen
und jetzt nicht irritieren lassen! Du bist professionell, du bist die künftige
Königin! Sie war an ihrem Platz angekommen, bedankte sich für das Kommen ihrer
Gäste, wünschte allen einen schönen Abend und machte eine Geste, die der
Gesellschaft andeutete, sich zu setzen. Kaum saß sie selbst, waren bereits Wein
und Wasser in ihren Gläsern. „ Guten Abend Prinzessin! “ Aris Augen sprühten vor Freude und Allys Herz fing schon wieder
an, sich seltsam zu benehmen. Sie konnte nicht sagen, ob es schwer wurde oder
ob es leicht wurde. Es f ü hlte sich
an wie eine Mischung aus beidem, ein Zustand, der so schnell wechselte, dass
sie unmöglich herausfinden konnte, was es wirklich war. „ Auch dir einen guten Abend, Ari!“ Sie schaute
in die Runde und bemerkte, dass ihre Tafel noch h ö chst interessiert an ihr war. Kein Wunder, würde es mir denn
anders gehen? Sie sehen die neue Königin das erste Mal. Da wird gemustert, da
wird geschaut. Es wird genau darauf geachtet, was sie tut und ob sie Fehler
macht, aber auch, was sie gut macht! Sie fing an, Konversation mit den ihr
am nächsten gelegenen Tischnachbarn zu treiben. Der Eine erzählte von seiner
Familie, der Andere von seiner Lordschaft, die Nächste über ihre Reisen.
Natürlich war das Abendessen sehr anstrengend für Ally, da sie versuchte alles
perfekt zu machen. Vielleicht war das aber auch der Grund, warum die Zeit so
schnell verflog. Als Ally einmal eine kurze Verschnaufpause ergatterte und
nicht von ihren Gästen beansprucht wurde, spürte sie, wie Aris Hand die Ihre
unter dem Tisch ergriff. Ally fühlte die Hitze in sich aufsteigen und wollte
ihre Hand sofort wegziehen, da sie Angst hatte, es könnte sie aus der Fassung
bringen, aber es fühlte sich so wunderbar an. „ Ally, k ö nnen wir
uns treffen? Heute Abend? Ich muss mit dir reden. Ich habe es schon die ganze
Zeit versucht, aber du lässt mich ja kein bisschen an dich ran! “ W ä hrend ihr Blick auf Thiudarec am andern Ende des Tisches ruhte,
zischte sie durch die Z ä hne. „ Ari, bitte lass mich das jetzt hinter mich
bringen. Trotzdem, du hast recht. Wir sollten reden. Nach dem Abendessen. Bei
mir! Warte dreißig Minuten und komm dann zu mir. Und bitte schau, dass dich
keiner sieht! “ Sie sp ü rte, wie Ari ihre Hand losließ und erleichtert
ihr Profil anschaute. Sie spürte aber auch, wie ein wütender Blick, der von
rechts kam, heiß auf ihrer Wange brannte – es war Carr und seine Aufmerksamkeit
galt Ari. Während Ally sich nun vollkommen Carr zuwendete, ohne Mimik und ohne
jegliche Gefühlsregung im Gesicht, wurde sie von seiner Reaktion fast um
geschmettert. Er nickte und lächelte ihr zu! Genau dieser Moment war es, in dem
Ally ein Licht aufging.
Der Rest des Abends verflog, verglichen mit dem
etwas holprigen Anfang, wie im Fluge. Ally war überrascht, als es bereits
dreiundzwanzig Uhr war und Thola ihr ein Zeichen gab, dass sie sich nun zurückziehen
konnte, wenn sie wollte. Natürlich wollte Ally. Der Abend verlief zwar gut,
aber war höchst anstrengend; außerdem standen noch zwei Gespräche an. Als Ally
aufstand und sich auf den Weg in ihre Gemächer machte, wurde sie wie immer von
Carr begleitet. „ Carr – ich muss mit Ihnen reden! Wir hatten
versprochen, immer ehrlich miteinander zu sein, oder? “ Carrs entsetzte Augen starrten sie an. „ Sie sind so ernst. Ist etwas passiert? Ja, wir
hatten versprochen, immer ehrlich miteinander zu sein! Aber ich verstehe nicht,
wieso Sie mich das jetzt fragen? “ Er schaute sie mir seinen gro ß en, t ü rkis
leuchtenden Augen an und Ally merkte, dass er dieses
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