Die Satojerin (German Edition)
Mal wohl wirklich nicht
verstand, worum es ging. „ Carr, Sie m ü ssen mir ehrlich antworten. Ich bitte Sie! Kann
es sein, dass Sie eine Gabe haben? “ Just in dem Moment, in dem Ally ausgesprochen hatte, wich s ä mtliche Farbe aus seinem Gesicht. „ Mylady, ich … Ja. Ich habe eine Gabe. “ „ Carr, ist es die Gabe des Gedankenlesens? “ Ally hatte Angst davor, die Antwort zu hören,
denn wenn es wirklich so war, dann konnte sie Carr niemals weiter als ihren
Leibwächter behalten, und davor fürchtete sie sich noch mehr als vor seiner
Gabe. Er war ihr so sehr ans Herz gewachsen in der kurzen Zeit. W as wäre,
wenn Carr wirklich Gedanken lesen könnte. Wie oft er dann wohl in meinem Kopf
gewesen ist? All das will ich mir noch gar nicht ausmalen. Hoffentlich sagt er,
ich täusche mich und seine Gabe ist … Hmmmm… köstlichen Kuchen backen. Ja klar!
Ally, reiß dich zusammen! Als ob. Das passt aber nicht zu deinen Beobachtungen! Allys Gedankenkarussell wurde von Carrs Lachen unterbrochen. „ Mylady, nein. Nein, es ist nicht Gedankenlesen.
Zum Glück nicht! Dennoch, ich habe eine Gabe. Das stimmt leider ... “ „Es ist nicht das
Gedankenlesen, Carr? “ „ Nein Mylady, das habe ich doch gerade gesagt!
Es ist die Gabe der Empathie! “ Ally umarmte Carr, fiel anschlie ß end komplett um ihn und dr ü ckte noch fester zu, was Carr sichtlich au ß er Konzept brachte. „ Carr, Sie wissen gar nicht, was mir das
bedeutet. Das heißt, wenn Sie Menschen sehen, dann spüren Sie, in welchem
Gemütszustand sie sich gerade befinden? Nicht so wie wir anderen es dann sehen,
also wenn es offensichtlich ist? Sie spüren es anders?“ „Genau. Ich spüre es
anders und ich spüre es früher. Meistens, wenn andere Menschen es noch gar
nicht sehen können – oft weiß die Person selbst noch nicht einmal genau, von
welchem Gefühl sie überrannt wird, da weiß ich es schon. Vor allem aber kann
ich die Gefühle anderer nicht beeinflussen. Ich spüre sie nur - und trotzdem
kann mich keiner täuschen. Auch wenn jemand versucht mich zu täuschen, spüre
ich immer seine wahren Gefühle. Ob ich will oder nicht. “ Ally schaute ihn dankbar an. „I ch glaube, ihre Gabe kann uns
beiden noch oft von Nutzen sein.“ Carr l ä chelte, aber dann versteinerte sich sein Gesicht. „ Mylady, ich … W ä re es vermessen, Sie zu bitten, dass Sie niemandem, wirklich
keiner Menschenseele, davon erzählen? “ In seinem Gesicht lag Verbitterung. „ Nat ü rlich Carr, ich bin lange genug in Satojer aufgewachsen, um zu
wissen, dass ein Satojer mit der Gabe der Empathie ein Widerspruch in sich ist.
Au ß erdem habe ich, wie Sie selbst wissen, auch
eine Gabe und weiß, dass es Menschen Angst machen kann! Aber ich habe da noch
eine weitere Frage? “ Carr
nickte. „ Sie haben Ari beim Abendessen ein paar b ö se Blicke zugesendet. Hei ß t das, dass er ein falsches Spiel spielt und
versucht mich oder Sie zu täuschen? “ Ihr Leibwächter sch ü ttelte den Kopf. „ Nein, Mylady. Soweit ich das ersehen konnte, ist dem nicht so. Der
Grund meiner Blicke hat nichts mit meiner Gabe zu tun. Wenn Sie jetzt erlauben,
dann w ü rde ich auf meine Gem ä cher gehen!“ „Nat ü rlich! “ Ally
entschloss sich, nicht weiter nachzuhaken, da das ganze Gespräch schon
unangenehm genug für Carr gewesen sein musste. „Nur noch ein Letztes! “ Ally hob Carr ihre rechte Hand hin. „ Ich bin Ally!“ Als Carr seine Augen aufriss,
konnte Ally sich gut vorstellen, was er sich gerade denken musste, daher fügte
sie hinzu, „ K ö nigin hin oder her. Mit den Menschen, denen ich
am meisten vertraue, bin ich per Du. “ Carr l ä chelte
stolz und Ally sp ü rte etwas
Warmes in seinem Blick. Er streckte ihr seine Hand entgegen. „ Carr, Mylady! “ , was sie beide zum Lachen brachte. „ Nun geh schon Carr, du hast dir deinen Feierabend redlich
verdient! “ Ally lie ß sich auf ihr Sofa fallen und versank in
Gedanken. Mitgefühl stieg in ihr hoch. Sie wusste ganz genau, wie schwer man es
mit einer Gabe hatte und dass es unmöglich war, sie zu unterdrücken. Teilweise
zu kontrollieren, das ging natürlich. Wie Carr sich wohlfühlen musste, wenn er
auf dem Schlachtfeld war oder generell seiner Arbeit nach ging und ständig von
fremden Emotionen überrannt wurde? Hilfreich war ihm das ganz sicher nur
selten. Weitaus öfter musste ihn das schmerzen. Seine Arbeit stand in einem
völligen Widerspruch zu seiner Gabe. Sie konnte sich wohl nur bedingt ausmalen,
wie
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