Die Satojerin (German Edition)
antwortete. „ An den Bund. “ Schlagartig war Ruhe im Raum. Ari war der Erste, der die Stille
brach. „ Bist du dir da ganz sicher? “ Nur einen Bruchteil sp ä ter hörte Ally ein verächtliches Schnauben aus
Carrs Ecke und sofort redeten wieder alle durcheinander – nur dieses Mal
weitaus lauter. Ally wusste nicht einmal, wovon sie redeten. „ Kann mich mal bitte jemand aufkl ä ren? “, unterbrach sie das Stimmengewirr. Carr antwortet ihr mit einem
abfälligen Tonfall seiner Stimme. „ Der Bund, eigentlich offiziell „ Die geheimen Verb ü ndeten “, ist eine,
wie der Name schon andeutet, geheime Organisation. Eine Widerstandsbewegung. Offiziell
hei ß t es, sie helfen da, wo Recht, Gerechtigkeit
und Ordnung benötigt werden.“ „Und was ist deine Ansicht dazu?“ Ally kannte
Carr gut genug, um zu wissen, dass er sehr wohl eine eigene Meinung hatte, er
aber Anstand genug besaß, sie für sich zu behalten. Ohne ihre Anweisung hätte
er es niemals gewagt, jedem im Raum zu sagen, was er wirklich dachte. Sie
musste aber auch zugeben, dass es sie amüsierte, dass Carr seine Emotionen doch
nicht so ganz unterdrücken konnte, wie er wollte. Nun ja, Wut sollen Krieger
auch besser nicht unterdrücken. Sie nährt sie im Kampf. Sie ist die Quelle
ihrer Kraft. „Meiner Meinung nach ist das nichts anderes als ein Haufen von
Spinnern, die sich weder Gesetzen noch Regeln unterordnen wollen, und nur das
durchsetzen wollen, was ihnen in den Kram passt. Sie rechtfertigen ihr Tun
damit, dass sie aus edlen Gründen wie Recht, Gerechtigkeit und aus Loyalität
den Schwachen gegenüber handeln. Nur sicher kann sich da keiner sein. Und
dieser Obscurus, ihr Anführer, dazu sage ich besser nichts! “ Ally hatte Carr noch nie so herablassend
erlebt. Für gewöhnlich war er, wenn auch distanziert, überaus respektvoll jedem
gegenüber; ganz gleich, ob eine Magd oder ein König vor ihm stand. Obscurus,
der Verborgene, der Geheime? Ally versuchte, sich an die Bedeutung des Wortes
zu erinnern und war sich recht sicher, dass ihre Übersetzung passte. Thyria
korrigierte Carr und es war wohl nicht viel Menschenkenntnis nötig, um zu
sehen, dass sie aufgebracht war. „ Die geheimen Verb ü ndeten, das ist richtig. Dass es sich um eine Widerstandsbewegung
handelt, die sich da einsetzt, wo Unrecht geschieht, auch das stimmt.
Allerdings handeln sie nicht hauptsächlich in eigenem Interesse. Sie stürzen
auch nicht einfach Könige, weil ihnen deren Nase nicht passt oder sie nicht
kooperieren, sondern sie schreiten überall dort ein, wo das Volk leidet.
Verstehen Sie, Königin? Sie helfen dem Volk, aber sie helfen auch den Königen,
wenn ihnen Unrecht geschieht. Und in Mosim haben sie geholfen, die heutige
Regierung mit aufzubauen. Nicht, weil der Bund es so wollte, sondern weil sie
von den Adligen und den Bürgern um ihre Hilfe gebeten wurden. Das heißt, der
größte Unterschied zu den sonstigen Widerstandsbewegungen besteht darin, dass
der Bund von allen Seiten akzeptiert wird. Dennoch ist und bleibt er unabhängig.“
„Ich habe verstanden! “ Thyria
schien viel an dem Bund zu liegen, obwohl Ally nicht verstand, welche
Beweggründe sie dafür hatte. „ Kann man dem Bund vertrauen? Kann ich dem Bund vertrauen? “ Thyria nickte und schaute zu Boden. „ Gut, dann will ich diesen Obscurus treffen! “ Ihre Kampftrainerin schaute sie verlegen an. „ Obscurus trifft sich mit niemandem. Keiner
kennt ihn und keiner wei ß , wie er
wirklich aussieht oder wer er wirklich ist. Das ist seine Lebensversicherung.
Deshalb nennen ihn auch alle Obscurus, weil er ü berall ist und auch nirgends – und trotz allem bleibt er im
Verborgenen. “ Ally nickte. „ Das macht sicherlich Sinn, aber wie nimmt man
dann Kontakt auf, mit wem kann ich sprechen? Die ganze Angelegenheit ist so
heikel, da brauche ich jemandem, dem ich vertrauen kann. Gleiches gilt für den
Bund – sie wissen auch nicht, ob ich vertrauenswürdig bin. “ Thyria nickte wieder und dieses Mal machte
sich ein stolzes L ä cheln ü ber ihrem Gesicht breit. „ Mein Bruder Halvarder ist die rechte Hand des
Obscurus. Er ist der zweitwichtigste Mann in diesem Bund und ich denke,
aufgrund unserer Verbindung dürften das Vertrauen und eine Grundlage gegeben
sein! “ Ally schaute in Carrs und Aris Gesichter, die
beide noch immer an ihrer Seite weilten, um eine Regung zu erkennen, doch es
gelang ihr nicht. Keiner der beiden ließ sich etwas anmerken. „ Also gut, wann kann er hier sein?
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