Die Schafgäääng: Lamm über Bord! (German Edition)
Linx aus den Augen verlieren. So schnell sie konnten, hetzten sie hinter den beiden großen Schafböcken her.
Jumpup Crossing zählte nicht zu den größten Ortschaften Australiens. Über den Trail von Lonley Flats gelangte man zum einen Ortsende und am anderen Ortsende verließ man Jumpup Crossing auf einer unbefestigten Piste, die sich im Nirgendwo verlor. Dazwischen lag nur eine Straße mit ein paar Häusern. Die zehn Leute, die dort lebten, kannten alle Jon aus Lonley Flats und der hatte sie gebeten, ein Foto von Alice Barton zu machen, wenn sie eintraf. Das war so ziemlich das Aufregendste, was je in dem kleinen Nest passiert war, und der gesamte Ort hielt Ausschau nach ihr.
»Ich sehe eine Staubwolke!«, schrie jemand. »Sie kommt!«
Erwartungsvoll spannten zwei Einwohner zwischen zwei Eukalyptusbäumen ein grünes Band über die Straße.
Die Spannung stieg. Dann tauchte ein rasender Emu auf, gefolgt von einem Haufen Schafe. Der Emu duckte sich unter dem grünen Band hindurch, scherte von der Piste aus und verschwand eilig im Gestrüpp.
»Haltet die Ohren steif!«, rief er über die Schulter, als er sich aus dem Staub machte. »Gar nicht schlecht für einen Haufen übergewichtiger Wollbälger!«
»Du siehst besser zu, dass du Land gewinnst, Kumpel!«, stieß Oxo keuchend hervor. Seine Flanken bebten heftig. »Wir haben uns gerade mal warmgelaufen …« Er sackte auf den Boden. Die übrigen Krieger ließen sich neben ihm hinplumpsen.
Die menschlichen Zuschauer hatten das Eintreffen der Schafe mit Interesse verfolgt.
»In Jumpup Crossing musst du einfach immer mit Überraschungen rechnen«, sagte einer.
Alle pflichteten ihm bei. Es war zu heiß, um zu widersprechen. Man zog sich in den Schatten zurück und wartete weiter.
Die Schafe, die wieder zu Atem gekommen waren, eilten unter dem grünen Band hindurch und dann suchend die Straße entlang. Sie waren mittlerweile ernsthaft in Sorge über den Verbleib ihrer Feedingsda. Weit und breit war keine Spur von ihr zu sehen.
»Vielleicht haben wir sie gerade auf dem Weg überholt?«, gab Will zu bedenken. »Ich konnte vor lauter Staub nichts sehen.«
»Jep«, stimmte Linx zu. »Und wir hatten echt ein Schafstempo drauf.«
Sie wanderten die Straße entlang bis zum letzten Haus und ließen dann schweigend den Blick über die endlose, öde Weite schweifen, die sich dahinter ausbreitete. Sie fühlten sich mit einem Mal sehr klein.
»Unsere Feedingsda ist kein bisschen hier!« Jasmine brach auf einmal in Schluchzen aus. »Sally, ich habe Angst …«
»Diesmal haben wir uns wirklich total verfranst, was«, sagte Linx.
Sally überlegte, was sie Tröstliches sagen könnte, aber nichts fiel ihr ein. »Ich verstehe einfach nicht, was schiefgelaufen ist«, seufzte sie schließlich.
Wills Überlegungen waren etwas erfolgreicher. »Also, der Ort hier muss Jumpup Crossing sein«, erklärte er mit Nachdruck. »Und Boomer hat uns gesagt, Barton’s Billabong liegt nur ein paar Sprünge von hier entfernt.«
»Ja, schon«, grummelte Oxo. »Aber in welche Richtung sollen wir springen?«
Wieder verfielen sie in ein ängstliches, unbehagliches Schweigen. Linx war der Erste, der den Kopf hob. »Hört doch mal, Leute«, sagte er leise.
Alle lauschten. Und da, hoch über ihren Köpfen vernahmen sie eine Art Seufzen und Klagen und Poch-Poch-Pochen.
»Das ist sie wieder, oder?«, flüsterte Linx. »Die Jungfer in Wasauchimmer …«
Die Schafe standen am Fuße eines hohen Masts. Dahinter sahen sie in einiger Entfernung einen weiteren Mast und dahinter noch einen und noch einen … eine gerade Reihe von Masten, die sich bis in die endlose Ferne erstreckte. Und das Seufzen und Klagen wurde ständig lauter. Es schwoll zu einem Jammern an. Einem herzzerreißenden Jammern.
»AchduliebesGras …«, wimmerte Jasmine. »Ist sie das? Die tattelige Tuftella? Sie … muss ganz in der Nähe sein …«
Sally holte tief Luft. »Danke, Feedingsda!«, schrie sie. »Wo auch immer du bist. Ich habe verstanden. Du hast uns bis hierher geführt und nun müssen wir allein weitergehen. Wir werden dem Seufzen und Klagen folgen und Tuftella aus den Klauen des Bösen befreien oder bei dem Versuch unser Leben lassen! Vorwärts, Krieger!«
»Äh, Sally …« Will wollte sie nicht verstimmen, aber er machte sich Gedanken wegen der Masten. Sie waren miteinander durch Kabel verbunden, genau wie die Telefonmasten zu Hause in Eppingham. Das Heulen und Jammern wurde doch bestimmt nur vom Wind
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