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Die Schatten des Mars

Die Schatten des Mars

Titel: Die Schatten des Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank W. Haubold
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Fortan verbrachte er den Großteil seiner Zeit mit virtuellen Ausflügen auf den roten Planeten, um jene Orte wiederzufinden, die ihm aus seinen Träumen vertraut waren. Und er hatte Erfolg, was seine Unruhe jedoch nur weiter verstärkte.
    Julius war 49 Jahre alt, als er mit seinen Nachforschungen begann und feststellen mußte, daß ein Großteil der Entwicklungen der letzten Jahre an ihm vorbeigegangen war. Die Entdeckung des Clariths mit seinen unerschöpflichen Energiereserven hatte einen regelrechten Run in Richtung Mars ausgelöst, an dem sich neben Amerikanern, Russen und Europäern mittlerweile auch Chinesen und Japaner beteiligten. War Port Marineris noch vor einem Jahrzehnt eine winzige Forschungsstation mit einer Handvoll Habitate gewesen, ähnelte die Ansiedlung inzwischen dem Gelände eines irdischen Flughafens mit Abfertigungsgebäuden, Lagerhallen und sogar einem Hotel. Weitere Siedlungen waren im Entstehen, und schon warben die ersten Immobilienfirmen mit angeblich bereits erschlossenen Grundstücken innerhalb dieser Enklaven. Dennoch blieben Reisen auf den Mars für den Normalbürger unerschwinglich. Der Clarithantrieb ermöglichte zwar zeitsparende Direktpassagen ohne die Beschränkungen des Hohman-Übergangs, auf Grund der hohen Nachfrage lagen die Transferkosten allerdings nach wie vor bei mehreren Hundert Dollar pro Kilogramm Nutzlast. Allein zu ihrem Vergnügen reisten nur wenige auf den Mars: exzentrische Millionäre oder Künstler auf der Suche nach Inspiration.
    Das Geld für die Passage hätte Julius aufbringen können, aber was sollte er tun, wenn er einmal dort angekommen war? Im Hotel leben oder in einer der bereits im Bau befindlichen Apartmentanlagen?
    Natürlich konnte er versuchen, dort ein Geschäft zu eröffnen, doch das einzige, worauf er sich wirklich verstand, waren elektronische Spielzeuge. Und wer sollte die ihm abnehmen – an einem Ort, an dem es kaum Kinder gab? Wenn überhaupt, dann mußte er etwas anbieten, das die Kolonisten tatsächlich benötigten. Und es mußte den hohen Preis rechtfertigen, den schon allein die Transportkosten verursachten. Wochenlang zermarterte sich Julius das Hirn über diese Frage. Er erwog die abenteuerlichsten Pläne und verwarf sie wieder, bis ihm schließlich der Zufall zu Hilfe kam.
    Es war eine Reportage über sogenannte »Steinsucher« – das waren Leute, die auf eigene Faust fernab der neugegründeten Siedlungen auf dem Mars nach Sonnensteinen gruben. Besagte Steine bestanden aus einem bergkristallähnlichen Material, das imstande war, einfallendes Licht zu speichern und bei Dunkelheit wieder abzustrahlen. Ausgerüstet mit Thermoanzügen und Sauerstoffanreicherungsgeräten waren die Männer oft wochenlang unterwegs und nur selten so erfolgreich, daß der Erlös tatsächlich die Mühe lohnte. Mittlerweile hatten die Preise deutlich nachgegeben, nachdem sich herausgestellt hatte, daß die Steine nur auf dem Mars selbst »funktionierten«; dort allerdings blieben sie begehrt, obwohl die meisten Kolonisten keine Unsummen dafür aufwenden konnten. Die Schwierigkeit bei der Suche bestand in erster Linie darin, daß sich größere Vorkommen – die sogenannten »Nester« – normalerweise unter teilweise meterdicken Sand- und Geröllschichten verbargen, so daß die Mehrzahl derartiger Funde wohl eher dem Zufall zuzuschreiben war. Manchmal legte ein Sandsturm das eine oder andere »Nest« frei, oder ein Erdrutsch brach die entsprechenden Strukturen auf. Zwar strömten die Lagerstätten einen charakteristischen ozonähnlichen Geruch aus, der jedoch nicht intensiv genug war, um durch die Deckschichten hindurch wahrgenommen zu werden. Der Einsatz von Spürhunden verbot sich auf Grund des Sauerstoffmangels von selbst, so daß am Ende immer noch Spürsinn und Erfahrung des einzelnen über Erfolg oder Mißerfolg der Suche entschieden ...
    Der Beitrag lief zwar noch weiter, aber Julius nahm nichts mehr davon wahr. Vor seinen Augen war ein Bild aufgetaucht – ein Bild, das ihm aus ungezählten Träumen vertraut war. Es war ein gelbäugiger Wolfhund, der eine Art Geschirr trug und sich mit erstaunlicher Sicherheit auf dem zerklüfteten Untergrund bewegte. In seinen Träumen hatte Julius die Anwesenheit des Tieres stets als selbstverständlich hingenommen. Selbst später, als ihm klargeworden war, daß die Landschaften seiner Träume tatsächlich existierten, hatte er kaum einen Gedanken an seinen vierbeinigen Begleiter verschwendet.
    Erst jetzt begriff

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