Die Schatten schlafen nur
noch, dass Maier senior den Beton gemischt hat. Er hatte auch das Material besorgt und die Mischmaschine geliehen. Da waren x Leute und die Grube sah ganz normal aus. Onkel Jakob hat sich zu der Zeit schon aus allen Gemeindeprojekten rausgehalten, er war ja schon Rentner.«
»Mit wem war Opitz befreundet oder näher bekannt?«
»Mit keinem«, sagte Jelinek und es klang recht bitter. »Jedenfalls nicht in der Zeit, in der wir hier wohnen.«
»Auch nicht mit Adelheid Tessel?«
»Du meine Güte«, meinte Sonja, »hat die das behauptet? Onkel Jakob hat sie gehasst. Na ja, das ist vielleicht zu stark, aber er ist ihr aus dem Weg gegangen, wie die meisten Leute. Die dreht einem das Wort im Mund um.«
20
Bei der Familie Maier saßen drei Generationen um den Mittagstisch versammelt: Karl Maier, seine Frau, deren Mutter und der erwachsene Sohn des Ehepaares.
»Leute, die etwas auf sich halten, essen pünktlich um zwölf Uhr«, meinte die Oma streng. »So ist es Tradition und davon halten wir viel!«
Van Appeldorn entschuldigte sich so galant, dass Astrid sich nur mit Mühe das Lachen verbeißen konnte.
»Lass gut sein, Mutter«, griff der Schwiegersohn ein und machte eine einladende Handbewegung. »Setzen Sie sich ruhig zu uns, wir sind schon fertig.«
»Es gibt noch Kompott!«, beharrte die Oma. Dann blinzelte sie Astrid an. »Sie kenne ich doch aus dem Fernsehen!«
»Nein, ganz bestimmt nicht«, meinte Astrid. »Aber ich war vor ein paar Tagen schon einmal hier.«
»Tier?«, rief die Frau. »Was für ein Tier?«
Der Enkel verdrehte die Augen. »Mach dein Hörgerät an, Omma!«
Sie reagierte nicht, begriff erst, als er auf sein Ohr zeigte.
Frau Maier räumte das Geschirr zusammen und verschwand damit in der Küche, ihr Mann zündete sich eine Zigarre an. Er war sechzig Jahre alt und Invalide.
»Kaputte Gelenke«, sagte er. »Die ganzen Jahre die harte körperliche Arbeit, bei Wind und Wetter auf dem Feld, das bleibt einem nicht in den Kleidern hängen.«
Sein Sohn arbeitete in Pfalzdorf als Schlosser, die Gärtnerei betrieb er nur im Nebenerwerb. »Das ist bei vielen hier so. Die kleinen Betriebe, das läuft nicht mehr.«
»Sie haben heute Morgen bei der Polizei in Kleve angerufen und gesagt, bei dem Toten aus der Baugrube handele es sich um Jakob Opitz.«
»Ja«, sagte Maier. »Erst hab ich ja gedacht, ich halte mich da raus, geht mich nichts an, aber dann. Ich meine, der Opitz war ja im Grunde ein feiner Kerl.«
»Was war der?«, keifte die Oma. »Ein Taugenichts war der, ein Nixnutz, wie er im Buche steht!«
»Halt dich da raus, Omma«, fuhr der Enkel sie an. »Was weißt du denn schon?«
»Auf alle Fälle mehr als du, du Schnösel!«
Es handelte sich anscheinend um eine streitlustige Familie, Astrid und van Appeldorn kamen gar nicht mehr dazwischen.
»Opitz, wenn ich den Namen schon höre! Der hat unsere Jugend verhetzt mit dieser Negermusik und der Qualmerei. Wegen dem hat sich die Volkstanzgruppe aufgelöst. War plötzlich zu altmodisch, muss man sich mal vorstellen! Nee, nee, die Frorieps, die haben mir was Leid getan. Hatten sich einen Kuckuck ins Nest geholt. Wer weiß, aus was für einem Stall der kam, wer weiß?«
»Jetzt ist es aber gut, Mutter!« Karl Maier legte seine Zigarre im Aschenbecher ab. »Frorieps waren sehr stolz auf ihren Jungen.«
»Ha!« Sie pikste ihm ihren Zeigefinger in die Brust. »Da hat der ja auch noch nicht gesoffen.«
Der Enkel besann sich schließlich wieder auf die Polizei. »Wie können wir Ihnen denn helfen?«
»Wenn Sie wissen wollen, wer Jakob umgebracht hat«, meinte sein Vater, »da kann ich Ihnen jedenfalls nicht helfen. Der war zwar nicht gerade beliebt in den letzten Jahren, aber deshalb bringt man doch keinen um die Ecke.«
»Es geht um das Spielhaus«, sagte Astrid. »Sie wissen ja, dass man Opitz’ Leiche unter dem Fundament gefunden hat. Versuchen Sie doch mal, sich an die Bauzeit zu erinnern. Die Grube ist vor Ostern ausgeschachtet worden, am Dienstag nach Ostern hat man das Fundament gegossen.«
»Man ist gut, das war ich. Aber nee, ich zermartere mir schon das Hirn, seit die Leiche entdeckt worden ist. Mir fällt einfach nichts ein. Da war nichts. Das halbe Dorf hat damals mitgeholfen, sogar Prinz Richard persönlich!«
Der Enkel lachte und machte eine Kopfbewegung Richtung Hotel. »Richard von Bahlow. Der macht sich sonst nicht gern die Hände schmutzig. Neuerdings hängt er richtig den dicken Macker raus. Wenn in Düsseldorf Messe ist,
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