Die Schatten schlafen nur
auch etwas Neues anfangen. Da ist uns Onkel Jakob eingefallen. Wir wussten, dass es hier viele Gärtnereien gab. Meine Frau hat Gartenbau gelernt.«
»Und Sie? Sind Sie auch vom Fach?«
Jelinek wirkte betreten, er wurde sogar ein wenig rot. »Ich war, na ja, ich war in meiner Jugend nicht sehr zielstrebig …«
Sonja Jelinek lachte. »Der ewige Student, das kennen Sie sicher. Und dann auch noch Philosophie und Theaterwissenschaften, lauter brotlose Kunst.«
»Dann muss die Gärtnerei aber eine gewaltige Umstellung gewesen sein«, meinte Cox amüsiert.
»Das können Sie wohl sagen!«, antwortete die Frau. »Aber er hat sich schnell eingearbeitet.«
»Sie haben keine Kinder?«
»Nein, leider …« Sie blickte auf ihre verschränkten Hände, Toppe hatte offenbar einen wunden Punkt berührt.
Dann ergriff sie wieder das Wort. »Wir haben immer hart geschuftet, aber ich weiß nicht, ob wir es ohne Onkel Jakob geschafft hätten. Er hat uns den ersten Betrieb unheimlich günstig vermittelt und uns auch später mit Rat und Tat zur Seite gestanden.«
»Wo war denn Ihr erster Betrieb?«, fragte Toppe.
»An der Danziger Straße. Wir waren ganz zufrieden dort, aber als Tante Lene, Jakobs Frau, gestorben ist, brauchte von Bahlow unser Grundstück für den Hotelbau. Im Tausch hat er uns diesen Betrieb angeboten. Der war bis dahin verpachtet gewesen. Wir haben uns verbessert und wären schön dumm gewesen, wenn wir uns nicht darauf eingelassen hätten. Obwohl die ersten ein, zwei Jahre natürlich wieder hart werden.«
»Sie hatten also sehr engen Kontakt zu Opitz?«
»Am Anfang ja, aber später wurde es immer weniger. Onkel Jakob war, nun, er hatte ein Alkoholproblem … Seine Ehe war auch nicht besonders glücklich … mit seiner Frau hatten wir kaum was zu tun. Jedenfalls hat sich Onkel Jakob in den letzten Jahren von allen zurückgezogen, ist doch so, Olaf, oder?«
»Ja, das stimmt.«
»Wann haben Sie Opitz zum letzten Mal gesehen?«
»Ostersonntag 1989«, antwortete Jelinek tonlos.
»Das wissen wir deshalb so genau, weil er am Ostersonntag immer zum Essen bei uns war«, ergänzte seine Frau. »Karpfen, polnische Art, das war sein Leibgericht. Jakob war ein Waisenkind, wissen Sie, und im Waisenhaus hatte es das immer zu Weihnachten gegeben. Muss ein ungeheuerer Luxus gewesen sein. Ich habe das extra kochen gelernt und zweimal im Jahr haben wir ihn dazu eingeladen, Heiligabend und Ostersonntag. Er hat es immer so genossen. Aber an dem Abend ging es ihm nicht so gut, er war bedrückt, oder?«
Olaf Jelinek starrte vor sich hin. »Er meinte, er könne es hier einfach nicht mehr aushalten und er würde gern zurückgehen nach Köslin.«
»Zurück in seine Heimat, hat er gesagt. Da waren die Grenzen noch nicht offen, aber wir haben gedacht, er hätte es trotzdem getan, wäre einfach nach Polen gegangen.«
»Wer hat Opitz ermordet?«, fragte Peter Cox unvermittelt.
»Was?!« Olaf Jelinek war vollkommen entgeistert.
»Ihrer Meinung nach«, schränkte Cox ein.
»Woher sollen wir das wissen?«, rief die Frau. »Sagen Sie uns doch, wie er umgekommen ist. Ist er wirklich erschossen worden? Stimmt das alles, was in der Zeitung stand? Mit der Fettleiche und dass er keinen Unterkiefer mehr hatte?«
»Ja«, antwortete Toppe nüchtern, »das stimmt alles. Ich würde gern noch etwas wissen: Warum haben Sie uns erst heute benachrichtigt?«
Sonja Jelinek sah plötzlich traurig aus. »Wir sind einfach das ganze Wochenende nicht zum Zeitunglesen gekommen. Die Heizung im großen Treibhaus hat verrückt gespielt.«
»Opitz wurde durch einen Genickschuss getötet und in die Baugrube des Spielhauses gelegt. Zwei Tage später ist das Fundament gegossen worden. Herr Jelinek, Sie haben doch dabei mitgeholfen. Ist Ihnen denn nichts aufgefallen?« Toppes Ton war drängend.
Jelinek schluchzte trocken auf.
»Liebling …« Seine Frau machte eine Bewegung auf ihn zu, blieb dann aber doch sitzen. »Ja, wir haben mitgeholfen, nicht nur mein Mann, ich auch, wie fast alle Jüngeren im Dorf. Damals dachten wir noch, es könnte klappen mit einem Kind …«
»Ich weiß beim besten Willen nicht, wer Onkel Jakob töten wollte«, sagte Jelinek mit spröder Stimme. »Er hat doch niemandem was getan! Und die Baugrube, wenn ich mir vorstelle, dass er da gelegen hat, als ich. als wir mein Gott!«
»Wer hat die Grube ausgeschachtet? Wer hat das Fundament gegossen?«
Jelinek schaute seine Frau hilflos an. »Weißt du das noch?«
»Ich weiß nur
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