Die Schattenkämpfer 3 - Der Fluch der Assassinen
retten und ich mich selbst.«
Learco blickte sie mit einer solchen Verzweiflung an, dass sie sich ganz beschämt vorkam.
»Warum sollte ich das tun?«, sagte er schließlich. »Um einen Mann zu retten, der sein Leben auf dem Tod anderer gegründet hat? Nein, ausgeschlossen! Ich werde dich nicht aufhalten«, fügte er hinzu und schleuderte das Schwert fort. »Wenn du mich töten willst, so tu es!« Seine Augen leuchteten wie im Fieber. »Wenn es aber so ist, wie du sagst, so tu es jetzt gleich«, schloss er, wobei er auf den Dolch deutete, den Dubhe immer noch in der Hand hielt.
Sie sah ihn im Dunkeln glitzern, so als habe die Klinge alles Licht in dem Raum angezogen und aufgesaugt.
Einen Moment lang hob sie diesen Dolch, den ihr der Meister geschenkt hatte ... Dann warf sie ihn fort, und während der Stahl über den Fußboden schepperte, nahm sie Learco fest in die Arme und weinte verzweifelt. Reglos verharrte er in ihrer Umarmung, doch ihr reichte es, ihn an sich drücken zu können und zu denken, dass nichts von alldem wirklich passiert war.
Dann fuhr er mit der Hand ihren Rücken entlang bis zum Hals, und die Festigkeit und Wärme, die seine Berührung verströmte, ließen sie vor Lust erschaudern. Er küsste sie wie beim ersten Mal, ein langer Kuss, und die Zeit blieb stehen. Dubhe fühlte, dass es unumkehrbar war: Einen anderen Weg gehen zu wollen, so zu tun, als habe es Learco nie gegeben, und wieder die Frau zu werden, die sie vor dem Siegel war, wäre reiner Wahnsinn gewesen. Endlich fühlte sie sich frei. Der Meister und Lonerin waren nur noch süße, weit entfernte Erinnerungen. Nichts existierte mehr außer dem stillen Versprechen Learcos, der sie umarmte, und seiner Hände, mit denen er sie streichelte und sanft die Linie ihres Halses nachfuhr, die Rundungen ihrer Brüste ... Er streifte ihr die Jacke ab und ließ sie zu Boden fallen, während sie ihn leidenschaftlich an sich drückte. Vielleicht würde die Schönheit dieses Moments tatsächlich nur einen Augenblick währen, aber Dubhe zweifelte nicht daran, dass dieser Augenblick so kostbar war wie ein ganzes Leben.
Sans Entscheidung
Das gedämpfte Licht auf dem Meeresgrund legte sich schimmernd auf die
braunen Umhänge und überzog sie mit seltsamen hell-dunklen Mustern. Die vier Assassinen, zwei Frauen und zwei Männer, bewegten sich rasch und lautlos. Demar, einer der vier, blickte sich um. Mittlerweile befanden sie sich seit einer Woche in der Untergetauchten Welt, aber immer noch hatte er sich nicht an diese gespenstische Landschaft und das schwer zu fassende Äußere ihrer Bewohner gewöhnt.
Er war stolz auf sich. Für einen Mann, der so spät wie er zur Gilde gestoßen war, bedeutete diese Mission eine beachtliche Beförderung. Aufgenommen hatte man ihn in der Sekte, nachdem er als Vierzehnjähriger seine Schwester getötet hatte, gerade noch an der Grenze also, denn wäre er älter gewesen, hätte ihn die Sekte nicht mehr als Kind des Todes betrachtet. Obwohl seine Fähigkeiten beachtlich waren und sein Glaube von keinen Zweifeln getrübt, war er während der Ausbildung von seinen Kameraden immer wieder als Neuling verspottet worden.
>Es kommt nicht darauf an, wann wir erwählt wurden. Wichtig ist, dass wir erwählt wurden«, hatte der Höchste Wächter einmal zu ihm gesagt, und diese Worte machten ihn stark. Yeshol war der Einzige, der ihn verstand, und er brannte darauf, ihm seine Ergebenheit und sein Können zu beweisen.
Deshalb legte er sich ins Zeug und erledigte mit größtem Fleiß und größter Gnadenlosigkeit alle Aufgaben, die ihm übertragen wurden. Dennoch hatte er mit seinen dreiundzwanzig Jahren bisher erst zwei Morde und einige Einbrüche verübt, und der Zweifel, ob Yeshol ihn tatsächlich als Siegreichen ansah, quälte ihn immerzu.
Dann eines Tages wurde er zusammen mit Fenula, Tess und Jalo zum Oberhaupt der Gilde bestellt. »Ich habe einen Auftrag von größter Wichtigkeit für euch.« Diese wenigen Worte reichten, um Demar das Herz bis zum Hals schlagen zu lassen. Seine Ohren dröhnten, während er hörte, was sie zu tun hatten. Es handelte sich darum, den Jungen zu entführen, der Asters Seele aufnehmen sollte. San, so hieß er, war dem Wächter Sherva entwischt und in die Untergetauchte Welt entflohen an der Seite von Ido, dem sagenumwobenen Gnomen, der sich zu seinem Beschützer aufgeschwungen hatte.
Demar spürte, wie die Aufregung jede Faser seines Körpers ergriff. Endlich eine wichtige Mission, endlich die
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