Die Schattenkämpfer 3 - Der Fluch der Assassinen
immer zeigte.
Dies ist das Aussehen der Siegreichen, das unveränderliche Bild eines ausdruckslosen Gesichtes, eine weiße Leinwand, die Thenaar mit den eigenen Zügen bemalt, dachte Demar, erregt schaudernd.
Alle vier setzten sich zu Boden, woraufhin Fenula unter ihrem Umhang einige Metallscheiben hervorholte. Sie gehör ten zu einem der einfachsten Zauber, die man in der Ausbildung der Gilde lernte, der aber dennoch sehr wirksam war. Mit seiner Hilfe ließ sich die magische Aura von Personen ausfindig machen. In diesem Fall war er von der Wächterin darauf eingestellt worden, Halbelfen aufzustöbern, und hatte sie bereits den ganzen Weg über geleitet.
Nun nahm Fenula die Scheiben in beide Hände, schüttelte sie und warf sie dann, ein elfisches Wort murmelnd, vor sich hin. Klimpernd kullerten sie über den Boden, doch als die vier Siegreichen die Hände darüber ausbreiteten, begannen sie sofort, mit irrsinniger Geschwindigkeit zu rotieren, so als seien sie von einem eigenen Leben beseelt. Dazu sangen die Assassinen Sans Namen, woraufhin die wirbelnden Scheiben langsam eine feste Ordnung annahmen und sich zu einem Pfeil formierten, der in eine bestimmte Richtung im Raum zeigte.
Demar blickte zu Fenula und sah, dass eine Ader an ihrer Schläfe anschwoll. »Was bedeutet das?«, fragte er mit aufgeregt zitternder Stimme.
»Dass wir schon ganz nahe sind. Weniger als eine Tagesreise.«
Eine besondere Spannung lag in dem Schweigen, das ihren Worten folgte. »Ich bin bereit«, bekräftigte Demar mit stolzer Stimme. Jalo bedachte ihn mit einem halb väterlichen, halb höhnischen Lächeln.
Du wirst mich nicht mehr auslachen, wenn ich Yeshol erst den Jungen gebracht habe, dachte er, die Zähne fletschend.
»Wir gehen wie besprochen vor«, sagte Fenula, während sie den Kreis auflöste und die Scheiben einsammelte. »Ido ist nicht von Interesse für uns. Wenn es nötig wird, töten wir ihn, sonst gehen wir ihm besser aus dem Weg.« Demar nickte rasch und blickte dann hinaus: Alles war in ein milchiges Licht getaucht, doch in seinen Augen färbte sich die Landschaft in ein tröstliches Blutrot, die Farbe Thenaars. San konnte nicht einschlafen.
Wieder einmal hatte er mit Quar gestritten — und längst die Nase voll. Sein Lehrer war nicht nur langweilig, sondern wurde auch in zunehmendem Maß pedantisch, ja sadistisch in seinen Strafen. Seit Ido ihm erlaubt hatte, die Aufsässigkeiten seines Schülers nach Gutdünken zu bestrafen, hatte sich die Lage für San noch einmal verschlechtert. Manchmal hatte er ellenlange Kapitel aus historischen Werken abzuschreiben oder die wichtigsten Eigenschaften der elfischen Kultur auswendig zu lernen. Am schlimmsten war aber, dass dieser Mummelgreis mittlerweile seinen wundesten Punkt herausgefunden hatte und ihm immer häufiger verbot, die Bibliothek aufzusuchen.
»Alles, aber nur das nicht«, bettelte der Junge.
»Doch. Die nächsten vier Tage bleibt die Bibliothek für dich geschlossen. So lernst du, dich beim nächsten Mal besser zu betragen.«
Diesmal hatte Quar ihm den Besuch der Bibliothek für eine ganze Woche untersagt. Zwar hatte sich San sofort Hilfe suchend an Ido gewandt, konnte den Gnomen aber nicht dazu bewegen, etwas dagegen zu unternehmen. »Es gefällt mir nicht, wie du dich deinem Lehrer gegenüber benimmst«, hatte der Gnom auf sein Gejammer geantwortet.
»Aber ich habe dir doch schon tausendmal erklärt, wie langweilig sein Unterricht ist.«
»Und ich habe dir genauso oft erklärt, dass die Magie auch mal langweilig sein kann. Eine gewisse Ausdauer ist schon notwendig, wenn man etwas Neues lernen will.«
»Mag sein, aber warum verbietet er mir ausgerechnet, in die Bibliothek zu gehen? Da lerne ich viel mehr, als wenn ich bei ihm sitze und nur zuhören muss. Und außerdem vergeht beim Lesen auch die Zeit schneller.«
Mit einem Seufzer hatte Ido die Pfeife aus dem Mund genommen. »Ich weiß ja, dass dir dieser Ort hier nicht viel zu bieten hat. Aber du kannst dich doch am besten ablenken, wenn du etwas gründlich lernst.« Tatsächlich war es aber so, dass Ido ihn nicht mehr verstand.
Und umgekehrt waren die Geschichten, die der Gnom ihm von der Aufgetauchten Welt erzählte, immer so deprimierend und voller Leid, und nur wenn sie gemeinsam mit dem Schwert trainierten, schaffte es San, den Kopf von diesen bedrückenden Gedanken freizubekommen. Doch auch hierbei verlor er zu schnell die Lust.
Dass er den ganzen Tag nichts wirklich Aufregendes zu tun hatte,
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