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Die Schattenkämpfer 3 - Der Fluch der Assassinen

Die Schattenkämpfer 3 - Der Fluch der Assassinen

Titel: Die Schattenkämpfer 3 - Der Fluch der Assassinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
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geschwärzten Wände, die verkohlten Leichen am Boden. Ungeheure Kräfte schlummerten in diesem Jungen, Kräfte, die furchterregend waren und gefährlich.
    »Es gibt keinen Grund, sich damit zu brüsten«, antwortete er streng. »Aber so können wir nicht weitermachen: Uns immer nur verstecken, das ist sinnlos, früher oder später werden sie uns doch finden. Doch ich habe die Kraft, um die Gilde zu besiegen. Wenn wir zusammenhalten, schaffen wir das!«, rief San, ohne Luft zu holen.
    »Hör mal, San, was da heute geschehen ist, war ein Zufall«, antwortete Ido trocken. »Ja, es stimmt, du verfügst über immense Kräfte, aber du verstehst noch längst nicht, sie richtig einzusetzen.«
    »Das lerne ich ja gerade, aus den Büchern in der Bibliothek.«
    »Nein, all das wirklich zu erlernen, dauert Jahre. Und so viel Zeit haben wir nicht.«
    »Es ist noch gar nicht lange her, da habe ich einen Drachen vom Himmel geholt. Weißt du das nicht mehr? Und jetzt habe ich zwei Assassinen getötet. Wenn das nicht Lernen ist ...«
    Ido war betroffen von der Art, wie San redete, so als sei er stolz darauf, Tod und Verderben gebracht zu haben. »San, du hast heute zwei Menschen getötet.« »Zwei Assassinen.« »Das ist gleich.«
    »Nein, gar nicht. Schließlich haben die meinen Vater und meine Mutter umgebracht, und ich habe nur für Gerechtigkeit gesorgt. Ich würde es sofort wieder tun.«
    Der Gnom sprang auf. »Was fällt dir denn ein?!«, rief er. »Du bist erst zwölf! Ein Junge wie du sollte nicht töten, und erst recht keine Freude daran haben! Egal wen du tötest, es ist immer jemand, der auch Träume hatte so wie du, Ängste, Hoffnungen!«
    Mit eiskalter Ruhe hielt San Idos zornigem Blick stand.
    »Und was ist mit all den Leuten, die du in deinem langen Leben getötet hast?«, fragte er. »Waren das keine Feinde? Wozu hast du gekämpft?«
    »Das frage ich mich jeden Tag. Und genau das ist es, was du nicht verstehen willst«, zischte der Gnom.
    »Ich habe überhaupt kein schlechtes Gewissen«, erklärte San kalt. »Es war richtig, was ich getan habe. Und außerdem, wo warst du eigentlich? Was wäre denn aus mir geworden, ohne meine magischen Kräfte? Nein, von dir lasse ich mir kein schlechtes Gewissen machen.«
    Die Ohrfeige saß. Es geschah bereits zum zweiten Mal. Die Kluft, die Ido zwischen ihnen beiden spürte, war unüberbrückbar geworden, ein entsetzlicher Abgrund, in den er nicht hineinschauen wollte. Zu deutlich stand ihm sein Versagen vor Augen.
    San hatte Tränen in den Augen, weinte aber nicht. Wie gern hätte Ido ihm mit den richtigen Worten seine Haltung begreiflich gemacht, doch aus Erfahrung wusste er: Wer getötet hatte, war unerreichbar. »Du bist noch sehr erregt und erkennst nicht die Tragweite deines Handelns. Aber glaub mir, du wirst dich noch damit herumschlagen müssen. Doch jetzt geh mit der Wache zurück auf dein Zimmer. Morgen sehen wir dann, wie wir weiter vorgehen. Und kein Theater mehr. Sollte ich feststellen, dass du dich entfernt hast, kannst du sicher sein, dass ich dich hier wirklich einsperre.«
    San antwortete nichts. Entschlossenen Schritts verließ er den Raum, ohne Ido noch einmal in die Augen zu sehen. Der Gnom nahm den Kopf zwischen die Hände. Ach, wäre doch Soana noch da gewesen, hätte Vesa, sein geliebter Drache, dort draußen auf ihn gewartet. Hätte er sich doch bloß nicht so verdammt allein gefühlt. Mit offenen Augen lag San auf dem Bett und wartete auf den passenden Moment. Zum Glück hatte er das Buch, das ihn interessierte, in seinem Zimmer liegen. Er hatte es sich angewöhnt, aus der Bibliothek jene Texte mitzunehmen, die er studieren wollte, und diesen hier hatte er als letzten vor Quars Bestrafung mitgehen lassen.
    Nach einiger Zeit stand er auf und öffnete langsam die Tür.
    »Wer da?« Der Soldat war wach und passte auf.
    San bemühte sich noch nicht einmal, ihm zu antworten, murmelte nur die entsprechenden Worte, woraufhin die Wache sogleich in sich zusammensank. Es war der Zauber, mit dessen Hilfe sein Großvater ein ganzes feindliches Heerlager hatte durchqueren können.
    Geschwind lief er auf seinen nackten Füßen durch den Palast. Noch einige Male musste er die magischen Worte murmeln, dann war der Weg frei zu den Verliesen, wo er auch den Wachsoldaten in Schlaf versetzte und ihm dann das Schlüsselbund vom Gürtel löste. Es waren vier Zellen, und eine war besetzt. Vorsichtig näherte er sich den Gitterstäben und hatte dann alle Zeit der Welt, sich diese

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