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Die Schattenkämpfer 3 - Der Fluch der Assassinen

Die Schattenkämpfer 3 - Der Fluch der Assassinen

Titel: Die Schattenkämpfer 3 - Der Fluch der Assassinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
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Würgschlinge, die er ihm abgenommen hatte, wirkte er nun noch mehr wie ein harmloser junger Mann. Welche Launen des Schicksals mochten ihn wohl in die Arme der Gilde getrieben haben? »Wie seid ihr in die Untergetauchte Welt gelangt?«
    Der Assassine bedachte ihn mit einem völlig ausdruckslosen Blick. Noch nicht einmal Bedauern über den Verlust seiner Kameraden war darin zu erkennen. »Sag es, sonst töte ich dich auf der Stelle.« Eine Drohung, die auch für ihn selbst sinnlos klang, kaum dass er sie ausgesprochen hatte.
    »Ich bin schon wie tot.«
    Endlich hörte er seine Stimme. Seit zwei Stunden versuchte er bereits vergeblich, etwas aus dem Gefangenen he rauszubekommen. Seine Stimme klang so jung, wie er aussah. Ido lehnte sich vor und zeigte dem Jungen, für den er eigentlich nichts als Mitleid empfand, ein bemüht brutales Grinsen: »Glaub mir, von meiner Hand tatsächlich zu sterben, kann sich keiner wünschen!«
    »Wenn ich sterbe, gehe ich heim zu Thenaar. Töte mich nur!«
    Mit diesen Leuten ließ sich nicht verhandeln. Ihr Leben hatte keinen anderen Sinn als ihre Mission für diesen Thenaar. Scheiterten sie, brach alles zusammen. Keinerlei freien Willen hatten sie mehr, hatten ihn aufgegeben für unverrückbare Prinzipien, von denen sie sich leiten ließen.
    »Sind noch mehr von euch unterwegs?«, fragte er erschöpft.
    Wieder hüllte sich der Jüngling in Schweigen.
    Der Gnom seufzte tief und sagte, während er sich zur Tür bewegte: »Eine ganze Welt dort draußen stand dir offen, aber du hast dich wie ein Wurm unter der Erde verkrochen. Hattest du so große Angst davor, mit deinem eigenen Kopf zu entscheiden?«
    Der Assassine bedachte ihn mit einem verächtlichen Blick. Aber nur ganz kurz, dann war seine Miene wieder so neutral wie zuvor. Ido schloss die Tür hinter sich, und Marna, der Befehlshaber der Palastwachen, blickte ihn fragend an. Der Gnom schüttelte den Kopf. »Nichts. Er redet nicht und wird es auch niemals tun. Ich bin lange genug auf der Welt, um zu wissen, wie das Hirn dieser Leute arbeitet.«
    » Das heißt? «
    »Das heißt, die Wachen werden verdreifacht. Ich will, dass ein Soldat Tag und Nacht bei San ist, ab sofort!«
    Marna nickte. »Wir haben entdeckt, wie sie hereingekommen sind«, sagte er dann, wobei er Ido in die Augen schaute. »Und zwar durch den Kanal, der unter dem Meer nach Zalenia führt. Offenbar haben sie durch irgendwelche Zauber die Wachen überlistet. Glaubt Ihr, sie werden es noch einmal versuchen?«
    »Schon möglich«, seufzte der Gnom und entfernte sich dann.
    Er fühlte sich unendlich müde. Und er hatte diesen ganzen Wahnsinn so gründlich satt. Dieser Abscheu, dieser Überdruss hatten ihn zum ersten Mal angesichts der Leichen von Tarik und seiner Frau überkommen, aber erst jetzt merkte er ganz deutlich, dass er den Krieg selbst nur noch verachtete. Mitzuerleben, wie junge Leute zu Tausenden ihr Leben hingaben oder es sogar an eine Sekte mit absurden, blutrünstigen Ritualen wegwarfen, war ihm einfach unerträglich geworden.
    Ich habe keine Lust mehr zu kämpfen. So sieht es aus.
    Vor der Tür zu seinem Zimmer wartete San auf ihn. Der Wachsoldat, der für ihn abgestellt war, beeilte sich sogleich zu versichern, dass er nichts dafür könne, aber der Junge habe darauf bestanden, sein Zimmer zu verlassen. »Ich will den Gefangenen sehen.« Obwohl ein klein wenig zitternd, klang Sans Stimme entschlossen. Der Gnom antwortete nicht.
    Sie traten ein, und während Ido sich setzte, blieb San mit geballten Fäusten mitten im Zimmer stehen und schaute ihn an. Bestürzt erkannte Ido in seinen Augen das Fieber und die Erregung einer Person, die gerade getötet hat. »Also?«, fragte er aber nur müde, während er sich mit der Hand durch den Bart fuhr.
    »Lass mich zu dem Assassinen.«
    »Was willst du ihm denn sagen?«
    »Das sag ich ihm schon selbst.«
    Er entgleitet mir. Durch meine Schuld, weil ich nicht fähig war, ihm zuzuhören. Eine dumpfe Beklemmung überkam ihn. »Geh schlafen. Es war ein schwerer Tag, und du musst dich ausruhen.«
    »Nein, ich muss nur diesen Mann sehen. Auch er ist verantwortlich für den Tod meiner Eltern. Wo ist er? Hast du ihn verhört?«
    »Ja, aber er schweigt. Das ist keiner, der den Mund auf macht. Jedenfalls sind wir hier in diesem Palast nicht mehr sicher, wir müssen uns etwas anderes überlegen.«
    »Aber, Ido, hast du das nicht begriffen? Ich habe sie besiegt!«
    Dem Gnomen stand wieder das Bild von Sans Zimmer vor Augen, die

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