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Die Schattenkämpfer 3 - Der Fluch der Assassinen

Die Schattenkämpfer 3 - Der Fluch der Assassinen

Titel: Die Schattenkämpfer 3 - Der Fluch der Assassinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
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dennoch überkam ihn bei diesem Anblick grenzenlose Traurigkeit.
    Sennars Lachen überraschte ihn. Er fuhr herum und sah das Gesicht des alten Magiers zu einem bitteren Grinsen verzerrt. »Ihr Götter habt schon einen seltsamen Humor«, rief er, während er zum mattweißen Himmel aufblickte, den ein diffuses Sonnenlicht erhellte, und die Arme ausbreitete. »Ihr wolltet, dass meine Augen auch dies noch sehen müssen? Gut, hier bin ich. Längst weiß ich ja, nichts Heiliges, Unantastbares gibt es auf dieser Erde. Alles geht verloren, noch die süßesten Erinnerungen musste ich aufgeben. Aber wäre es nun nicht an der Zeit, alldem ein Ende zu machen? Ich habe genug von diesem Leben. Was hat das alles noch für einen Sinn?«
    Da erhob sich eine leichte Brise, und ein sanftes Klingeln erregte die Aufmerksamkeit der beiden Magier. Sie schauten genauer hin und entdeckten die winzige leuchtende Gestalt, die auf dem Baumstamm saß und sie aus ihren blauen Augen anblickte. Ihre Haare waren strubbelig und ihre Ohren spitz. Auf dem Rücken trug sie ein Paar feiner, transparenter Flügel, und ihr Gesicht war so glatt wie das eines Kindes. Lonerin wusste nicht, woher diese Kreatur so plötzlich aufgetaucht war. »Hadere nicht mit den Göttern, es ist meine Schuld«, sprach da der Kobold. Sennar riss staunend die Augen auf. Kobolde galten in der Aufgetauchten Welt gemeinhin als ausgestorben. Niemand hatte dieses Phänomen genau erklären können, fest stand aber, dass diese Wesen, seit Kriege und Menschen die Wälder zerstört hatten, irgendwann wie vom Erdboden verschwunden waren. Sennar senkte den Kopf und lächelte den Kobold an. »Endlich treffen wir uns einmal. Du musst Phos sein, richtig?«
    Der Kobold antwortete nicht, beschränkte sich nur darauf, auch seinerseits zu lächeln.
    »Du warst es, der uns hierhergeführt hat, nicht wahr? Dir ist es zu danken, dass Lonerins Zauber funktioniert hat«, fuhr Sennar fort.
    »Ganz recht«, nickte Phos.
    Unergründlich, diese Stimme, dachte Lonerin: Es war eine Männerstimme und gleichzeitig die eines kleinen Jungen. Sie war wie sein ganzes Äußeres, undefinierbar und alterslos.
    Sennar zögerte einen Moment und sagte dann: »Nihal ist tot.«
    Phos blieb ruhig, doch sein Blick verschleierte sich vor Trauer. »Ja, ich weiß.« »Manchmal denke ich, du hättest den Stein wieder an dich nehmen und an seinen Platz setzen sollen. Wenn es so enden musste«, sagte der Magier mit einer Geste, die alles einschloss, was sie umgab, »wäre es vielleicht besser gewesen, Nihal nicht ins Leben zurückzuholen.«
    Weiter lächelnd blickte Phos die beiden an. Ein trauriges, nicht strahlendes, aber aufrichtiges Lächeln. Er stand über den Dingen, über dieser Trostlosigkeit, aber nicht wie jemand, der sich davon nicht berühren lässt. Er war sich bewusst, was passiert war, hatte es aber akzeptiert.
    »Du hast dich von der Last der Ereignisse niederdrücken lassen, Sennar«, erwiderte der Kobold. »Letztendlich hast du es nun doch wie alle anderen gemacht, du hast die Waffen gestreckt, weil du glaubst, sich den Dingen zu fügen, sei die einzige Haltung, dem Leben zu begegnen. Doch in Wirklichkeit hast du dich aufgegeben und einfach aufgehört zu kämpfen.«
    Irritiert durch diese harschen Worte trat Lonerin einen Schritt zurück. Sennar rührte sich nicht, schien getroffen von diesen Vorwürfen, die er wohl nicht erwartet hatte.
    »Du hast nicht das Recht, so mit mir zu reden«, sagte er dann. »Du hast nicht verloren, was ich verloren habe, hast nicht durchgemacht, was ich durchmachen musste ...«
    »Glaubst du das wirklich? Mein ganzes Volk ist ausgestorben, und ich habe kein Zuhause mehr«, antwortete der Kobold in ruhigem Ton. »Und erst recht kein Heiligtum, über das ich wachen könnte«, fügte er, mit einer Hand über das tote Holz streichend, hinzu. »Und dennoch bin ich noch hier, bin diesem Ort bis in alle Ewigkeit verbunden. Ich werde mit ansehen müssen, wie sich ganze Generationen in Kriegen auslöschen, werde neue heranwachsen sehen, die dann ebenso schnell wieder in Vergessenheit geraten. Immer einsamer werde ich sein, und dabei nicht ein Jahr altern, während um mich herum alles in Scherben fällt.« Seine Worte verklangen in einer unwirklichen Stille. Der Wind pfiff nicht mehr durch das kahle Geäst, kein Laut war zu hören, so als könne und wolle die Welt um sie herum nicht den dichten Schleier der Trauer durchdringen, der diese Worte umgab.
    Sennar hatte sich auf einem Baumstumpf

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