Die Schattenkämpfer 3 - Der Fluch der Assassinen
die beste Lösung: Wir attackieren die Gilde mit allen Truppen und holen uns die Geiseln zurück«, rief Lonerin ungestüm.
Ido schüttelte den Kopf. »Wie viele Generäle siehst du hier? Das schaffen wir nicht, rechtzeitig alle Heeresteile zusammenzubringen.«
»Ihr habt doch auch den Weg vom Land des Meeres hierher in kürzester Zeit zurückgelegt. Wenn man nur will, geht alles.«
»Hier handelt es sich aber darum, ein Heer von vielen Tausend Mann auf die Beine zu stellen. Sprich also nicht wie ein Dummkopf, der du nicht bist«, wies Sennar ihn zurecht, wobei er Lonerin ungnädig anblitzte.
Dubhe sah, dass der junge Magier vor Wut die Fäuste so fest ballte, dass die Knöchel weiß wurden.
»Dohors Truppen stehen bereits an der Grenze. Es ist fast aussichtslos, diese Barriere durchbrechen zu wollen«, bemerkte Ido.
»Und mit einem kleinen Stoßtrupp?«, warf Dafne, die einzige Regentin im Kreis der Versammelten, nun ein.
»Das könnte eine Lösung sein«, antwortete Ido, »aber dieser Trupp müsste auch relativ stark sein, um es im Bau mit der gesamten Gilde aufnehmen zu können, und gleichzeitig so geschickt vorgehen, dass er unbemerkt zwischen Dohors Armee hindurchschlüpfen kann.«
Jetzt ergriff wieder Sennar das Wort. »Wir sind uns ja alle einig, dass wir die Gilde unbedingt aufhalten müssen. Und das können wir auch schaffen. Lonerin und ich sind eine ganze Zeit lang in Ländern, die unter Dohors Kontrolle stehen, unterwegs gewesen und wurden von niemandem behelligt. So sollten wir nun wieder vorgehen. Der Talisman ist in unserer Hand, und unser junger Magier hier ist so weit, dass er den Ritus ausführen kann. Wir machen uns also auf
zur Gilde und erledigen dort, was wir erledigen müssen: befreien Asters Geist, verlieren vielleicht unser Leben dabei, aber die Aufgetauchte Welt ist gerettet.« Ido schloss seufzend die Augen. »Vielleicht für kurze Zeit. Aber Yeshol wird nicht aufgeben, und Dohor kann weiterhin machen, was er will in der Aufgetauchten Welt. Nein, das ist keine Lösung.«
»Das ist aber das Beste und das Einzige, was wir tun können«, erwiderte Sennar gekränkt.
»Und was ist mit den Gefangenen? Was ist mit San?«, fragte Lonerin verzweifelt. »Vorrangig ist, Yeshol aufzuhalten.«
Die Zeit schien stehenzubleiben. Dubhe musste die Augen schließen, um den Raum anzuhalten, der sich um sie herum zu drehen begonnen hatte. Es würde also niemand mitkommen, um die Gefangenen zu befreien. Und das Schlimmste war, dass es ihr selbst auch unmöglich schien, sie zu retten. Eine ungeheure Verzweiflung überkam sie. Dann war also wirklich alles aus? Nein, das konnte sie nicht akzeptieren. So grausam konnte das Schicksal nicht mit ihr umspringen. Die Antwort erreichte sie aus den Tiefen ihrer Eingeweide, von dort, wo die Bestie hauste. Sie öffnete die Augen, und plötzlich war ihr alles klar. »Wenn wir keine andere Möglichkeit haben ...«, sagte Dafne jetzt mit trauriger Miene.
»Ich wüsste noch eine.«
Die verwunderten Blicke von Ido und den anderen Versammelten ignorierend, nahm Dubhe die Kapuze ab. Ihre Kehle war wie ausgetrocknet, und ihr Herz schlug heftig, doch mit einem Mal wusste sie, was sie zu tun hatte, und diese Entscheidung erfüllte sie mit neuer Kraft.
»Wir verfügen über eine Waffe, die bislang noch niemand in Betracht gezogen hat. Diese Waffe bin ich. Und wir sollten sie nutzen«, erklärte sie mit fester Stimme.
Ein Raunen ging durch den Saal, und Erregung ergriff die Versammelten.
»Aber, Dubhe ...«, versuchte Lonerin sie aufzuhalten, doch die
Schattenkämpferin fuhr ungerührt fort:
»Ich bin verflucht, in mir lebt eine Bestie mit übermenschlichen Kräften, ein blutrünstiges Tier, das sehr viel stärker ist als ein Trupp Soldaten.« Mit undurchdringlicher Miene sah Ido sie an, während Lonerin jetzt aufsprang. »Du weißt doch genau, dass sich die Bestie nicht kontrollieren lässt«, rief er. »Dein Vorschlag ist viel zu riskant.«
»Wodurch ist denn dieser Fluch genau gekennzeichnet?«, fragte einer der Generäle.
Dubhe erzählte alles in einem Atemzug. Das Wissen, endlich eine Entscheidung getroffen zu haben, hielt sie aufrecht während dieser Tortur.
Sie erzählte von dem Jungen, der sie infiziert hatte, von dem komplizierten Plan, mit dem Dohor einen auf ihn gemünzten Fluch auf sie umgelenkt hatte, und von der ungeheuren Gewalt, die sie nun zu entfesseln vermochte.
»Ich bin auf alle Fälle dem Tod geweiht«, erklärte sie mit schonungsloser
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