Die Schattenkämpfer 3 - Der Fluch der Assassinen
sich.
Stell dich nicht so an! Du hast eine Mission zu erfüllen, wies sie sich selbst zurecht. »Eine wunderschöne, sechzehnjährige Priesterin, für nicht weniger als fünfhundert Denar. Wer bietet fünfhundert Denar?«, rief der Auktionator, während der Soldat Theana von Dubhe wegzuzerren begann.
»Ich flehe euch an, trennt uns nicht!« Wie ein Ruf aus der Ferne erreichte Theanas Stimme Dubhe, während sie den Blick über die Menge schweifen ließ in dem Versuch, sich nicht von der Vergangenheit überwältigen zu lassen. Theana war dabei, die Nerven zu verlieren. Sie musste sich etwas überlegen, und das schnell. Doch ein weiterer Peitschenhieb, jetzt auf den Fußspann, riss sie aus ihren Gedanken. Sie fiel auf die Knie. Um sich herum hörte sie das Feixen der Männer und spürte deren lüsterne Blicke über ihren Körper wandern.
»Tausendfünfhundert für jede, und ich will beide.«
Auf dem Platz wurde es still. Selbst der Auktionator war sprachlos. Dubhe hob nur ein wenig den Kopf, um zu sehen, wer da gesprochen hatte.
Die Stimme kam aus einer der hinteren Reihen, wo ein junger Mann, groß gewachsen, aus der Menschenmenge hervorragte. Er trug einen langen Umhang, von dem man nur den kunstvoll gearbeiteten silbernen Kragen erkennen konnte. Dubhe betrachtete sein Gesicht. Es kam ihr bekannt vor.
Feine Gesichtszüge und solch blondes Haar, dass es weiß wirkte. Sogleich fiel ihr jene schauderhafte Gegebenheit wieder ein, die sich zur Zeit ihrer Ausbildung zugetragen hatte: Forra, der Schwager Dohors und Befehlshaber der Truppen im Land des Feuers, trat auf die leblos am Boden liegenden Körper der Rebellen ein, die er gerade hatte hinrichten lassen, und ein junger Kerl neben ihm sah dem Treiben vom Rücken seines Pferdes aus zu. Dies war das erste Mal gewesen, dass sie Learco, den Königssohn, gesehen hatte.
Nicht lange, und der Auktionator hatte sich wieder gefangen. »Es ist eigentlich nicht üblich, solche Sklavinnen gemeinsam zu verkaufen ...«
»Zehntausend Denar, und lass endlich die Peitsche unten.«
Ein erstauntes Raunen durchlief die Menge. Der Mann hatte sein Angebot fast verzehnfacht. Sogar Theana jammerte nicht mehr und wohnte der Szene mit entgeisterter Miene bei, während sich Dubhe fragte, was der Prinz an einem solchen Ort zu suchen hatte und wieso er eine solche Summe zu zahlen bereit war für zwei Sklavinnen, die sich noch nicht einmal sonderlich attraktiv präsentierten. Der Auktionator verneigte sich tief, hatte den Prinzen aber offenbar nicht erkannt, denn er sagte: »Der Herr möge es mir nachsehen, wenn ich ihn bitte, mir das Geld zu zeigen.«
Mit raschen, eleganten Bewegungen bahnte sich Learco einen Weg durch die Menge, erreichte das Podest und warf ein Säcklein auf die wackligen Planken. Es öffnete sich, und glitzernde Münzen kullerten in alle Richtungen über das Holz: Es waren sicherlich fünftausend Denar.
»Den Rest erhältst du, wenn wir unter uns sind. Sobald du mir die Frauen übergeben hast.«
Da knarrten die Bretter des Podests unter schweren Schritten. »Das ist nicht nötig, Hoheit!«, rief eine kreischende Stimme. Renni stürmte auf den Auktionator zu, riss ihn fast zu Boden und zwang ihn mit einer Hand, sich zu verneigen. »Verfluchter Tölpel, erweise deinem Herrscher die Ehre!«, fuhr er ihn an, wobei er sich selbst so tief verbeugte, dass seine Stirn den Boden berührte. Es war, als sei plötzlich ein Zauber gebrochen. Jetzt erst wurde den Leuten klar, wen sie vor sich hatten, und schon verwandelte sich der ganze Platz in eine einzige Fläche aus geneigten Häuptern.
»Ich bitte Euch, Hoheit, erweist mir die Ehre und nehmt diese beiden Sklavinnen als Geschenk von mir an. Steckt nur Euer Geld wieder ein, ich bitte Euch.« Renni schob den noch halb mit Goldmünzen gefüllten Beutel von sich fort, nicht ohne jedoch noch einen letzten begierigen Blick darauf zu werfen.
Der Prinz ließ sich nicht dazu herab, schaute den Mann nur mitleidig an. »Nein, nein, behaltet es, aber dafür möchte ich auch die Peitschen.«
»Alles, was Ihr wünscht, Hoheit«, erwiderte Renni und versetzte dem Auktionator einen Tritt, der sofort zu den Peitschen griff und sie ihm reichte. Learco stieg auf das Podest, half Theana und dann Dubhe aufzustehen. Ob er sie wohl wiedererkannt hatte? Dubhe ihrerseits hatte sie nie vergessen, diese Augen, in denen ein unterdrückter Groll loderte. Der Prinz jedoch sah sie nicht einmal an.
Natürlich, wie soll er mich nach der langen Zeit und
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