Die Schattenkämpfer 3 - Der Fluch der Assassinen
jede.« Der Soldat verzog das Gesicht. »Bist du wahnsinnig? Die beiden sind doch beste Ware!«
»Mehr kann ich dir nicht geben. Das ist mein letztes Angebot. Entscheide dich!« Wie von fern hörte Dubhe ihre Stimmen. Zauber hin oder her, sie konnte es immer noch nicht glauben, dass ihr alter Spielkamerad sie nicht erkannt hatte. Fast war sie versucht, ihm zu verraten, wer sie war, um zu erfahren, ob er ihr mittlerweile verziehen hatte. Ob die anderen sie auch vergessen hatten? Oder galt sie immer noch als vermisst? Diese Gedanken kreisten ihr durch den Kopf, und dabei fühlte sie sich immer verwirrter.
Irgendwann fasste Theana sie unter und half ihr, sich hinzusetzen. »Den sind wir wenigstens los«, flüsterte sie ihr erleichtert ins Ohr.
Tatsächlich war der Soldat mit einem Säcklein Münzen in der Hand abgezogen, aber Dubhe hatte es noch nicht einmal bemerkt. Mittlerweile hatte die Vergangenheit sie fest im Griff, und die Erinnerungen waren plötzlich lebendiger als die Wirklichkeit.
Renni kettete sie wieder an, an den einzigen freien Pfahl im Zelt, und entfernte sich dann wortlos.
Theana schien Dubhes entgeisterte Miene aufzufallen, denn mit einer Kopfbewegung deutete sie auf den Zeltausgang, durch den der Sklavenhändler gerade verschwunden war, und fragte: »Kennst du den vielleicht?«
Dubhe nickte und legte die Stirn auf die angezogenen Knie. »Ja, wir haben als Kinder zusammen gespielt. Er gehörte zu denen, die mich damals aus dem Dorf vertrieben haben.«
Theana schwieg.
Dubhe nahm den Kopf hoch. »Ich kann dir das jetzt nicht genauer erklären. Die Geschichte ist zu lang, und du würdest sie nicht verstehen.«
Die Gefährtin schien ein wenig gekränkt, drang aber nicht weiter in sie. »Es wird schon alles gut, mach dir keine Gedanken«, sagte Dubhe. Dabei war der Aufenthalt in diesem Zelt für sie selbst die reinste Qual. Und die Schuldgefühle - die lange Jahre nicht mehr als ein leichtes Ziehen irgendwo im Unterleib gewesen waren, eine Art Glasscheibe, die sie von der Welt trennte - waren hier, unter Rennis Blick, wieder zu einer unerträglichen Last geworden.
In diesem Moment öffnete sich das Zelt. Entschlossenen Schritts trat ein junger Soldat ein und löste einigen Frauen die Ketten, um sie auf das Podest zu führen, wo man sie anpreisen, ihre Vorzüge herausstellen und versteigern würde. Bangen Blickes beobachtete Theana die Szene und fragte sich, wann sie wohl selbst an der Reihe wären und was sie dann erwartete.
Nach und nach wurden die Leidensgenossinnen hinausgeführt, und immer wenn der Soldat hereinkam, wichen die Frauen ängstlich zurück, einige murmelten Gebete, aber die meisten schluchzten nur.
Dubhe kapselte sich vollkommen von diesen Vorgängen ab. Sie hielt ihre Knie fest umklammert und fühlte sich dabei wie in jenen Tagen nach Gornars Tod, als sie sich in ihre Kammer unter dem Dach verkrochen und in ein beharrliches Schweigen gehüllt hatte. Nichts also hatte sich seit damals geändert, obwohl doch nunmehr zehn Jahre vergangen waren und sie in der Zwischenzeit Menschen kennengelernt hatte, denen sie etwas bedeutete, ihren Meister und Lonerin
vor allem. Während der Reise in die Unerforschten Lande hatte sie sich vorgemacht, dass sie eine andere geworden oder zumindest einen winzigen Schritt vorangekommen war. Damals hatte sie sich dazu durchgerungen, einen Auftrag im Interesse eines anderen Menschen zu Ende zu führen, und in sich das Aufkeimen eines Gefühls verspürt, das nichts mit ihren Verfehlungen oder dem Fluch zu tun hatte. Doch hier, in der Trostlosigkeit dieses Zeltes, wurde ihr nun klar, dass das alles nichts genutzt hatte: Nichts würde sie von dem Schuldgefühl befreien, das sie innerlich zerriss. »Los, steh auf!«
Gedankenverloren hob Dubhe den Blick und sah, dass der Soldat nun auf sie deutete. Sie gehorchte wortlos. Dann ergriff der Mann Theanas Kette und zog sie ebenfalls mit sich.
Als sie schließlich auf das Podest stiegen, erhoben sich laute Rufe aus der Menge. Theana drückte krampfhaft Dubhes Arm, doch diese reagierte nicht. Nun gab der Auktionator ein Zeichen, woraufhin die Wache, die sie hinaufgeführt hatte, die beiden zu trennen versuchte. Doch Theana begann, wie von Sinnen zu schreien und wild um sich zu schlagen. Da traf ein brutaler Peitschenhieb sie beide an den Knöcheln, und die Magierin kauerte sich vor Schmerz am Boden zusammen. Dubhe biss sich nur auf die Lippen. Immerhin brachte der körperliche Schmerz sie endlich wieder zu
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