Die Schattenkämpfer 3 - Der Fluch der Assassinen
Verzweiflung, während man den Kopf des Vaters in die Schlinge steckt. Er ist noch stark genug, um sie aufzufordern, wegzurennen, zu fliehen, aber das kann sie nicht, und so verharrt sie dort und wohnt dem Grauen, dieser Ungerechtigkeit bei, ohne dagegen einschreiten zu können. Sie hat seinen Lehren und dem Thenaar-Kult abgeschworen, hat seinen Namen verflucht, hat sogar überlegt, ihn, ihren Vater, allein zu lassen mit seinem religiösen Wahn.
Doch nun wird ihr klar, wie sehr sie ihn braucht. Ihr Leben hängt von diesem Mann ab. Unzählige Leute hatten sich zum Tempel des Schwarzen Gottes aufgemacht und waren niemals zurückgekehrt. Der Hass auf diesen Kult ist riesengroß, besonders in dieser Gegend, wo der Grundherr, ein gerechter, von allen geschätzter Mann, von der Gilde getötet wurde.
»Wir lassen uns hier nieder, weil die Gilde in diesem Landstrich mit besonderer Grausamkeit gewütet hat. Wir müssen den Namen Thenaars reinwaschen von all dem Schmutz, mit dem diese Sekte ihn besudelt hat.«
So hatte ihr Vater gesagt, als sie sich in diesem Dorf niederließen. Nun blickt er sie betrübt an, aber auch flehend. Er wünscht sich nur noch, dass sie sich in Sicherheit bringt und nicht mit ansieht, was nun geschehen wird.
Jemand packt sie und zieht sie von der Menge fort.
»Ganz ruhig«, fordert er sie auf und zerrt sie fort, hinter eine Hausecke.
»Sie bringen ihn um, aber er hat überhaupt nichts getan. Er ist völlig unschuldig! Sagt ihnen das doch:«
Es ist ein älterer Mann, älter als ihr Vater jedenfalls, mit sanfter, gramerfüllter Miene und schütterem Haar. Er legt ihr eine Hand auf den Mund. »Gegen den Hass der Menge ist kein Kraut gewachsen.«
Sie versucht, sich loszumachen, zu ihrem Vater zu rennen, doch der Griff des Mannes ist fest. Zudem ist sie erst zwölf Jahre alt. Und so wohnt sie vollkommen ohnmächtig von fern der Hinrichtung bei, sieht den Körper ihres Vaters in den letzten Zuckungen, und dann die Zuschauer, die auf ihn eintreten, als der Gehenkte am Boden liegt. Wieder und wieder und wieder.
Bis Folwar ihr eine Hand auf die Augen legt und sie an sich drückt. Kurz nach dem Mittagessen betrat Volco die Küche. Theana war damit beschäftigt, mit den Knien auf dem harten Stein und einem schmutzigen Lappen in der Hand, den Boden zu schrubben, während Dubhe nur ein wenig entfernt, aber außerhalb seines Blickfeldes stand.
Die junge Magierin sah auf und erhob sich eilig. »Herr ...«
Volco legte ihr eine Hand auf die Schulter und lächelte wohlwollend. Er erinnerte sie an Folwar, ihren Retter. Dessen Züge waren ähnlich sanft. »Wird es dir nicht langweilig, immer hier in der Küche zu arbeiten?«, fragte er. »Nein, Herr, ich bin froh, meinem König dienen zu können«, antwortete sie rasch.
»Keine Sorge, es sollte ja kein Vorwurf sein«, bemerkte Volco amüsiert lächelnd. »Ich habe mich nur gefragt, ob du Lust hast, eine andere Arbeit für mich zu tun. Außerhalb dieser Küche.«
Die Vorstellung, den Lappen beiseitezulegen und den Knien ein wenig Schonung zu gönnen, war verlockend, doch sie wollte sich nicht unzufrieden zeigen. »Wie Ihr es wünscht«, sagte sie deshalb nur.
»Dann komm mit.«
Sie verließen die Küche und durchquerten langsam alle Flure, die vom Bauch des Palastes zu den Sälen und Gemächern der Edelleute führten, dorthin, wo der Hof seinen Prunk entfaltete und Intrigen gesponnen wurden.
»Bei dieser Arbeit hast du mehr Ruhe als in der Küche. Es geht um die Bibliothek.«
Sie gelangten zu einer breiten, halb offen stehenden Bronzetür. Volco trat ein, und Theana folgte ihm zögerlich. Der Anblick, der sich ihr bot, wärmte ihr das Herz. Es handelte sich um einen großen rechteckigen Saal, der durch zwei mächtige Bücherwände aus Kirschholz in verschiedene Gänge unterteilt war. Jedes Regal war zu beiden Seiten mit Büchern gefüllt. Es war keine riesengroße Bibliothek, aber Theana hätte nie ge glaubt, hier in Dohors Palast ein solches Juwel finden zu können.
»Das ist mein Reich«, erklärte Volco mit einer gewissen Genugtuung. »Hier hat auch der Prinz, euer Wohltäter, seine Bildung genossen.«
Theana staunte.
»Nun, deine Aufgabe ist nicht sehr kompliziert. Diese Büchern müssten häufiger gepflegt werden. Für dich geht es nun darum, sie ein wenig abzustauben und getrocknete Lorbeerblätter gegen die Holzwürmer einzulegen.«
Immer wieder nickte Theana geflissentlich, während der alte Mann ihr auf einem Rundgang alles zeigte. Hier
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