Die Schattenkämpfer 3 - Der Fluch der Assassinen
weiß, wie es aussieht, und das vielleicht irgendwo eingemauert oder irgendwo ganz anders versteckt ist?
Mit solchen Dingen kennst du dich einfach nicht aus. Es hat doch keinen Sinn, dass du dich jetzt auch noch als Spionin versuchst. . .
Theana überkam ein Anflug von Zorn. Nein, verdammt! Gerade um diese unsägliche Opferhaltung abzulegen, hatte sie sich entschlossen, Dubhe zu begleiten. Jetzt hieß es, aufhören, sich selbst zu bemitleiden, und einfach loslegen.
Mit dem Katalog musste sie beginnen. Aus Erfahrung wusste sie, dass jede Bibliothek über ein solches Verzeichnis verfügte: In der Regel handelte es sich um ein großes Buch, in dem alle Schriften mit einer Signatur, die über ihren Standort Auskunft gab, aufgelistet waren. Aber wo mochte es stecken? Sie begann, die Regale abzusuchen, und registrierte erstaunt, wie viele von Aster selbst verfasste Werke hier versammelt waren. Denn viele Handschriften des Tyrannen waren in der Euphorie nach seinem Sturz öffentlich verbrannt worden. Auch eine ganze Reihe elfischer Schriften entdeckte sie. Wahrscheinlich war aber der unbekannte Schreiber, der sie kopiert hatte, noch nicht einmal mit der Sprache der Elfen vertraut, denn ihr fiel auf, dass viele Runen verzerrt und fast unleserlich waren.
Zum Schluss wurde sie für ihren Eifer belohnt: Im hinteren Teil einer der beiden breiten Bücherwände fand sie, begraben unter einem Berg von Pergamenten voller Notizen, ein weißes, recht abgegriffenes Büchlein, in dem Angaben über die verschiedenen Bände festgehalten waren. Offenbar war es schon lange nicht mehr benutzt worden. Vielleicht verfügte Volco über ein sehr gutes Gedächtnis und wusste auswendig, wo alle Werke dieser Bibliothek zu finden waren und was sie beinhalteten. Ja, das war durchaus möglich, sagte sich Theana, während sie sich umblickte: Insgesamt handelte es sich um nicht mehr als einige Tausend Bücher. Der Bibliothekar in Laodamea kannte den Standort und den Inhalt gut der Hälfte der Zehntausende von Bänden, die in der dortigen Bibliothek aufbewahrt wurden.
Als sie das Büchlein aufschlug, entfuhr ihr ein enttäuschtes Stöhnen. Die Angaben schienen verschlüsselt. Die Bücher waren nicht mit ihren vollständigen Titeln, sondern nur mit ihren Anfangsbuchstaben aufgeführt, und auch ihre Standorte in den Regalen schienen einer bizarren Logik zu folgen. Viel
leicht hatte sich der Bibliothekar dieser Methode bedient, um sich die Arbeit zu erleichtern. Und nun?
Theana zögerte. Das Verzeichnis aus der Bibliothek mitzunehmen, erschien ihr zu riskant: Volco hätte sein Fehlen bemerken können. Aber jetzt aufgeben, war auch unmöglich.
Dann werde ich es eben an Ort und Stelle entschlüsseln, sagte sie sich. Kaum hatte sie diesen Entschluss gefasst, fühlte sie sich besser. Wenigstens würde sie sich mit etwas beschäftigten, worin sie sich auskannte. Den ganzen Nachmittag saß sie über dem Büchlein. Die Eintragungen waren winzig und dazu noch mit einer unleserlichen Handschrift verfasst. Weiter erschwert wurde die Aufgabe dadurch, dass der Schreiber nicht durchgängig dieselben Abkürzungen verwendet hatte. So war zum Beispiel >Chronik< manchmal einfach mit >C.< abgekürzt, andere Male mit >Chr.<, und wieder andere Male stand >C.< auch für >Chronologie<. Theana wurde immer verzagter.
Dann hörte sie die Tür knarren. Unwillkürlich hob sie den Blick und sah zum Fenster: Es war dunkel geworden. Rasch versteckte sie den Katalog unter ihrem Gewand und griff wahllos zu einem der Bücher vor ihr und nahm ein Lorbeerblatt zur Hand. Mit leisen Schritten trat Volco ein, während sie versuchte, ihr Herz zu beruhigen, das wie wahnsinnig schlug.
»Nun, immer noch bei der Arbeit?«, sagte der alte Mann mit einem Lächeln. »Ja, wenn man so beschäftigt ist, vergeht die Zeit wie im Flug«, antwortete sie, um einen möglichst unschuldigen Gesichtsausdruck bemüht.
»Es gibt bald Abendessen. Komm, das kannst du auch morgen fertig machen.« »Ja, aber die Bücher ...«
»Lass nur alles so liegen«, erklärte Volco mit einer gleichgültigen Handbewegung. »Morgen machst du einfach da weiter, wo du jetzt aufgehört hast. Hier kommt ja mittlerweile kaum noch jemand her außer mir und dem Prinzen, wenn er am Hof weilt.«
Mit einem mühsam unterdrückten Stöhnen stand Theana auf und verließ den Saal, während das unter ihrem Kleid versteckte Buch wie Feuer auf ihrer Brust brannte.
»Was ist das?«
Es war längst dunkel, und Dubhe machte sich fertig
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