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Die Schattenseherin: Roman (German Edition)

Die Schattenseherin: Roman (German Edition)

Titel: Die Schattenseherin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Hunter
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brachte diese eine Silbe, ausgesprochen von seiner weichen, tiefen Stimme sie so nah an ihren Höhepunkt, dass sie glaubte, vergehen zu müssen.
    Cale zog sie in seine Arme, und sie spürte ihn überall auf ihrem Körper. Er hielt sie, beschützend und besitzend zugleich, und sie klammerte sich an ihn, ein Spiegel seiner eigenen Sehnsucht.
    Sie wollte den Moment hinauszögern, wollte noch nicht, dass es vorbei war, doch ihr Körper ließ sie im Stich. Ein Feuer raste durch ihre Adern, Eis strich über ihre Haut, und mit einem Schluchzen, das Cales Name sein mochte, kam sie, kurz bevor der Schmerz einsetzte.

Sechzehntes Kapitel
    Der Schrecken der South Bridge Vaults
    Cale atmete gehetzt, die Stirn gegen Zoes weiche Brüste gelehnt. Er konnte kaum begreifen, was gerade eben passiert war – er hatte mit Zoe geschlafen! Er hatte mit einer Frau geschlafen, er hatte einen Orgasmus durchlebt, und sie atmete immer noch, wie ihre sich sacht hebende und senkende Brust bewies.
    ›Sie lebt!‹, dachte Cale und wagte kaum die Augen zu öffnen, weil er fürchtete, dann zu bemerken, dass diesmal er derjenige war, der träumte.
    › Da wäre ich mir nicht so sicher‹, antwortete ihm Caes. Der Dämon war bisher bemerkenswert still gewesen, und auch jetzt fehlte der übliche Hohn und Spott, den Caes in der Regel für Cale übrighatte. Vor allem nachdem der bei einer Frau gewesen war.
    Cale riss die Augen auf und sah auf Zoe herunter. Sie war blass, und ihre Lider waren geschlossen. Ihr Atem ging ruhig, wie der einer Schlafenden, aber ihr Körper wurde rasend schnell kalt.
    Cale war wie gelähmt. Er hatte es wieder getan – er hatte wieder einer Frau, die er liebte, den Tod gebracht. Cale biss die Zähne zusammen, aber der Schrei, der seine Kehle hinaufdrängte, war zu übermächtig. Er riss den Kopf zurück und brüllte seine Schuld und seine Trauer hinaus.
    Wer auch immer gesagt hatte, dass der Tod friedvoll war, hatte gelogen, soviel wusste Zoe nun. Sie befand sich irgendwo inmitten von Dunkelheit, umgeben von einer Hitze, die so unerträglich war, dass der Schmerz immer nur von neuem Schmerz überlagert wurde. Sie war orientierungslos, wusste nicht einmal, ob sie schwebte, stand oder lag. Da war nur Nichts um sie herum. Nichts und Schmerz.
    »Der Schmerz wird nicht vergehen«, drang eine tiefe, dunkle Stimme aus der Dunkelheit zu ihr, und sie riss die Augen weit auf, konnte aber nichts sehen.
    »Wer ist da?«, rief sie, auch wenn jede Bewegung ihres Mundes ihr zusätzliche Qualen bereitete.
    »Ein Engel hat dich verdammt.«
    Zoe presste die Kiefer aufeinander, als eine neue Welle aus Schmerzen einsetzte, diesmal hart und stechend – Messer und Nadeln unter ihrer Haut. »Dumas?«, presste sie zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
    Eine Gestalt erschien neben ihr – trotz der Finsternis konnte sie ihn deutlich sehen. Ein Mann, riesig, mit wunderschönen Schwingen. Sechs an der Zahl. Sein muskulöser Oberkörper war nackt und von Linien übersät, die ebenso schwarz waren wie die Dunkelheit um sie herum und mit der Finsternis zu verschmelzen schienen.
    Sein Gesicht war kantig und streng, die Nase aristokratisch gerade – es war das Gesicht und der Körper eines Kriegers, aber seine Augen blickten freundlich und waren voller Mitleid. »Ja«, sagte er leise und legte seine Hand auf ihre Stirn. Für einen winzigen Moment hörte die Pein auf, die ihren Körper malträtierte. »Dumas hat dich verwundet und dich damit verdammt.«
    »Kannst du mir helfen?«
    Der Engel mit den sechs Schwingen schüttelte den Kopf. »Eine Verdammnis kann kein Wesen des Himmels oder der Hölle lösen. Nur jemand, der vergessen hat, was Himmel und Hölle bedeuten, kann es tun.«
    Zoe gab einen gequälten Laut von sich, als er seine Hand von ihrer Stirn nahm und die Schmerzen noch heftiger zurückkehrten. »Wer bist du?«, flüsterte sie schwach. »Was willst du von mir.«
    Der Engel beugte sich zu ihr. »Mein Name ist Uriel. Ich bin einer der ersten unter den Boten des Herrn. Und ich bin gekommen, um dich, Zoe, von deinem Leid zu erlösen – sobald du mir verraten hast, wo sie ist.«
    Cale hielt Zoes Körper in seinen Armen und wiegte sie sacht. Er konnte nicht glauben, dass sie tot war, wollte es nicht akzeptieren. Sein Gesicht hielt er gegen ihren Hals gedrückt, und selbst Caes schwieg betroffen. Cale wusste nicht, was er tun sollte – selbst die Stille, nur unterbrochen von Zoes Herzschlag, war um ihn, und er …
    Zoes Herzschlag? Cale riss

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