Die schlafenden Hüter - Das Marsprojekt ; 5
zu bleiben. Dass eine Isolationszeit bevorstand, war schließlich bekannt; alle Raumschiffe sind ja buchstäblich im letzten Moment zum Mars aufgebrochen. Nein, das Eingreifkommando hatte nur den Befehl, sich zur Verfügung zu halten.«
»Falls die Regierung nicht so handelt, wie es der Heimwärtsbewegung gefällt.«
»Falls die Regierung nicht so handelt, dass der Fortbestand der Menschheit gesichert ist.« Carver streckte die Arme, soweit seine Fesseln das zuließen. »Aber die Regierung war nicht das Problem. Das Problem waren die Kommandanten der beiden Transportraumschiffe. Als die den Mars nicht, wie vorgesehen, wieder verließen – das hat uns wirklich zu schaffen gemacht! C1-Schiffe führen keine Shuttles mit, unsere Leute mussten also an die Shuttles der Siedlung kommen, um landen zu können. Wären keine Raumschiffe beim Mars gewesen, hätten beide Shuttles unbemannt im Orbit gewartet, nicht wahr? Das ist allgemein bekannt. Man lässt die Shuttles nicht auf der Oberfläche stehen, wo sie monatelang Stürmen und Staub ausgesetzt wären. Aber nun waren sie an die beiden Raumschiffe gekoppelt und wir mussten uns erst ein trickreiches Manöver ausdenken.«
»Woher stammte das Programm, mit dem Sie die Künstliche Intelligenz der Siedlung unter Kontrolle bekamen?«
Carver lächelte verächtlich. »Die Heimwärtsbewegung versammelt die klügsten Leute dieses Planeten. Glauben Sie, da ist es ein Problem, ein Stück Software zu entwickeln?«
Carl musste daran denken, wie er das letzte Mal hier gestanden hatte. Damals hatte draußen ein Sandsturm getobt. Und er hatte nicht begriffen, wie er in das Innere der Höhle gelangt war, die ringsum von blauem Glas verschlossen, ja, regelrecht versiegelt gewesen war.
Die Stimmen im Helmlautsprecher gingen durcheinander. »… kann sich natürlich auch jederzeit wieder schließen … wohl oder übel riskieren … halten Sie es für sinnvoll, Männer mit Schusswaffen mitzunehmen?« Das galt Whitehead und den vier Männern seiner Besatzung, die sie begleiteten. Diese trugen Waffen, die man den in der Siedlung festgesetzten Leuten Eikangers abgenommen hatte. »Für alle Fälle«, meinte Whitehead, worauf Dr. Spencer etwas von »na, dann führen wir uns Menschen ja gleich richtig ein«, brummte, was den Industriellen zu einer langatmigen Ausführung darüber veranlasste, dass die Falaner die Menschen schließlich lange genug kannten und außerdem in Sachen Waffengebrauch selber nicht gerade zimperlich gewesen seien …
»Also, wie geht es nun weiter?«, wandte sich Caphurna an Carl.
Carl musterte die hintere Wand der Höhle. Dort gab es mehrere Durchgänge in weitere Hohlräume, die aber ebenfalls durch gläserne Barrieren verschlossen waren. Einer der Hohlräume war länglich und führte in die Tiefe. »Dort«, sagte Carl.
Auch hier wich das Glas auf Elinns Berührung hin zur Seite, als sei alles nur Illusion gewesen.
Der Boden war uneben. Nach etwa hundert Metern verengte sich der Gang, musste man sich regelrecht hindurchzwängen zwischen zwei großen runden Felsen, die sich aus der Wand drückten.
Carl hob die Hand. »Hier müssen wir uns jetzt abseilen. Dahinter wird es steil und rutschig.«
Einer von Caphurnas Assistenten packte die Seilrollen aus, die sie vorsorglich mitgenommen hatten, und Dr. Spencer bestand darauf, voranzugehen. »Alles klar«, rief er nach ein paar Minuten, in denen man ihn nur angestrengt hatte keuchen hören. »Ich bin unten. Es ist wirklich ziemlich rutschig!«
So seilten sie sich einer nach dem anderen ab. Nicht bei jedem ging es ohne Blessuren. Ronny rutschte ein paar Mal ab, Whitehead verlor auf den letzten Metern den Halt und kam unsanft unten an.
»Kommen noch mehr solcher Passagen?«, fragte er, während er seinen Anzug checkte und sich den Hintern rieb. »Ich merke gerade mal wieder, dass ich nicht mehr der Jüngste bin.«
Carl leuchtete den Boden des Höhlenraumes ab. Tatsächlich, da lag noch der Schreibstift, den er bei seiner ersten Erkundung auf dem Boden hinterlassen hatte. Seine Spitze zeigte immer noch in die Richtung, in die er damals gegangen war: auf einen Gang, der nach einer Weile breiter werden würde.
»Hier geht es weiter«, erklärte er.
Nun ging er voran. Nach einer Weile kam wieder eine Glaswand, diesmal eine besonders dicke, und wenn die Theorien stimmten, dann durfte die jetzt nicht einfach verschwinden, weil es nämlich keine Trennwand war, sondern ein Durchgang zu der eigentlich in der Cydonia liegenden
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