Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Schlucht

Titel: Die Schlucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
Vom Netzwerk:
Spalt weit aufging. Tweed wechselte einen Blick mit Paula, die bereits ihre Browning gezückt hatte, bevor auch er seine Waffe zog und die Tür nach innen drückte, die in gut geölten Angeln geräuschlos aufging.
    Ohne ein Wort zu sagen, betraten sie eine geräumige Eingangshalle, in der eine weitere Tür einen Spaltbreit offen stand. Auf Zehenspitzen schlichen sie auf die Tür zu, die in ein luxuriös ausgestattetes Wohnzimmer führte.
    »Großer Gott!«, flüsterte Tweed, nachdem er die Tür geöffnet hatte.
    »Was ist denn los?«, flüsterte Paula.
    »Ich glaube, wir haben Mr Hartland Trent gefunden …«
    Der reglose Körper lag auf einem Tisch, dessen grünes Tischtuch blutgetränkt war. Tweed fühlte an der Halsschlagader den Puls und schüttelte den Kopf.
    »Wir kommen zu spät!«, sagte er leise zu Paula. »Er ist tot. Aber sein Körper ist noch warm, der Mord muss also kurz vor unserer Ankunft verübt worden sein. So wie es aussieht, hat jemand ein gutes Dutzend Mal heftig auf ihn eingestochen.«
    »Sehen Sie sich einmal den Zeigefinger seiner rechten Hand an«, sagte Paula. »Er deutet auf etwas. Auf den Stapel alter Zeitungen auf dem Couchtisch.«
    »Sie wollen damit doch nicht etwa sagen«, meinte Tweed ungläubig, »dass der Sterbende uns damit noch einen Hinweis geben wollte.«
    »Uns sind schon seltsamere Dinge untergekommen«, erinnerte ihn Paula. »Glauben Sie, dass er an einem der Stiche gestorben ist?«
    »Sieht eher so aus, als ob er verblutet wäre. Kann sein, dass er noch Zeit hatte, an einen Hinweis zu denken«, gab Tweed zu. »Und sehen Sie sich einmal an, wie das Zimmer aussieht.«
    Offenbar hatte der Mörder den Raum einer hastigen Durchsuchung unterzogen. Vor den Schränken lagen herausgezogene Schubladen, deren Inhalt über den Boden verstreut lag, zusammen mit Büchern, die offenbar aus einem leergeräumten Regal an der Wand stammten.
    »Ich sehe mich mal im oberen Stockwerk um«, sagte Paula und eilte mit erhobener Waffe zur Tür.
    Tweed streifte sich Latexhandschuhe über und durchsuchte dann die weiteren Zimmer im Erdgeschoss.
    Als er, ohne etwas Besonderes gefunden zu haben, wieder die Eingangshalle betrat, kam Paula gerade die Treppe herunter.
    »Da oben ist niemand«, berichtete sie. »Aber die Zimmer sehen so aus, als ob sie nicht durchsucht worden wären.«
    »Hier unten ist es genauso, bis auf das Zimmer, in dem wir den Toten gefunden haben. Es sieht so aus, als ob Mr Hartland Trent seinen Mörder gekannt und ihn selbst ins Haus gelassen hat.«
    »Warum liegt die Leiche auf dem Tisch?«
    »Ich vermute, dass er am Ende des Tisches stand, als er angegriffen wurde. Sein Mörder muss ihn rückwärts auf die Tischplatte gedrückt und dabei immer wieder auf ihn eingestochen haben.«
    Paula ging hinüber zu dem Tisch mit den Zeitungen und besah sie sich eine nach der anderen. Tweed hielt das für Zeitverschwendung, sagte aber nichts und ging leise aus dem Zimmer. Ihm war etwas eingefallen. Was, wenn der Mörder an den Tatort zurückkäme und sie bei ihren Ermittlungen überraschte? Er ging zur Eingangstür und sperrte sie mit dem Schlüssel ab, der von innen im Schloss steckte.
    Als er zurückkam, hatte Paula erst die Hälfte des Zeitungsstapels durchgesehen.
    »Machen Sie schnell«, sagte er ungeduldig. »Wir müssen von hier verschwinden. Wenn wir wieder draußen sind, rufen wir von einer Telefonzelle aus die Polizei an und melden anonym den Mord an Hartland Trent.«
    »Immer mit der Ruhe!«, erwiderte Paula. »Finden Sie es nicht merkwürdig, dass das ganze Zimmer durch sucht wurde und dieser Zeitungsstapel als Einziges unangetastet blieb?« Sie sah gerade eine alte Ausgabe der Times durch, die ungewöhnlich dick war. Als sie sie in der Mitte aufschlug, entdeckte sie, dass jemand dort ein juristisches Dokument versteckt hatte.
    Paula überflog das Schriftstück und reichte es Tweed. Es war ein Kaufvertrag, der besagte, dass Hartland Trent die Nutzungsrechte für das Black Gorse Moor, die ihm zu siebzig Prozent gehörten, für zwanzigtausend Pfund an Neville Guile verkaufte.
    »Sieh mal einer an, Neville Guile«, sagte Tweed. »Das ist doch der Besitzer von Otranto Oil, der uns in diesem Fall schon ein paarmal über den Weg gelaufen ist.«
    »Und hier steht eine besonders interessante Klausel«, sagte Paula und las vor: »›Zur Nutzung freigegeben ist neben dem Grund auch sämtliches geologisches Material.‹ Was ist damit wohl gemeint?«
    »Keine Ahnung«, erwiderte Tweed.

Weitere Kostenlose Bücher