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Die Schlucht

Titel: Die Schlucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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trinken Sie doch noch etwas von Ihrem Wein.«
    Tweed ging wieder zurück an den Sofatisch und nahm sein Glas, vermied es aber, sich auf das Sofa zu setzen. Stattdessen nahm er auf einem Sessel in der Nähe Platz. Mrs Shipton stand auf und drehte das Bild von Lady Bullerton wieder mit dem Gesicht zur Wand. Dabei machte sie ein beleidigtes Gesicht, und Tweed konnte nicht sagen, ob es wegen des Bildes war oder weil er sich weggesetzt hatte.
    Die Tür ging auf, und Lance kam herein. Er trug einen perfekt sitzenden Smoking und sah wie immer umwerfend aus. Als Mrs Shipton den Smoking sah, schüttelte sie missbilligend den Kopf.
    »Ich habe auf Anweisung von Lord Bullerton nur für zwei Personen decken lassen.«
    »Mrs Shipton«, sagte Lance in einem fast überheblichen Tonfall. »Die Köchin hat Probleme mit dem Soufflé. Sie sollten vielleicht mal nach dem Rechten sehen, damit es ihr nicht zusammenfällt.«
    »Ach du meine Güte. Kann man in diesem Haus denn nicht einmal in Ruhe einen Aperitif trinken …«
    Ohne noch ein weiteres Wort an Tweed zu richten, eilte Mrs Shipton aus der Bibliothek. Lance setzte sich auf einen Stuhl Tweed gegenüber und strich über das Revers seines Smokingjacketts.
    »Wenn Sie nichts dagegen haben, würde ich Ihnen beim Abendessen gern Gesellschaft leisten. Ich hoffe, mein Vater hat auch nichts dagegen.«
    »Das ist ganz allein Ihre Entscheidung. Ich bin hier nur der Gast.«
    »Wo haben Sie denn Ihre reizende Miss Grey gelassen?«, fragte Lance.
    »Miss Grey ist leider unpässlich.«
    Tweed griff nach der schmalen Aktentasche, die er aus dem Hotel mitgenommen hatte, und zog die Fotos heraus, die ihm Hector Humble gegeben hatte. Er legte sie mit der Bildseite nach unten vor Lance auf den Couchtisch.
    »Können Sie mir vielleicht sagen, wer diese Frauen sind?«
    Lance drehte die Bilder um und starrte auf die Fotos. Sein Gesicht wurde leichenblass. Einen Moment lang sackte er in sich zusammen, dann richtete er sich wieder auf und starrte Tweed mit glasigen Augen an. Er zeigte erst auf das eine Bild und dann auf das andere.
    »Das hier ist Nancy, und das hier ist Petra. Meine beiden Schwestern. Aber die sind doch im Ausland. Wo wurden diese Bilder gemacht?«
    »In London. Nachdem Ihre Schwestern brutal ermordet wurden. Ihre Gesichter wurden mit einem Instrument, das möglicherweise Ähnlichkeit mit einem Korkenzieher hat, entsetzlich verunstaltet.«
    »Das verstehe ich nicht«, sagte Lance in ungläubigem Tonfall. »Auf diesen Fotos sind doch keinerlei Spuren von Verunstaltung zu erkennen.«
    »Die Aufnahmen wurden gemacht, nachdem ein Spezialist ihre Gesichter rekonstruiert hatte.«
    »Das klingt aber reichlich makaber …«
    Er konnte den Satz nicht mehr zu Ende sprechen, denn die Tür der Bibliothek wurde aufgestoßen, und Lord Bullerton, der einen Geschäftsanzug trug, stampfte mit hochrotem Gesicht herein. Als er Lance sah, fing er an zu brüllen.
    »Deinen Pinguinanzug kannst du gleich wieder ausziehen, Lance. Ich habe Mr Tweed zum Dinner eingeladen, nicht dich. Du verschwindest also am besten gleich wieder.«
    »Sehen Sie. So ist das hier«, murmelte Lance, an Tweed gewandt, während er aufstand und hinausging, wobei er an der Tür kurz aufgehalten wurde, da Mrs Shipton gerade wieder zurückkam.
    »Ist das Abendessen schon fertig?«, fragte Bullerton.
    »Ja. Es wird in zehn Minuten serviert.«
    Tweed nahm die beiden Fotos und steckte sie vorsichtig in seine Aktentasche, die er danach wieder verschloss. Erst dann stand er auf und begrüßte seinen Gastgeber.
    »Spielen Sie eigentlich Schach, Mr Tweed?«, fragte Bullerton. »Dieses Spiel ist meine große Leidenschaft. Möchten Sie vielleicht noch einen Schluck Wein?«
    »Vielen Dank, aber ich warte bis zum Essen.«
    Er sah zu, wie Bullerton zu einem Tisch ging, auf dem ein Schachbrett mit einer angefangenen Partie stand. Lord Bullerton nahm die Dame vom Brett und wandte sich wieder an Tweed.
    »Diese Dame ist ein echtes Problem«, sagte er, während er die Schachfigur gedankenverloren in den Händen drehte. »Ihre Position ist praktisch unangreifbar.« Er wandte sich wieder an Tweed. »Ich spiele meistens gegen mich selbst. Aber vielleicht hätten Sie ja Lust, mit mir eine Partie zu spielen. Mrs Shipton kann mit dem Abendessen noch warten.«
    »Vielleicht ein andermal«, sagte Tweed, der mittlerweile aufgestanden war und die beiden Fotos aus der Aktentasche genommen hatte. »Ich möchte Ihnen etwas zeigen.«
    Als Lord Bullerton die Bilder

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