Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Schlucht

Titel: Die Schlucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
Vom Netzwerk:
endlich schaffte, sich ganz aus dem Loch zu ziehen. Danach war er so erschöpft, dass er zusammenbrach und gegen Paula fiel. Laut keuchend rollte er sich auf die Seite, und Paula spürte, wie der Schmerz in ihren Hüften langsam nachließ.
    Sie lagen eine Weile da, erholten sich und streckten ihre müden Glieder. Dann drückte MacBlade sanft Paulas Arm und fragte: »Und was jetzt?«
    »Wir müssen schleunigst aus diesem teuflischen Tunnel heraus. Ich krieche voran, und Sie bleiben dicht hinter mir.«
    »Sie haben wirklich Mumm in den Knochen, Paula«, sagte er. »Dürfte ich Sie um etwas bitten?«
    »Worum denn?«
    »Könnten Sie diesen kleinen Plastikbehälter für mich in Ihren Rucksack stecken? Ich habe ihn da unten im Schacht die ganze Zeit in der Hand gehabt.«
    »Was ist denn da drin?«
    »Eine Probe. Aber das erzähle ich Ihnen später. Lassen Sie uns zusehen, dass wir hier rauskommen …«
    Als sie endlich am Ende des Tunnels ankamen, war Paula so erleichtert wie selten zuvor in ihrem Leben. Inzwischen war der Mond aufgegangen und erleuchtete das Tal unter ihnen.
    »Einen Augenblick bitte«, sagte sie zu MacBlade, der vor Erschöpfung keuchend nach Atem rang. »Ich rufe rasch im Hotel an und sage Tweed, was passiert ist und dass wir Hilfe brauchen.«
    Sie griff in die Tasche ihrer Jeans, um ihr Handy her auszuholen, und erstarrte. »Ich muss beim Kriechen in dem Stollen wohl mein Handy verloren haben«, sagte sie, nachdem sie alle ihre Taschen abgeklopft hatte. »Gehen Sie schon mal vor zu meinem Wagen. Er steht unten an der Straße hinter einer Hecke versteckt. Ich komme so schnell wie möglich nach.«
    »Kommt gar nicht infrage«, entgegnete MacBlade. »Ich kann Sie doch hier nicht alleinlassen.«
    »Sie können sich vor Erschöpfung ja kaum mehr auf den Beinen halten. Gehen Sie vor, ich hole Sie sowieso wieder ein.«
    »Aber …«
    »Kein Aber. Tun Sie, was ich sage!«
    »Wie Sie wünschen«, erwiderte MacBlade indigniert und ging los in Richtung Tal. Als er sich noch einmal umdrehte, konnte er Paula nicht mehr sehen, weil die Ginsterbüsche sie verdeckten.
    Paula drehte sich um und ging zurück zum Stolleneingang. Als sie die Tür öffnen wollte, hörte sie auf einmal ein Geräusch hinter sich. Noch bevor sie herumwirbeln konnte, wurde ihr ein grober Sack über den Kopf gestülpt. Kräftige Hände rissen ihr die Arme nach unten, packten sie an den Handgelenken und legten ihr Handschellen an. Dann hörte sie eine ihr vertraute, seltsam hohe Stimme.
    »Sie gehört dir, Ned. Mach mit ihr, wozu du Lust hast, und wenn du mit ihr fertig bist, mach sie kalt und verscharr ihre Leiche irgendwo. Sie weiß zu viel.«
    Die kräftigen Hände packten sie und hoben sie hoch, und dann spürte Paula, wie sie übers Moor getragen wurde. Der Sack lag so eng an ihrem Mund, dass sie nur gedämpfte Laute hervorbringen konnte, die Mac-Blade, der bestimmt schon ein gutes Stück weit entfernt war, unmöglich hören konnte. Wohin würde ihr Peiniger sie tragen?

13
    Als Paula spürte, wie kräftig der Mann war, der sie mit großen Schritten nun schon eine ganze Strecke weit getragen hatte, wusste sie genau, dass Widerstand zwecklos war. Es kam ihr so vor, als würde es abwärtsgehen, und sie schätzte, dass sie irgendwo in dem Tal sein mussten, in dem sich auch Hobart House befand.
    »Das wird dir gefallen«, sagte er ihr mit heiserer Stimme. »Zumindest der erste Teil. Beim zweiten bin ich mir da nicht so sicher. Guile ist gar nicht so blöd. Er hat gleich geschnallt, dass du Tweeds Ein und Alles bist. Und wenn du für immer verschwindest, ist Tweed am Boden zerstört und lässt ihn in Ruhe.«
    »Tweed wird ihn finden und bestrafen«, presste Paula unter dem Sack hervor. »Und wenn er ihn um die ganze Welt jagen muss …«
    »Halt die Klappe.«
    Marsh packte sie so fest an den Armen, dass es wehtat. Seine Schritte verlangsamten sich, und Paula hörte, wie quietschend ein Tor aufging. Die Schritte ihres Entführers klangen jetzt so, als ob er auf Steinplatten ging. Paula schüttelte den Kopf so lange, bis der Sack ein wenig nach oben rutschte und sie im Mondlicht ein mit Ziegeln gedecktes Cottage sehen konnte. Das musste die Hütte in dem Wäldchen sein, von der Harry Butler gesprochen hatte.
    Marsh zog ihr den Sack wieder fest über den Kopf und drückte ihren Arm so fest, dass sie vor Schmerz aufschrie.
    »Versuch nicht, mich auszutricksen, sonst bereust du es später.«
    Paula sagte nichts. Sie wusste, dass es sinnlos

Weitere Kostenlose Bücher