Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Schlucht

Titel: Die Schlucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
Vom Netzwerk:
bewahre ich meine persönlichen Dokumente auf. Sie können gern alles lesen, was Sie wollen.«
    »Wer reitet in diesem Haus sonst noch außer Ihnen?«, fragte Tweed.
    »Alle. Lance, Sable, Margot und Mrs Shipton. Sie ist eine fantastische Reiterin.«
    »Und wo kann ich Mrs Shipton jetzt finden?«
    »In der Küche, würde ich mal sagen …«
    Tweed ging zur Küche und klopfte leise an die Tür. Keine Antwort. Tweed klopfte ein wenig lauter.
    »Scheren Sie sich zum Teufel«, rief Mrs Shipton. »Egal, wer es auch ist, ich kann hier jetzt niemanden gebrauchen!«
    Tweed öffnete vorsichtig die Tür. Mrs Shipton stand an der Stirnseite des Arbeitstisches. Vor ihr standen eine große Aluminiumschüssel und mehrere andere Behältnisse mit den unterschiedlichsten Zutaten.
    »Verschwinden Sie!«, fauchte sie.
    »Ich habe von Lord Bullerton die Erlaubnis, das ganze Haus zu durchsuchen.«
    »Heißt das, dass Sie vorhaben, auch mein Zimmer zu durchsuchen?«, fragte Mrs Shipton und stemmte die Hände in die Hüften.
    »Ich nicht. Aber Miss Grey, falls sich die Notwendigkeit ergibt.«
    »Wissen Sie eigentlich, was ich hier gerade tue?«, fragte Mrs Shipton, ohne auf Tweeds Antwort näher einzugehen.
    »Keine Ahnung.«
    »Das wird ein Soufflé für seine Lordschaft. Er hat es sich ausdrücklich gewünscht. Der Arme hätte sich heute um ein Haar das Genick gebrochen.«
    »Waren Sie schon auf, als es passiert ist?«, wollte Tweed wissen.
    »Jawohl.« Mrs Shipton wischte sich die Hände an ihrer Schürze ab und setzte sich auf einen Korbstuhl. »Ich habe ihn sogar durch das Küchenfenster gesehen, wie er hinüber zum Stall gegangen ist. So früh war er noch nie auf.«
    »Haben Sie sonst noch jemanden draußen gesehen?«
    »Ja. Einen Wanderer.«
    »Wie sah der aus?«
    »Schlank, sportlich, etwa so groß wie Sie. Und er hatte eine leichte Hakennase und ein sehr blasses Gesicht, was bei Wanderern, die ständig an der frischen Luft sind, eher ungewöhnlich ist. Aber er war sehr höflich, das muss ich sagen.«
    »Haben Sie denn mit ihm gesprochen?«
    »Ja. Er kam ans Fenster und fragte, ob er ein Glas Wasser haben könnte. Das habe ich ihm dann gegeben, und er hat es in einem Zug geleert.«
    Paula wandte Mrs Shipton den Rücken zu und flüsterte Tweed etwas zu. Die Beschreibung des Wanderers passte auf Lepard, den Killer, den Harry Butler ihnen beschrieben hatte.
    »Was hat er getan, nachdem er das Wasser getrunken hatte?«, fragte Tweed.
    »Er ist weitergegangen. Auf dem kleinen Weg, den Sie da drüben sehen.«
    »Führt der Weg etwa in die Nähe des Stalls, in dem Lord Bullertons Pferd stand?«
    »Ja, das tut er. Aber ich habe nicht gesehen, dass der Wanderer in den Stall ging.«
    »Haben Sie den Wanderer vor oder nach Lord Bullerton gesehen?«
    »Daran erinnere ich mich nicht mehr. Ich habe mich schließlich um tausend andere Dinge zu kümmern, ganz besonders am frühen Morgen, wenn für alle Leute das Frühstück gemacht werden muss.«
    Tweed streifte sich ein Paar Latexhandschuhe über und öffnete die Besenkammer, die voller fein säuberlich geordneter Putzgeräte und Reinigungsmittel war.
    »Wehe, Sie bringen mir da etwas durcheinander!«, warnte Mrs Shipton. »Bei mir hat alles seine Ordnung …«
    Tweed kümmerte sich nicht um sie und schob Plastikflaschen mit Geschirrspülmittel und Schmierseife beiseite. Das Geheimfach befand sich, wie er vermutet hatte, auf Augenhöhe und ließ sich auf die Weise, die Lord Bullerton ihm beschrieben hatte, problemlos öffnen. Im Inneren des kleinen, in die Wand der Kammer eingelassenen Fachs befand sich ein Umschlag, den er vorsichtig herausnahm. Er öffnete ihn, zog das darin befindliche Dokument heraus und las es durch, bevor er es mitsamt dem Umschlag wieder zurück in das Geheimfach legte.
    Er wollte die Tür der Besenkammer schon wieder schließen, als ihm unter den Schrubbern, Besen und Bürsten ein einzelner grüner Stiel auffiel, an dem früher vielleicht ein Schrubber befestigt gewesen war. Er zog ihn heraus und sah, dass er schon deutlich älter war. Tweeds Miene verfinsterte sich.
    Er nahm den Stiel, schloss die Tür und ging hinüber zu Paula, die inzwischen den Geschirrschrank und die Speisekammer durchsucht hatte. Als sie Tweeds Gesichtsausdruck bemerkte, flüsterte sie ihm zu: »Na, haben Sie etwas gefunden?«
    »Das hier«, erwiderte Tweed und zeigte ihr den Stiel.
    »Und was ist das?«
    »Ein alter Schrubberstiel.«
    »Na toll, wollen Sie den für Ihre Wohnung

Weitere Kostenlose Bücher