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Die Schmetterlingsinsel

Die Schmetterlingsinsel

Titel: Die Schmetterlingsinsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corina Bomann
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wir uns auch noch etwas für die nächsten Tage aufsparen. Nicht, dass du vollkommen erschöpft wieder in Colombo ankommst.«
    »Ich glaube, dafür reicht meine Kraft gerade noch so.« Damit zog er sie in seine Arme und küsste sie.
    Nachdem sie sich noch eine Weile in den Armen gehalten hatten, erhob sich Diana plötzlich und schlüpfte in ihren ­Bademantel.
    »Was ist?«, wunderte sich Jonathan.
    »Ich hole etwas.«
    »Eine Stärkung aus der Küche?«
    »Das Heft«, antwortete sie ehrlich.
    »Nicht doch!«, murrte er. »Bist du schon so von mir gelangweilt, dass du in dem Heft lesen musst?«
    »Nein, aber ich will wissen, wie es weitergeht. Jetzt ist mir sowieso nicht mehr nach Schlafen zumute. Sag nicht, dass du nicht wissen willst, was aus Grace und Vikrama wird.«
    Sie beugte sich über ihn, gab ihm einen Kuss, dann verließ sie das Zimmer.
    Als sie mit dem Heft zurückkehrte, setzte sie sich zu Jonathan, lehnte sich an seine Brust wie an einen bequemen Sessel und las dann im Lampenschein laut vor.
    » Von nun an war nichts mehr so wie früher. Ich schlich mich nachts aus dem Haus, traf mich mit Vikrama, und wir liebten uns. Tagsüber gab ich die anständige Tochter, die die Schwärmereien der Mutter über George Stockton geduldig ertrug, Miss Giles’ Ratschläge ignorierte und mit ihrer kleinen Schwester über das An­wesen streifte.
    Begegnungen mit Dean Stockton blieben glücklicherweise aus.
    Ich gebe zu, insgeheim bereitet es mir Vergnügen, mir auszumalen, dass er Angst hatte. Angst davor, dass ich meinem Vater von dem kleinen Zwischenfall erzählt haben könnte. Doch dieses Vergnügen ist zweischneidig, denn es erinnert mich auch wieder daran, dass Stockton seinerseits gedroht hat, mich zu verraten.
    Am Abend, wenn ich vor dem Fenster sitze und auf Vikrama warte, lausche ich in mich hinein. Vikrama hat mir noch nach unserer ersten Nacht einen Beutel mit Kräutern gebracht, doch den habe ich nicht angerührt.
    Ich hasse es, ihn auf diese Weise zu betrügen, doch mein Herz sagt mir, dass ich das Richtige tue. Forderte die Palmblatt-Prophe­zeiung nicht gerade das?
    Seit drei Wochen schlafen wir nun miteinander, und es wäre durchaus möglich, dass ich bereits schwanger bin. Dieser Gedanke beunruhigt mich einerseits, denn ich kann mir ausmalen, wie die Reaktion meiner Eltern sein wird. Doch andererseits gibt es mir das Gefühl von Freiheit, denn dieser schreckliche George würde mich dann ganz sicher nicht mehr wollen … «
    An dieser Stelle brachen die Aufzeichnungen ab, wie Diana enttäuscht feststellen musste. »Was meinst du, ist sie von ihm wirklich schwanger geworden?«, fragte Jonathan, während er sanft ihre Schultern streichelte.
    »Möglich wäre es«, gab Diana zurück. »Immerhin hat sie die Kräuter nicht genommen.« Sie betrachtete ihren Arm, dann griff sie nach einer ihrer schwarzen Locken, die nun lose über ihre Schultern fielen. »Kannst du dir vorstellen, dass Grace und Victoria eigentlich ziemlich helle Typen waren?«
    »Sie waren Engländerinnen, weiß wie Milch im Tee. Kein Wunder, dass meine Haut so hell ist.«
    »Milch im Tee ist eine schöne Umschreibung. Wenn Vikrama wirklich der Vater ihres Kindes war, das sie später in Deutschland geboren hat, würde sein Blut noch immer in meinen Adern fließen.«
    »Das Blut eines Kalarippayat-Kämpfers.« Jonathan küsste ihren Hals. »Wenn man sich deine Farbe so ansieht, würde ich sogar darauf wetten, dass sein Blut in eure Familie gekommen ist.«
    Diana langte nach ihm und streichelte seine Hüfte. »Ich frage mich, wie er ausgesehen hat.«
    »Vikrama? Vielleicht sogar ein bisschen wie ich.«
    »Nein, das meine ich nicht. Ich meine den Moment, in dem sie es rausbekommen haben. Als Grace ihrem Vater beichten musste, ein Kind zu erwarten. Ob sie ihnen gesagt hat, wer der Vater war?«
    »Wahrscheinlich nicht. Sie hat ihn geliebt, sie hätte nicht riskiert, dass er in Schwierigkeiten gerät. Ihr Vater hätte ihm sicher die Hölle heißgemacht, wenn er es gewusst hätte.«
    »Nur warum ist Vikrama dann nie bei ihr aufgetaucht?«, sinnierte Diana weiter, und ihre Gedanken schweiften zu dem Brief in ihrer Tasche. Dem letzten Beweisstück? »In ­einem Brief, den ich in der Tremayne-Familiengruft gefunden habe, schrieb ihre Schwester Victoria, dass er zu ihr kommen wollte. Ich gehe mal davon aus, dass sie Vikrama meint.«
    »Nun, vielleicht hat er kalte Füße bekommen. Oder der Vater hat ihm durch die Verwalter eine anständige Tracht

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