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Die Schmetterlingsinsel

Die Schmetterlingsinsel

Titel: Die Schmetterlingsinsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corina Bomann
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Holztür eine riesige Staubwolke entgegen, noch trat sie in einen Haufen alten Laubes.
    Zunächst hatte sie sich gefragt, wie eine so kleine Gruft all die Särge aufnehmen konnte. Jetzt, wo sie in der Tür stand, suchte sie vergeblich nach Sarkophagen oder Urnen.
    Des Rätsels Lösung hatte wie immer Mr Green parat. Mit einer Halogen-Taschenlampe bewaffnet, leuchtete er auf eine kleine Gittertür, hinter der es zunächst nur Schwärze zu geben schien.
    »Die eigentliche Gruft liegt unter der Erde. Der schlanke silberfarbene Schlüssel öffnet die Tür.«
    Es kam Diana äußerst merkwürdig vor, die kleine Totenstadt zu betreten. Der Raum erinnerte sie irgendwie an eine alte ägyptische Grabkammer, die sie in einer National Geographic -Reportage gesehen hatte. Natürlich war es nicht neu für sie, dass reiche Familien sich derartige Gruften zulegten, doch betreten hatte sie dergleichen noch nicht. Und dies hier war außerdem die Grablege ihrer Vorfahren. Als Kind hatte sie sich manchmal gefragt, wie es wäre, all die Ahnen, die vor ihr da waren, zu treffen, mit ihnen spazieren zu gehen oder sie über die Zeit auszufragen, in der sie gelebt hatten.
    Doch nun empfand sie anstelle von Neugier Beklommenheit. Dieser Raum mit seinen in Regalen aufgestapelten Särgen und den die Mitte beherrschenden Sarkophagen zeigte ihr nur zu deutlich, was eines Tages aus jedem Menschen wurde.
    »Die Sarkophage gehören dem Stammvater der Tremaynes und seiner Frau, nicht wahr?«, fragte Diana, während sie über die Namensschilder an den mächtigen Steingebilden leuchtete.
    »Ja, soweit ich weiß«, antwortete der Butler, der ehrfurchtsvoll an der Treppe zurückgeblieben war, über die blasses Tageslicht glitt. »Die anderen Familienmitglieder wurden nach und nach in die Regale gelegt. In manchen Gruften ist es sogar üblich, den Toten ein eigenes Fach in einer Wand zu geben.«
    Diana begann vorn links und arbeitete sich dann langsam im Uhrzeigersinn durch den runden Raum. Name für Name sickerte in ihren Verstand ein, der anhand der Daten versuchte, sie auf einem imaginären Stammbaum mit ausladender Krone einzuordnen.
    Vor einem der Särge machte sie schließlich halt. Das prachtvolle Eichenholz war poliert und mit wunderbaren Intarsien verziert, die unter der Zeit kaum gelitten hatten. Als Diana das verstaubte Messingschild freirieb, las sie: Hier ruht in Gott Victoria Princeton, geborene Tremayne, 12. September 187 3 – 15. August 1929.
    Die berühmte Victoria, Emmelys Großmutter. Dianas Tante hatte kaum von ihr gesprochen, was nicht weiter verwunderlich war, denn bei ihrem Tod war Emmely erst 9 Jahre alt gewesen.
    Wenn sie das System, nach dem die Särge aufgestellt waren, richtig verstanden hatte, hätte entweder vor oder hinter ihr Victorias Schwester Grace bestattet werden müssen. Doch der Sarg fehlte, wie Diana feststellte, als sie die anderen Särge abgeleuchtet hatte. Da waren die Särge von Henry Tremayne, der von Claudia, seiner Frau, der von Deidre und ihrem Gatten. Besonders alt war keiner der Tremaynes geworden. ­Soweit sie wusste, galt das auch für ihre eigene Familie. Niemand hatte die siebzig erreicht. Emmely war die große Ausnahme.
    Das Fehlen von Grace wäre noch damit zu erklären gewesen, dass ihr Gatte darauf bestanden hatte, sie bei sich zu haben. Er war Kapitän gewesen und vermutlich in Ostpreußen beigesetzt, das zumindest wusste Diana von ihrer Mutter. Und warum lag Beatrice, die zu niemandem mehr gehörte, aber dennoch eine Nachfahrin der Tremaynes war, nicht hier? Warum hatte sie ihr eigenes Grab bekommen – mit ­einem Engel, der einen Kranz Teeblätter hielt?
    »Haben Sie je erfahren, warum meine Großmutter außerhalb der Gruft beerdigt wurde, Mr Green?«
    »Tut mir leid, nein«, antwortete Mr Green, der immer noch an der Tür stand. »Das gehörte zu den Dingen, die niemals angesprochen wurden. Aber vielleicht war es der Wunsch Ihrer Großmutter.«
    Diana fragte sich, ob Beatrice, verwundet durch die Geburt, überhaupt in der Lage gewesen war, noch einen Wunsch zu äußern. Wenn sie im Sterben läge, wäre es ihr egal, wo man sie begrub.
    Oder hatte Deidre, die noch immer misstrauisch war, dafür gesorgt?
    Als sich Diana dem freien Fach unter Deidre zuwenden wollte, streifte ihr Lichtstrahl einen Gegenstand unter dem Sarg.
    »Was ist das?«, murmelte sie verwundert, während sie weiter unter Deidres Sarg leuchtete. Das Papierstück war vergilbt und ein wenig zerknittert, lag von einer

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