Die Schmiede der Dämonen (Colton Sharman. Engelskrieger) (German Edition)
weitere Abzweigung und als er sich auf die eine Seite wandte, entdeckte er Melissa.
Sie hing immer noch festgebunden an der Wand, wie eine Spindel oder ein Insekt in der Vorratskammer einer Spinne. Auf ihrem Gesicht entwickelte sich ein Veilchen.
»Bist du in Ordnung ?« , wollte Colton wissen, während er zu ihr eilte.
»So einigermaßen. Wie hast du mich gefunden ?«
»Eigentlich aus purem Zufall. Das ist ein riesiges Labyrinth, habe ich den Eindruck .«
»Du bist allein gekommen ?«
Colton schüttelte den Kopf. »Finlay war bei mir und noch zwei andere, die sich mit Dämonen auskennen. Finlay ist tot .«
»Was?«
Er zuckte etwas hilflos mit den Schultern. Wieder spürte er, wie die Wut von ihm Besitz ergriff.
»Das ist jetzt nicht so wichtig. Wie kann ich dich befreien ?«
»Ich habe die Fesseln nicht lösen können. Hast du ein Messer ?«
Der Hirt befühlte die schwarze Masse, die sich um Melissas Handgelenke und Fußknöchel geschlungen hatte. Augenblicklich, als er sie anfasste, flammten kleine, blaue Blitze auf und begannen sie aufzulösen.
»Was ist das ?« , fragte Melissa erschrocken.
Zuerst wusste Colton nicht, wovon sie sprach. Dann aber erinnerte er sich daran, dass Melissa vieles nicht mitbekommen hatte und er selbst sich mittlerweile so an seine Engelskräfte gewöhnt hatte, dass er gar nicht mehr darüber nachdachte. Doch er hielt es jetzt nicht für günstig, ihr die ganze Geschichte zu erzählen. Er befürchtete, dass er sie damit nur verwirren könnte. Und er selbst fühlte sich in einem Maße nervös, geradezu aufgeheizt, dass er es für günstig hielt, möglichst rasch die Dämonenschmiede zu verlassen.
»Das erkläre ich dir später. Lass uns erstmal dich losmachen .«
»Vielleicht löst du erstmal meine Fußfesseln. Ansonsten falle ich hin .«
Colton grinste leicht. Wenn auch nicht sonderlich überzeugend. »Du hast recht .« Er beugte sich nach unten.
Eine halbe Minute später verschwand das Band, das die Füße der jungen Frau in Stellung hielt. Sie bewegte die Beine leicht, winkelte sie kurz an und sagte: »Das tut gut. Ich hatte überhaupt kein Gefühl mehr in meinen Gliedmaßen .«
Währenddessen machte Colton sich an den oberen Fesseln zu schaffen. »Was hat er dir angetan ?«
»Nichts, worüber ich ernsthaft klagen müsste. Jedenfalls hat er mich nicht verwandelt .«
»Aber er hat sich geschlagen ?«
»Er hat eine recht sadistische Ader. Aber offensichtlich ernährt er sich sowieso von Schmerz. Es geht ihm nicht nur darum, die Menschen zu versklaven. Er will sie auch möglichst intensiv quälen .«
Colton nickte. »Der Hunger. Tom erzählte das. Je mehr Menschen er unterjocht hat, umso stärker wird er. Dann ist es nur gut, dass wir viele dieser Wesen vernichtet haben .«
»Deshalb war er so wütend .«
»War er das ?«
In diesem Moment lösten sich auch die oberen Fesseln und Melissa fiel auf ihre Beine. Colton hatte nicht gewagt, sie direkt anzufassen. Sein innerer Zustand ermöglichte ihm sowieso kaum noch eine bewusste, menschliche Kontrolle.
»Und was jetzt ?« , fragte sie.
»Zuerst müssen wir hier raus .«
»Was ist mit den beiden anderen? Sind die auch tot ?«
»Alex und Tom? Ich weiß es nicht. Wir haben uns verloren. Die Räume verändern sich ständig. Aber beides sind erfahrene Kämpfer. Ich würde mir nicht so viel Sorgen um sie machen .«
»Ich mache mir auch keine Sorgen. Aber du scheinst dir welche zu machen .«
Colton schauderte Melissa überrascht an. »Wie kommst du darauf ?«
»Wenn du schon das Wort Sorge benutzt .«
»Mir ist es wichtig, dass du in Sicherheit bist. Und hier drinnen kann man nicht einen Moment von Sicherheit sprechen .«
»Ich bin kein Mauerblümchen. Ich weiß vielleicht besser, was hier auf dem Spiel steht, als du. Schließlich kenne ich den Besitzer dieses Gebäudes bereits. Und er hat Nadine umgebracht .«
»Du hast sie gesehen ?«
Melissa nickte. »Er hat sich verwandelt. Vielleicht war sie noch nicht tot, aber so, wie sie ausgesehen hat, wäre es besser für sie .«
»Warum hat er dich nicht in einen solchen Zombie verändert ?«
»Ganz genau weiß ich das nicht. Aber ihm fehlen wohl die Arbeiter. Er war vorhin furchtbar sauer, weil er einige von ihnen in den Kampf schicken musste. Soweit ich das mitbekommen habe, stellen sie für ihn auch die Waffen her. Das sind wohl diese Schwerter, die die Kreaturen bei sich tragen .«
»Und wie geht es dir jetzt? Jetzt, wo du weißt, dass deine Schwester verloren
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