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Die schöne Mätresse

Die schöne Mätresse

Titel: Die schöne Mätresse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Justiss
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das zweifellos auch in seinem zu lesen war? Sein Herz schlug schneller, und er nahm den Lärm der vielen Gäste nur noch wie ein dumpfes Summen wahr. Es war, als ob nur noch sie beide existierten, ganz allein auf der Welt.
    „Lord Cheverly.“ Lächelnd nannte sie seinen Namen. Und all sein Zorn, Schmerz und seine Bitterkeit schmolzen angesichts dieses strahlenden Lächelns dahin.
    „Werden Sie mir einen Walzer gewähren, Lady Auriana?“ hörte er sich fragen.
    Sie nickte. Die nachrückenden anderen Gäste zwangen ihn dazu, weiterzugehen.
    Er stand bereits mitten im Ballsaal, als sein Verstand wieder zu funktionieren begann. Was um Himmels willen hatte ihn dazu bewogen, sie um einen Tanz zu bitten? Eigentlich hatte er nur seine Pflicht gegenüber seiner Mutter, Clare und Andrea erfüllen wollen und beschlossen, Emily nach der Begrüßung aus dem Weg zu gehen. Er handelte wie ein Narr, wenn er sich selbst quälte, indem er sie vor all den Leuten scheinbar gelangweilt in den Armen hielt.
    Nichtsdestotrotz, während Evan sich dem gewohnten Ritual widmete, die Damen zu ihren Stühlen zu geleiten, für Getränke zu sorgen und Bekannte zu begrüßen, konnte er nur noch an eines denken: Schon bald würde Emily wieder in seinen Armen liegen.
    Emilys Nerven waren zum Zerreißen gespannt. Evan war gekommen. Sie war sich dessen nicht sicher gewesen, hatte sich gefragt, ob er ihr überhaupt noch einmal begegnen wolle.
    Sie musste sich dazu zwingen, ihm nicht hinterherzublicken, während er seine Familie durch die Menge eskortierte.
    War er immer noch so wütend wie an jenem Morgen, als sie ihn weggeschickt hatte? Oder verletzt, weil sie ihm ihre Vergangenheit verschwiegen hatte?
    Andererseits hatte sie ihm fast alles verraten, abgesehen von ihrem Namen und ihrer Herkunft. Hoffentlich ahnte er, dass sie es nicht gewagt hatte, ihm zu schreiben, als sich ihr Leben so drastisch verändert hatte. Selbst wenn er sich dieser Tatsache nicht bewusst gewesen war, so konnte er jetzt keinen Zweifel mehr hegen. Schließlich trug sie den Kamm nur für ihn.
    Als seine Mutter sich nach dem Schmuckstück erkundigt hatte, war Emily eine Veränderung in seinen dunklen Augen aufgefallen. War es Verstehen? Sie konnte es nicht einordnen, doch immerhin hatte er sie um einen Tanz gebeten. Ein Walzer, bei dem er sie unter dem Vorwand des Tanzes nahe an seinem Körper halten konnte. Würde er diese Gelegenheit dazu nutzen, ihr zu ihrem Glück zu gratulieren? Oder würde er sich beschweren, da sie sich ihm nicht anvertraut hatte?
    Rob stellte ihr einen weiteren Gast vor, und sie konzentrierte sich wieder auf ihre gesellschaftlichen Pflichten. Der Ballsaal war bereits gefüllt, und falls man den Erfolg eines Festes an der Besucherzahl festmachen konnte, so war dieses bereits jetzt eine Sensation.
    Wie auch immer, die meisten Geladenen hatten sie mit äußerster Zurückhaltung begrüßt. Obwohl sie ihren Titel öffentlich anerkannten, ließen ihre fragenden Blicke keinen Zweifel daran, dass sie ihr Urteil noch nicht gefällt hatten. Einige Gentlemen hatten sie sogar mit einem lüsternen Gesichtsausdruck bedacht, der Emily nur allzu bekannt war.
    Wer ist sie wirklich? Emily konnte förmlich ihre Gedanken hören. Die Besitzerin eines Hutgeschäftes oder die Tochter eines Duke? Eine verschollene Verwandte oder eine Betrügerin? Eine Witwe oder eine Kurtisane? Entschlossen biss sie die Zähne zusammen.
    Eine beinahe unerträgliche Anspannung war zu spüren, da alle dem weiteren Verlauf des Abends entgegenfieberten. Offensichtlich wollten die Gäste die Reaktionen der angesehensten Mitglieder der Gesellschaft abwarten, deren Billigung unerlässlich für Emilys Erfolg war. Doch von diesen war bislang niemand erschienen.
    Falls diese Vorbilder der Gesellschaft fernblieben, war es gleichgültig, wie viele andere Gäste kamen. Ihr Debüt würde scheitern und der Ruf der Maxwells darunter leiden.
    Der Gedanke bereitete ihr großen Kummer. Sie selbst war unwichtig, aber was, wenn die hochmütigen Ladys Natalie mit Verachtung straften?
    Beinahe eine Stunde später bestand Rob darauf, dass sie sich aus der Empfangslinie zurückzog und in den Ballsaal begab. Während sie auf den jungen Offizier warteten, der mit Emily tanzen wollte, tätschelte Rob beruhigend ihre Hand. „Ich werde dich rufen lassen, wenn die alten Drachen eintreffen. Kopf hoch, der Abend hat doch gerade erst begonnen.“
    Sie war indes nicht so zuversichtlich. Während sie beiläufig höflich mit

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