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Die schöne Parfümhändlerin

Die schöne Parfümhändlerin

Titel: Die schöne Parfümhändlerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A MCCABE
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sich umdrehte.
    „Marcos“, hauchte Julietta erstaunt. Am liebsten hätte sie ihn umarmt und geküsst. Es schien ihr eine Ewigkeit, seit sie sich auf dem schwankenden Boot getrennt hatten. Doch sie hielt sich zurück und umklammerte stattdessen nur fest den Türgriff. Im Dämmerlicht erschien ihr seine Miene so ernst.
    Ihr Blick wanderte über die beiden, sie bemerkte die bunt gestreiften Beinkleider, die mit Bändern geschmückten Wämser unter den schwarzen Umhängen, die goldenen Gesichtsmasken, die an Bändern herunterhingen. Wanderschauspieler, in der Tat. „Was bringt Euch her?“, fragte sie und wusste zugleich, dass sie nicht wegen eines netten Plausches unter Freunden gekommen waren.
    „Wir bringen Nachrichten“, sagte Nicolai zwar freundlich lächelnd, aber mit ernster, leiser Stimme.
    „Wie habt Ihr mich gefunden?“
    „Bianca, Eure Dienerin, gab mir Eure Zuflucht auf dem Festland preis“, antwortete Nicolai wieder. Marcos sah sie nur schweigend und forschend an.
    Julietta fröstelte und wusste nicht, ob es nur wegen der leichten Brise war. „Sie hatte strikte Anweisung, niemandem meinen Aufenthaltsort zu verraten.“
    „Es trifft sie keine Schuld“, sagte Nicolai. „Zunächst war sie auch nicht bereit.“
    „Aber Ihr habt sie überredet, nicht wahr?“ Julietta trat zurück und öffnete die Tür noch weiter. „Nun tretet erst einmal ein. Ihr seid weit geritten. Später könnt Ihr mir Eure Neuigkeiten erzählen.“
    Sie folgten ihr durch stille, leere Gänge zu einer kleinen Kammer auf der Rückseite des Hauses. Hin und wieder nutzten Paolo und Rosa diesen Raum, deshalb war er makellos sauber und besser möbliert als die übrigen Zimmer. Julietta schloss zuerst das Fenster, dann ging sie zum Tisch, auf dem eine Weinkanne und einige Pokale standen. Es tat ihr gut, den Gästen in aller Ruhe Wein einzuschenken, einer ganz gewöhnlichen Verrichtung nachzugehen. Dennoch zitterten ihre Hände. Nachrichten? Niemand ritt so weit, so schnell und in Verkleidung, um frohe Botschaften zu überbringen.
    „Leider gibt es noch keine Nachtmahlzeit“, sagte sie und merkte, dass ihre Stimme zitterte. Die schlechte Nachricht, die die beiden brachten, musste warten. „Aber fürs Erste lässt sich vielleicht mit einem Wein der Staub der Landstraße herunterspülen.“
    Eine warme Hand legte sich auf ihren Arm. Julietta blickte auf. Marcos stand neben ihr und sah sie ernst an. Tiefblau glänzten seine Augen im Halbdunkel.
    Sie kannte diese Augen – sie konnten lachen, Leidenschaft und Spott, Ärger und heimliches Verlangen ausdrücken. Sie hatte das Blitzen in seinen Augen gesehen, das die Piraten fürchten mussten, und das höfliche Augenspiel gegenüber den Mächtigen. Doch nie zuvor hatte sie in seinem Blick so viel leise Traurigkeit, so viel Fürsorge und Zärtlichkeit wahrgenommen. Fast erinnerte er sie an ihr altes irisches Kindermädchen, damals, als es vergeblich versucht hatte, seinen Schützling zu trösten, dem man die Mutter vor seinen Augen abführte.
    Diese fürsorgliche Zärtlichkeit war es, die Julietta am meisten fürchtete.
    „Lasst mich das machen“, sagte er leise. „Setzt Euch ans Feuer. Es ist kalt heute Abend.“
    Julietta biss sich auf die Lippen. Sie sah zu Nicolai, der bereits einen Sessel für sie vor den Kamin geschoben hatte. Sein Lächeln beruhigte sie ein wenig. Mit zwei solchen Männern an ihrer Seite wagte es kein Hexenverfolger, sie zu holen! Diese beiden waren von anderer Natur als ihr schwacher Vater damals. Und sie selbst? Nun, sie besaß nicht die Fähigkeiten ihrer Mutter, aber deren Kampfgeist hatte sie hoffentlich geerbt.
    Julietta straffte die Schultern, reckte das Kinn und ging ans wärmende Feuer. „Danke, Marcos“, sagte sie, während sie sich setzte. Nicolai nahm ihr gegenüber Platz. Schweigend warteten sie, bis Marcos kam und ihnen die Pokale mit dem schweren, gewürzten Wein reichte.
    Julietta nahm einen tiefen Schluck. „Also, mit welcher Nachricht kommt Ihr den weiten Weg? Was konnte nicht warten, bis ich zurück in Venedig bin?“
    Marcos und Nicolai tauschten Blicke. Julietta spürte heiße Wut in sich aufsteigen. Scheppernd knallte sie den Pokal auf den Tisch, sodass der Wein gegen das Metall schwappte. „Ich bin kein Kind, das man hätscheln muss“, schimpfte sie. „Was ist geschehen? Ist mein Laden abgebrannt? Hat man mir meine Vorräte gestohlen?“
    „Nichts dergleichen, Julietta“, antwortete Marcos. „Aber ich fürchte, Ihr seid in großer

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