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Die schöne Rächerin

Die schöne Rächerin

Titel: Die schöne Rächerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celeste Bradley
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sich zu schlucken. Ihre Lippen - waren ihre Lippen immer schon so voll und rot gewesen? - hatten die beiläufige Frage so langsam artikuliert, als küsse sie jedes Wort. Ihre Stimme war plötzlich lasziv und dunkel und drohte damit, ihm über den Rücken direkt in die Hosen zu fahren und ein peinliches Spektakel zu inszenieren. Sie kam einen winzigen Schritt näher. Er wäre beinahe bestürzt zurückgewichen. »Was machen Sie denn?«
    Sie hielt inne, holte Luft - und die forsche Rose war zurück.
    »Einfach nur meine Behauptung beweisen«, sagte sie. »Es spielt ein Rolle, wie man etwas sagt, selbst wenn es etwas so Alltägliches ist wie ›Schönes Wetter heute‹.«
    »Aber ich rede ganz bestimmt nicht so wie Sie gerade eben! Das … das ist vermutlich gar nicht legal!«
    »Das ist ganz genau die Art, wie Sie mit Frauen sprechen. So, als hätten Sie den ganzen Tag darauf gewartet, ihnen in die Augen zu sehen und ihre geheimsten Wünsche zu ergründen!«
    Er starrte sie finster an, war aufgeregt und verwirrt. Er machte so etwas nicht - oder doch?
    Rose sah Collis direkt in die Augen und fuhr fort: »Warum beflügeln Sie die Hoffnung dieser Frauen derart? Sind Sie an ihnen mehr interessiert, als Sie es beispielsweise an mir sind? Warum ziehen Sie eine solche Show ab? Glauben Sie, dass den Mann, der sich dahinter verbirgt, keiner mögen würde?«
    Collis senkte kurz die Augenlider, als der implizite Vorwurf zu ihm durchdrang. Der Mann dahinter? Wie hätte er das glauben können, wo er doch selbst nicht wusste, wer dieser Mann war? Dieser Mann war auf dem Schlachtfeld gestorben, vom Kanonenfeuer niedergestreckt.
    Also grinste er wie verrückt gegen den Schmerz an. »Rose, wie tollkühn von Ihnen!« Er beugte sich vor, senkte die Lider und ahmte Rose nach, wie sie ihn nachahmte. »Wie auch immer, falls Sie entschlossen sind, den Mann dahinter kennen zu lernen …« Sie errötete auf der Stelle, und Collis lachte lauthals. »Das haben Sie sich jetzt selber zuzuschreiben, Wildrose!«
    Rose war in Gedanken weit weg, weil die Erinnerung sie überkam. Der dunkle Raum, die atemlose Stille und Collis’ halb nackter Körper auf ihrem.
    In jenem Augenblick hatte sie ihn wirklich haben wollen; auf der Stelle, mitten in der dunklen Kellerarena …
    Aber er hatte sie wieder nur geneckt. Sie war atemlos gewesen. Er war nur dreist gewesen … Rose machte sich brüsk auf den Weg zur Tür.
    Sie hoffte fast, er werde sie aufhalten. Ein Blick die Straße hinunter zeigte ihr, dass die beiden Ladys immer noch in der Nähe waren. Wäre es nicht schön gewesen, ihn vor den Augen seiner hingerissenen Verehrerinnen auf seinen unverschämten Hintern zu setzen?
    Ihm war offensichtlich klar, dass sie sich nicht aufhalten lassen würde, also trat er brav zur Seite und ließ sie mit einer Verbeugung vorbei. Die galante Geste ließ es natürlich so aussehen, als verhalte sie sich rüde. Sie drehte sich halb zu ihm um. »Ich bedaure die Verschwendung«, sagte sie leise, aber eindringlich. Dann ging sie zur Tür weiter.
    Glücklicherweise war der Sergeant auf ihr Kommen vorbereitet und öffnete ihr die Tür, bevor sie die Hand an den Klopfer heben konnte. Lord Etheridges Majordomus war ein kleiner, hagerer Mann, dessen Livree in Erinnerung an seine Verdienste auf dem Schlachtfeld im militärischen Stil gehalten war. Alles in allem war er eine elegante, beeindruckende Erscheinung.
    Und er war auch ein freundlicher Mensch. Als Rose über die Schwelle trat, verbeugte er sich tief und respektvoll. »Ihre Ladyschaft erwartet Sie bereits ungeduldig«, verkündete er ein klein wenig zu laut.
    Laut genug, dass die beiden jungen Ladys, die hastig auf dem Gehsteig kehrtgemacht hatten, es deutlich hören konnten. Der Sergeant schaffte, was Collis’ Sticheleien nicht vermocht hatten, Roses Augen fingen an zu brennen. »Danke«, flüsterte sie dem Sergeant leise zu und schritt mit hocherhobenem Kopf ins Haus.
    Collis sah ihr hinterher, und in ihm kämpfte die Verärgerung mit der Reue. Er war sich durchaus bewusst, dass sein Verhalten unter seiner Würde war. Aber verdammt, sie konnte einen derart auf die Palme bringen!
    Sie langweilte einen nie. Absolut nie.

    Der Sergeant ließ Rose einen Moment lang in der Eingangshalle stehen und ging sie ankündigen. Sie wartete geduldig, fühlte sich in der schönen Umgebung, die ihr von vielen früheren Besuchen vertraut war, einigermaßen wohl. Lord Etheridge war eine entrückte, autoritäre Erscheinung, aber Lady Clara

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