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Die schoene Tote im alten Schlachthof

Die schoene Tote im alten Schlachthof

Titel: Die schoene Tote im alten Schlachthof Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Schneider , Stephan Brakensiek
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war in die Küche getreten, hatte sich aber beim Anblick des
stapelweise ungespülten Geschirrs, an dem Essensreste und Schimmel klebten, auf
dem Fuße wieder umgedreht. Die Katze saß inmitten dieses Chaos und miaute
leise.
    »Vermissen Sie Ihre Frau?«, fragte Ferschweiler.
    »Na ja«, stammelte Kinzig. »An sich nicht. Aber es gibt Bereiche, da …«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Na, fürs Putzen war die Ulrike zuständig. Wer jetzt aufräumen und
sauber machen soll, das weiß ich nicht. Ich jedenfalls nicht. Ich kann das
nicht, hab es nie gelernt und will es auch nicht. Ist Frauensache …«
Wieder nahm Kinzig einen großen Schluck aus der Flasche, die er in den Händen
hielt.
    »Aber wenn es in Ihrem Privatleben gerade bergab geht, wie können
Sie dann sagen, dass Sie Ihre Frau nicht vermissen?«
    »Ach komm.« Kinzig machte eine abfällige Handbewegung. Offensichtlich
hatte der Alkohol ihn bereits ein wenig enthemmt und ihm den Respekt vor den
beiden Polizisten genommen. »Mir geht es gar nicht ums Putzen. Nee, bei mir
ist, seit die Ulrike tot ist, so etwas wie ein zweiter Frühling ausgebrochen.
Ich blühe auf.«
    Bei seinen letzten Worten war er mit ausgebreiteten Armen, einem
dümmlichen Lächeln und deutlich glasigen Augen aufgestanden und leicht gegen
den Wohnzimmertisch getorkelt. Aber er hielt das Gleichgewicht und sprach
weiter.
    »Ihr zwei seid ja nicht doof. Ihr wisst doch, was ich schon so alles
in meinem Leben gemacht habe, die Nutten und so. Aber jetzt habe ich damit
endgültig abgeschlossen. Ich muss nicht mehr diesen ganzen Luxusschrott kaufen,
muss nicht mehr für alles aufkommen, was die Ulrike so haben wollte …«
Wieder nahm er einen Schluck aus der Flasche – und wäre dabei fast
rücklings zurück aufs Sofa gefallen.
    »Nein, ich will nur noch mein eigenes Leben leben – oder das,
was davon übrig ist …«
    »Können Sie sich einen Grund vorstellen, warum Ihre Frau getötet
worden ist?«, fragte de Boer.
    Kinzig schwieg einige Sekunden. »Nein«, antwortete er dann. »Ich
habe keine blasse Ahnung. Ich selbst hätte sie oft … Sie wissen schon …«
    Auf einmal überkam ihn ein kehliges Lachen. Schon beim Eintreten war
Ferschweiler aufgefallen, dass auf dem riesengroßen Flatscreen an der Wand
gegenüber dem Sofa ein Video lief, das man nur beschönigend als Schwedenfilm
bezeichnen konnte. Vor Gästen? Hatte Kinzig denn gar keine Hemmungen mehr?
    »Und womit haben Sie den ganzen Luxus finanziert, Herr Kinzig?«,
fragte er. »Der riesige Fernseher, die Möbel …«
    »Na, ich arbeite doch in Luxemburg, auf dem Findel«, sagte Kinzig.
»Da verdiene ich gutes Geld.«
    »Aber so viel, dass Sie sich das hier alles leisten konnten?
Inklusive der Schönheitsoperationen für Ihre Frau?«
    De Boer machte ein überraschtes Gesicht, so als könne er sich nicht
zusammenreimen, warum Ferschweiler das fragte.
    »Ja, schon«, sagte Kinzig, dessen Stimme man die enorme Menge
Alkohol, die er intus haben musste, deutlich anhörte. »Das hat gereicht. Sie
können es ja gern nachprüfen. Für das, was die Ulrike wollte, hat es gereicht.
Kosmetik, Modeschmuck, Strümpfe und so ’n Zeug. Aber davon hatte ich selber
nichts. Gab noch nicht einmal echten Sex. Aber dafür …«
    »Ja?«, fragte de Boer. »Dafür?«
    »… hatte ich meine DVD s. Und
Ulrike hatte sich sowieso schon vor längerer Zeit einen anderen angelacht. Hab
ihr nicht mehr genügt. Schlappschwanz hat sie mich immer genannt oder fetter Sack.«
Kinzig schwieg kurz. Dann sagte er: »Aber ich war auch wirklich so oft auf
Nachtschicht.«
    »Kennen Sie denn den anderen, den Liebhaber Ihrer Frau?« De Boer
ließ nicht locker.
    »Nee, natürlich nicht«, entgegnete Kinzig, nachdem er die
Wodkaflasche nun geleert hatte. »Doof war die Ulrike ja auch nicht.«
    »Sie haben keine Ahnung, um wen es sich beim Liebhaber Ihrer Frau
handeln könnte?«, fragte Ferschweiler, und Kinzig schien es gar nicht zu
behagen, nun von zwei Polizisten derart mit Fragen malträtiert zu werden.
    »Ach nee«, sagte er schließlich. »Wisst ihr was? Ich sag euch jetzt
einfach, was ich weiß, und ihr lasst mich dann in Ruhe, okay?«
    »Wenn es denn der Wahrheit entspricht, Herr Kinzig, dann könnten wir
uns durchaus auf dieses Geschäft einlassen«, entgegnete Ferschweiler.
    Deutlich war aus der Küche wieder das anklagende, hungrige Maunzen
der Katze zu hören.
    »Also, der Typ muss ein echter Meister seines Fachs gewesen sein, so
wie die Ulrike in den letzten

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