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Die schoene und der Lord

Titel: Die schoene und der Lord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaclyn Reding
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durchzudringen vermochten.
    Beim Aufwachen aber holten ihn seine Erinnerungen sofort wieder ein.
    Um sie zu verscheuchen, hatte Robert sich die meiste Zeit über in Gedanken mit ihr beschäftigt, hatte durchgespielt, was er zu ihr sagen würde und sich vorgestellt, wie sie wohl aussehen mochte. Und jetzt, da sie zurück war, hatte ihn der Ärger über sich und seine Ungeschicklichkeit so sehr in Anspruch genommen, daß er nicht einmal gehört hatte, wie sie in den Raum gekommen war.
    Als er nun direkt neben ihr stand, war es Robert ein Rätsel, wie er sie nicht bemerkt haben konnte, denn der ganze Raum schien erfüllt von ihrem Duft, demselben Duft, den er auch an dem Taschentuch wahrgenommen hatte. Er fragte sich, wie lange sie wohl schon da war und seinen vergeblichen Kampf mit der Halsbinde mitangesehen hatte, seine sich steigernde Ungeduld und schließlich seinen Wutanfall. Auf einmal kam er sich ziemlich dumm vor.
    Catriona knotete seine Halsbinde rasch und geschickt zusammen und trat dann ein wenig zurück. »So«, sagte sie. »Sie ist ein wenig zerknittert und nicht ganz perfekt geknotet, aber ich glaube, fürs erste reicht es.«
    Robert stand stocksteif da. »Ich danke Ihnen. Sie haben die Aufgabe sicher besser bewältigt, als ich es vermochte, obwohl mir bislang unbekannt war, daß man junge Damen neuerdings auch in der Kunst unterweist, eine Halsbinde korrekt zu wickeln.«
    »Das ist auch bestimmt nicht üblich, aber ich habe hier in der Bibliothek einmal einen Leitfaden entdeckt, dem detaillierte Anweisungen zu entnehmen waren. Da konnte ich nicht widerstehen und habe ein paar davon ausprobiert. Wenn Ihnen dieser Knoten hier nicht gefällt, kann ich einen anderen ausprobieren. In dem Leitfaden waren verschiedene abgebildet.«
    Robert runzelte die Stirn und konnte sich lebhaft vorstellen, in was für ein Gelächter Noah ausbrechen würde, wenn er jetzt gerade hier wäre.
    »Dieser hier ist wunderbar.« Er rührte sich nicht vom Fleck. »Verzeihen Sie bitte meine rüde Ausdrucksweise von eben. Ich wußte nicht, daß Sie hier waren.«
    »Das macht nichts, Euer Gnaden. Ihre Ungeduld ist doch nur zu verständlich. Es wird ein wenig dauern und einiger Geduld bedürfen, aber Sie werden diese Handgriffe irgendwann auch wieder selbst beherrschen. Sie müssen eben das Wickeln Ihrer Halsbinde wieder neu erlernen, ohne sich dabei auf einen Spiegel zu verlassen.«
    Wenn er ihr so zuhörte und ihre einfache Erklärung bedachte, konnte Robert es beinahe selber glauben.
    »Beim nächsten Mal könnte ich ja den Leitfaden heraussuchen und Ihnen die Anweisungen vorlesen. Das könnte Ihnen dabei helfen, den Knoten besser hinzubekommen.«
    »In der Tat.« Robert tastete hinter sich, fand seinen Sessel und setzte sich. So hatte er sich ihre erneute Begegnung jedenfalls nicht vorgestellt. »Es freut mich, daß Sie wiedergekommen sind.«
    »Oh, ja, es tut mir leid, daß ich letztens so überstürzt aufgebrochen bin. Es lag wohl daran, daß ich diesem Instinkt schon so lange folge. Außerdem war ich mir nicht ganz sicher, wie andere Angehörige des Haushalts auf meine Anwesenheit reagieren würden. Eigentlich ja albern von mir. Das wurde mir später klar. Im übrigen hatte ich Ihnen ja auch noch nicht den gesamten Raum beschrieben.«
    Robert nickte und hegte den leisen Verdacht, daß dies nicht der einzige Grund für ihre Rückkehr war. Bestimmt war sie hergekommen, um ihr Taschentuch zu suchen, das sich nun in seiner Jackentasche befand.
    Catriona trat näher und nahm neben ihm Platz, was er daran erkannte, daß ihre Röcke an seinen Beinen entlangstreiften, während sie sich auf dem Sessel neben ihm niederließ. »Nun, bevor Sie mir danken, sollten Sie wissen, daß ich auch aus recht selbstsüchtigen Beweggründen hier bin. Denn sehen Sie, ich bin nicht nur hergekommen, um Ihnen den Rest des Raumes zu beschreiben, sondern auch wegen des Buches, das ich letztes Mal nicht mehr habe heraussuchen können. Das heißt, eigentlich hoffte ich, ich könnte es zu Ende lesen ...« »Schon recht«, sagte Robert, dem ihre zögerliche Art nicht verborgen blieb. »Wie ich Ihnen schon sagte, bin ich Ihnen nicht böse deswegen, daß Sie schon öfter hergekommen sind. Ihr Geheimnis ist bei mir in guten Händen.« Er schwieg kurz. »Da wäre aber noch etwas anderes ...«
    »Euer Gnaden?«
    »Sie haben mir noch immer nicht gesagt, wie Sie heißen.« Einen Moment lang blieb sie stumm. Er dachte schon, sie würde sich weigern, ihren Namen

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