Die schoene und der Lord
selbst mehr darüber herauszufinden. Die Suche nach der Wahrheit hat mich hergeführt.«
Wahrheit. Die Unterhaltung, die sie in jener Nacht mitangehört hatte, die Dinge, die Forbes über Robert geäußert hatte, dies alles ergab nun allmählich einen Sinn. »Ihre Dienstboten glauben, Sie hätten das Feuer selbst gelegt, nicht wahr? Deshalb wollen Sie also, daß ich Ihnen Ihre Briefe vorlese. Deshalb also trauen Sie ihnen nicht.«
Robert runzelte die Stirn. »Meine Dienstboten wie auch die meisten Leute in London verdächtigen mich, das Feuer vorsätzlich gelegt zu haben, um den Titel zu erben, der meinem Bruder zugestanden hätte, denn ich war ja der einzige Überlebende des Feuers und hätte am meisten davon profitiert. Aber ich hatte es nie auf diesen Titel abgesehen. Mein Gott, mein Bruder nebst Frau und Sohn sind bei dem Feuer umgekommen. Und Elizabeth erwartete noch dazu ein Kind. Für was für ein Ungeheuer halten diese Menschen mich?«
Robert schloß fest die Augen und versuchte, seiner Gefühle Herr zu werden. Catriona aber war machtlos gegen die Tränen, die ihr jetzt die Wangen entlangrannen. Daß er bei dem Feuer sein Augenlicht verloren hatte, war schrecklich genug, aber dann auch noch beschuldigt zu werden, die eigene Familie kaltblütig ermordet zu haben. Kein Wunder, daß er nach Schottland gekommen war.
Robert war nicht hier, um nach dem Schatz zu suchen. Das Ziel seiner Suche war unschätzbar mehr wert, als eine Kiste voll Gold es je hätte sein können.
Robert war hier, um denjenigen ausfindig zu machen, der seine Familie auf dem Gewissen hatte, und dabei würde sie ihm ab sofort helfen.
Kapitel 9
Catriona drehte sich um, als sie hörte, wie Robert zu ihr hinaus in den Innenhof trat. Den Morgen über war es friedvoll und recht kühl gewesen, aber jetzt, wo es auf Mittag zuging, war der Himmel wolkenlos, und die Sonne schien durch die Zinnen des mächtigen Turms auf sie herab. Eine leichte Brise fuhr Robert durch das dunkle Haar, das ihm über den hohen Kragen seiner taubengrauen Weste fiel, und seine weiten weißen Hemdsärmel bauschten sich im Wind. Der Kies auf dem Fußpfad knirschte unter seinen Stiefeln. Sie bemerkte, daß er zum Schutz gegen das Licht seine Brille trug. Kaum hatte er seiner Pflicht Genüge getan und seinen Herrn bis hierher geführt, machte Forbes kehrt und verschwand wortlos Richtung Schloß.
»Sind Sie soweit?« fragte Catriona.
»Einen Augenblick noch, bitte.« Robert stand ganz still und lauschte den Geräuschen der See und der hoch am Himmel dahinziehenden Möwen, die rings um sie in dem abgeschlossenen Hol widerhallten. »Beschreiben Sie mir, wie es hier aussieht.« Catriona sah sich um. »Wir befinden uns im Innenhof. Landeinwärts führt ein Weg an einem Pförtnerhäuschen vorbei, dessen eine Seite mit dichtem Efeu bewachsen ist. Der Hauptturm ist sehr hoch, er überragt die Klippe und ist der See zugewandt. Das Geschrei über uns kommt von den Dreizehenmöwen, die in den Dachtraufen nisten und uns jetzt gerade von den Zinnen aus beäugen. Ich finde, Rosmorigh ist das schönste Schloß, das je erbaut wurde.«
Robert schwieg ein Weilchen und nickte dann. »Dann können wir jetzt aufbrechen.«
»Haben Sie ein Pferd?« fragte Catriona.
Robert runzelte die Stirn. »Ich dachte, wir gehen zu Fuß.« »Aus dem Journal geht hervor, daß Ihr Vater geritten ist. Die Landschaft ist recht schroff, und die meisten Orte, die er aufgesucht hat, sind zu abgelegen und weit entfernt, um sie zu Fuß zu erreichen.«
Robert hatte gar nicht bedacht, daß sie reiten müßten; er hatte seit dem Feuer nicht mehr auf einem Pferd gesessen. Seither war er, stets in Begleitung anderer, entweder zu Fuß oder in einer Kutsche unterwegs gewesen. Allerdings hatte er aus London seinen Hengst Bayard mitgebracht, denn er hegte die vielleicht törichte Hoffnung, seine Sehkraft zurückzuerlangen und dann auch wieder reiten zu können.
»Ich habe allerdings ein Pferd, einen Hengst. Bayard ist ein robustes Tier, wenn auch zuweilen ein wenig übermütig. Wenn wir gemeinsam auf ihm reiten, könnten Sie ihm vielleicht die Richtung angeben, und ich könnte dafür sorgen, daß er unter Kontrolle bleibt.«
Diesem Vorschlag stimmte Catriona zu, und Robert rief den Stallburschen, um Bayard herbringen zu lassen. Nachdem sie beide aufgesessen waren, führte Catriona Roberts Arme um ihre Taille herum und legte seine Hände auf die ihren, in denen sie die Zügel hielt; dann gab sie Bayard mit ihren Hacken
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