Die Schoene und der Milliardaer
weià jetzt, dass du nicht schwimmen kannst, Sonya. Aber ich möchte dich trotzdem auf ein Schiff einladen. Wirst du seekrank, wenn es ein bisschen schaukelt?â
Nein, seekrank war sie noch nie geworden.
âGut, dann schicke ich dir meinen Chauffeur.â
Marcus empfing sie am Anleger in eleganter Seglerkluft. Er sah zehn Jahre jünger aus und wirkte voller Elan. Das Schiff, auf dem er mit ihr den Tag verbringen wollte, stellte sich als stattliche hölzerne Segeljacht heraus.
âIch habe sie vor vielen Jahren von einem bekannten Regattasegler übernommen.â Voller Stolz führte er sie auf der âLucille Anneâ herum, zeigte ihr die prächtige Kajüte, die Kombüse, die fünf Kabinen und dann das Sonnendeck, wo Liegen, Tische und Stühle standen. Dort lieÃen sie sich nieder. Ein Steward brachte ihnen kalte Getränke.
âDas Segeln habe ich aufgegebenâ, sagte Marcus. âAber von dem Boot kann ich mich nicht trennen. Herzlich Willkommen an Bord, Sonyaâ Er hob das Glas.
Sie saÃen unter einem Sonnenschutz. Die erfrischende leichte Brise und das Schaukeln des Schiffes empfand Sonya als angenehm. âEine wunderschöne Jacht, Marcus. Danke für die Einladung.â
âLucy und ich sind viel damit unterwegs gewesen. Und sehr oft haben wir David mitgenommen. Immer wenn er Schulferien hatte.â Er lächelte. âEr war gern bei uns. Wir liebten ihn wie einen eigenen Sohn.â
âUnd so liebst du ihn noch immer, nicht wahr?â
âOh, ja. Wir sind einander sehr verbunden.â
Bald wurde ein köstliches leichtes Mittagessen serviert. Danach entspannten sie auf den Liegen.
âDu siehst glücklich ausâ, sagte Marcus.
Sie drehte den Kopf. âDas bin ich. Es ist schön hier, so erholsam nach einer Arbeitswoche. Du verwöhnst mich.â
âDas tue ich gern, es ist mir ein Bedürfnis.â Sein Ton wurde eindringlich. âUnd weil das so ist, möchte ich mit dir sprechen. Ich weiÃ, dass du mich nicht liebst. Das erwarte ich auch gar nicht. Aber du hast mich doch gern.â
Sonya setzte sich auf. Beunruhigt. Wollte er ihr einen Antrag machen? Sie mochte Marcus von Herzen gern, doch Leidenschaft empfand sie nicht für ihn. Bis vor Kurzem wusste sie nicht einmal, was das bedeutete. Inzwischen hatte sie einen Vorgeschmack darauf bekommen. Voller Scham erinnerte sie sich daran. Doch an David Wainwright durfte sie nicht einmal denken. Was Marilyn Rowlands ihr gesagt hatte, entsprach der Wahrheit. Seine Eltern würden niemals eine Beziehung zu ihr dulden. Sie passte nicht in diese Familie.
âIch bin ein wohlhabender Mannâ, sagte Marcus. âDoch ohne eine Frau, die ich liebe, fühle ich mich arm. Ich liebe dich, Sonya. Vom ersten Augenblick an.â
âMarcus!â Sie hob bittend die Hände. Diesen gutherzigen Mann wollte sie nicht verletzen. Sie war doch seine Freundin und brauchte ihn zum Freund. Und seinen Schutz brauchte sie auch. Sie wusste, dass Laszlo keine Ruhe gab, bis er sie aufgestöbert hatte. Er wollte ihr die Madonna wegnehmen. Um jeden Preis. Seit neun Jahren lebte sie in Angst vor ihm.
âBitte hör mich doch anâ, bat Marcus. âDu sprichst nie über dich. Das tun vor allem Menschen, die etwas Schlimmes erlebt haben. Jedenfalls bin ich sicher, dass es bei dir so ist. Aber ich will nicht in dich dringen, sondern warten, bis du es mir anvertraust. Was immer es auch sein mag, was immer du auch getan haben magst, kann meine Liebe zu dir nicht erschüttern. Ich möchte dich heiraten, Sonya. Für dich sorgen. Und ich sehne mich danach, doch noch Vater zu werden. Es soll dir an nichts mangeln.â
Nur auf leidenschaftliche Liebe würde sie verzichten müssen. War das so schlimm? Waren Liebesehen denn die glücklicheren? Brachen nicht gerade sie oft auseinander, wenn die Liebe starb?
âDu musst mir nicht sofort antworten, Sonya. Lass dir Zeit. Ich wollte dich nicht überrumpeln.â
âMarcus, ich fühle mich sehr geehrt.â Ihr war nach Weinen zumute. Sie spürte seine tiefe Einsamkeit. Doch suchte er nicht vielmehr nach einer Tochter?
âIch liebe dich und möchte Kinder mit dir haben. Lucy konnte keine bekommen. Sie hatte schon immer eine zerbrechliche Gesundheit. Und sie würde mir ein neues Glück gönnen. Sie war so unendlich liebevoll.â
Sonya schwieg und kämpfte mit ihren Gefühlen.
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