Die Schoene und der Milliardaer
dass ich ihn anlege. Es machte ihm so viel Freude. Und ⦠ja, es rührte ihn wohl auch, den Schmuck wieder an einer Frau zu sehen. Ich hätte ihn trotzdem nicht auf dem Fest tragen dürfen, aber ich war zu schwach, ihm die Freude zu verderben. Inzwischen sehe ich diesen Fehler ein.â
âNun, damit haben Sie Marcus gewaltig ermutigt und sich in die Schusslinie der Ãffentlichkeit begebenâ, sagte Rowena ruhig. âPlötzlich interessiert sich alle Welt für Sie und fragt nach Ihnen. Inzwischen wissen alle, dass Sie Floristin sind, meiner Meinung nach die beste der Stadt, aber eben eine Frau, die arbeitet.â
âIst es denn eine Schande zu arbeiten?â, rief Sonya. âMacht mich das verdächtig? Ich bin nicht darauf aus, mir einen Millionär zu angeln.â
Rowena nahm ihren Arm. âBeruhigen Sie sich, meine Liebe. Jede junge Frau ist darauf aus, einen Millionär zu heiraten.â
âIch aber nicht.â Sonya betonte jedes Wort einzeln. âSie kennen mich offenbar schlecht, Lady Palmerston.â
âWoher sollte ich auch?â Rowena erregte sich. âSie sprechen niemals über sich selbst, Sonya. Sie verhalten sich stets distanziert, ja unnahbar. Ich kann verstehen, was sie an Marcus mögen. Er setzt andere nicht unter Druck. Ich möchte auch nicht in Sie dringen, aber Sie sollen wissen, dass ich Sie mag. Mehr noch, ich sorge mich um Sie. Ich verstehe auch, weshalb Marcus Sie in sein Herz geschlossen hat. Doch Ihre Vergangenheit bleibt mir ein Buch mit sieben Siegeln. Dabei liegt es auf der Hand, dass Sie eine gute Kinderstube â¦â Sie brach ab, als wollte sie Sonya nicht weiter quälen.
âIch verspreche Ihnen, Lady Palmerston, dass ich Ihnen davon erzähle, sobald ich mich dazu in der Lage fühle.â
âMöchten Sie nicht doch endlich Rowena zu mir sagen?â
Sonya erwiderte das Lächeln der älteren Dame nicht, sondern wurde sehr ernst. âIch habe groÃen Respekt vor Ihnen, Lady Palmerston. Ich weià nicht, ob ich mich so schnell daran gewöhnen kann, Sie beim Vornamen zu nennen. Bei uns war das nicht üblich.â
âHalten Sie es so, wie es Ihnen angenehm ist.â
Zwei Tage, nachdem er aus dem Krankenhaus entlassen worden war, erlag Marcus einem weiteren, sehr schweren Herzinfarkt. Keiner hatte damit gerechnet.
Holt erfuhr davon als Erster von Marcusâ völlig aufgelöster Haushälterin. Sie hatte ihn morgens bewegungslos in seinem Bett vorgefunden und den Hausarzt verständigt, der seinen Tod feststellte.
Von da an kümmerte sich Holt um alles Nötige. Er verständigte zuerst seine Eltern. Mit dem nächstmöglichen Flug wollten sie heimkehren. Von der schönen, sehr viel jüngeren Frau, in die Marcus sich verliebt hatte, erzählte er am Telefon nichts. Auch nicht, dass Marcus ihr einen Verlobungsring mit einem riesigen Diamanten geschenkt hatte. Das konnte warten. Er musste erst einmal jeden Einzelnen aus dem Wainwright-Clan anrufen. Das fiel ihm schwer, nicht nur, weil es so viele waren. Der Verlust seines Onkels traf ihn hart. Es schmerzte, die Tragödie immer wieder von neuem zu erzählen und Fragen zu beantworten.
Und dann war da noch Sonya.
Ihr stand eine schlimme Zeit bevor, falls es ihm nicht gelang, die Medien unter Kontrolle zu halten. Doch aus Erfahrung wusste er, dass das niemandem gelang. Für die Medien wäre sie ein gefundenes Fressen. Irgendwann musste er die Nachricht von Marcusâ Tod an die Medien weitergeben, denn verheimlichen lieà sich das Ableben eines Wainwright ohnehin nicht. Die kurze Zeit musste er nutzen.
Und dann stand ihm noch die Testamentseröffnung bevor. Wenn Marcus sicher gewesen war, dass Sonya ihn heiratete, konnte er sehr gut noch den Familienanwalt eingeschaltet und eine Ãnderung des Testaments vorgenommen haben. Gewiss hatte er sie irgendwie mitbedacht. In dem Holt bekannten Testament war er selbst als Haupterbe eingesetzt. Sollte Marcus sich anders entschieden haben, war er zu dem Zeitpunkt schon ein kranker, ja todgeweihter Mann gewesen. Man würde bezweifeln, dass er noch im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte gewesen war. Wie konnte da eine fremde junge Frau ohne jeglichen Hintergrund Anspruch auf den Teil eines beachtlichen Vermögens erheben und durchsetzen? Die Schlussfolgerung läge nahe, dass Sonya auf Marcus eingewirkt hatte, um ihre Interessen durchzusetzen.
Ihm wurde ganz
Weitere Kostenlose Bücher