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Die schoenen Hyaenen

Die schoenen Hyaenen

Titel: Die schoenen Hyaenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olivia Goldsmith
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wie ihre weiße Katze in New York.
    Midnight. Jahne hoffte, daß ihre Freunde in New York und ihre Katze sich wohlfühlten. Was würden sie sagen, könnten sie sie jetzt sehen? Ein Fernsehstar mit einem schönen Haus, Geld auf der Bank, einem Verhältnis mit Michael McLain.
    Es wunderte sie noch jetzt, daß eine solche Berühmtheit wie er sich für sie interessierte. Er hatte kein Aufhebens von ihren Narben gemacht, sich angehört, was sie für Probleme hatte, ihr Ratschläge gegeben und sogar mit ihr geprobt. Zwar gerieten seine Liebesspiele mitunter zu reiner Routine. Doch das nahm sie, verglichen mit den anderen Vorzügen, hin.
    Auch wenn Jahne das gewollt hätte, wäre es nur peinlich gewesen, hätte sie Molly oder Chuck oder einen anderen ihrer Freunde angerufen und gesagt: »Hallo! Tut mir leid, daß ich plötzlich so abgetaucht bin, aber jetzt bin ich berühmt, schön, reich, habe meine eigene Show. Und wie geht es Euch?«
    Nein, das ging nicht. Und Jahne durfte nicht klagen. Man konnte wohl einwenden, daß sie ein oberflächliches Leben führte. Doch das ließ sich nicht ändern. Ihr blieben immerhin Dr. Moores wöchentliche Briefe. Moore führte jetzt mit einer mobilen Einheit plastische Operationen in Honduras durch. Es war eine Ironie des Schicksals, daß Jahnes bester Freund, der einzige Mensch, der sie kannte, in einer anderen Welt lebte. Immerhin nahm er sich die Zeit, ihr mitunter lange Briefe zu schreiben.
    Die Gedanken an die Vergangenheit und an Sam blieben trotzdem ständig wach.
    Jahne wußte, daß sie dem nur abhelfen konnte, indem sie neue Freundschaften schloß. Das war schwer. Sie hoffte, sich näher an Sharleen anschließen zu können. Außerdem festigte sich die Freundschaft mit Mai. Alles andere mußte wohl die Zeit bringen.
    Seit sie Sam gesehen und gesprochen hatte, waren Veränderungen eingetreten. Die Einsamkeit, die sie erst mit Pete und jetzt mit Michael hatte besiegen wollen, wurde intensiver. Das Rumoren in ihrer Brust ließ sich tagsüber bei Arbeit und Hektik ertragen. Doch abends bedrängten sie die Gedanken an Sam mit Macht und sie begann, in allen Bemerkungen, die er in letzter Zeit gemacht hatte, eine tiefere Bedeutung hineinzudichten.
    Er hatte sie gesehen, ohne sie zu erkennen. In gewisser Weise hatte sie damit ihr Meisterstück in Bezug auf ihre Verwandlung vollbracht. Sie war eine geniale Schauspielerin, auch wenn das niemandem so sehr bewußt war wie ihr selbst. Jetzt sollte sie ihn vergessen. Sie konnte es nicht, weil sie noch an die kurze Berührung ihrer Hände dachte, an den Geruch seines Aftershave, seinen warmen Atem.
    »Wenn ich so weitermache, treibe ich mich selbst in den Wahnsinn«, sagte sie halblaut und versuchte, seinen bewundernden Blick zu vergessen. Seither hatte Jahne das Kleid, das Sam sichtlich begeistert hatte, zweimal angezogen und sich durch die Szene von damals vergegenwärtigt. Sam hatte mir ihr geflirtet und sie umworben. Konnte sie wieder mit ihm arbeiten? Wie sollte sie sich verhalten, wenn er sie wieder wegen des Films ansprach oder anrief? Welche Antwort sollte sie ihm geben, wenn er sie zum Abendessen einlud?
    Soll ich versuchen, ihn in mich verliebt zu machen und ihm dann einen Korb geben? Das wäre die Krönung der Rache. Doch für Jahne taugte das nicht. Sie probte zwar die Rolle der femme fatale, der Schönen, die keine Gnade kennt, doch eine überzeugende Rächerin konnte sie wohl nie sein. Ihr lag die Rolle des Opfers eher. Sam hätte es verdient, von ihr zurückgestoßen zu werden. Doch wie sollte sie das ohne innere Beteiligung bewerkstelligen? Zudem litt sie schon jetzt unter Schuldgefühlen Michael gegenüber. Sie dachte an Sam, obwohl sie kurz vor ihrer Verabredung mit Michael stand. Er war gut zu ihr, doch sie benutzte ihn nur.
    Dies war ein denkbar unglücklicher Zeitpunkt für solche Überlegungen, denn Jahne erwartete Laura Richie zu einem Interview. Kein Interview für den banalen TV-Guide , sondern für eine Titelgeschichte in dem angesehenen Leute-Magazin Vanity Fair . Es war nicht das erste Interview, daß Jahne geben mußte, doch dieses machte sie nervös.
    Laura Richie war bekannt dafür, daß sie nach Schmutz grub und den dann breittrat. Die Interviews, die Jahne im Fernsehen verfolgt hatte, liefen darauf hinaus, daß Laura nach den verletzlichen Stellen ihres Interview-Partners suchte und — so hieß es zumindest — verärgert war, wenn der Partner am Ende nicht in Tränen ausbrach. Jahne mußte sich also sehr

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