Die schönsten Sagen Österreichs (German Edition)
andere gemästete Vögel suchen!“
Die Belagerung wurde aufgehoben und alles zum Abmarsch vorbereitet. Kurz vor dem Aufbruch befahl sie noch jedem Soldaten, seine Sturmhaube mit Erde zu füllen und auf dem Feld gegenüber Osterwitz auszuschütten. Daraus entstand ein richtiger kleiner Hügel, der noch heute der ‚Maultasch-Schutt‘ genannt wird. Im 16. Jahrhundert wurde darauf eine Bildsäule mit dem Bildnis der Margarete Maultasch errichtet.
Als dann der Krieger starb, den sie auch in der Nacht am liebsten hatte, sie zogen gerade durch das Gailtal, da wandte sie das Gleiche an. Jeder Soldat musste einen Helm voll Erde auf den toten Kameraden schütten. So entstand der Weidegger-Büchel, bei dem es noch immer spukt. Besonders die Mädchen machen einen großen Bogen um den Bühel herum. Wer nämlich am Abend dort vorbeikommt, der bekommt einen „Razelbart“, der keinem Mädchen gut im Gesicht steht.
Als Margarete weiter ins Mölltal vordrang, konnte sie mit ihren Horden unter Stallhofen plötzlich nicht mehr weiter. Als sie endlich einsah, dass hier kein Weiterkommen war, meinte sie fluchend:
„De ‚Breate‘ obn nimmt is gonze Tol ein“, und meinte damit die Muttergottes in Maria Taxen.
Andere wiederum wissen, dass sie bis zum Klausenkofel kam und ihr der Weg versperrt war. Als sie auf dem Rückzug war, starb sie ganz plötzlich und wurde am gleichen Ort begraben. Noch bis ins 19. Jahrhundert war der Bauer des Grundes davon überzeugt, dass auf seinem Acker die Maultasch begraben lag.
Auch bei Zwischenwässern, wo sich die Metnitz aus einer Schlucht herauszwängt, soll der kriegerischen Adeligen der Durchgang von einem Ritter mit seinem Gefolge verwehrt worden sein. Doch Margarete war eine Frau der Tat und stieß den Ritter von dem hohen Felsen am Ufer der Metnitz hinunter.
Beim Prosekstein im Oberen Gurktal wiederum ließ sie an einem heißen Sommertag eine Rast einlegen, um nach einer Ruhestunde weiter nach Gurk zu ziehen. Ihren Männern bot sie an, dass sie im Gurkbach ein erfrischendes Bad nehmen könnten, während sie selber sich auf den Prosekstein setzte, die Schuhe auszog und sich die Füße im Wasser kühlte. Wer die Örtlichkeit kennt, kann sich die riesenhafte Gestalt der Maultasch vorstellen. Viele in Oberkärnten glauben, dass sie eine Wilde Frau war, die jede Nacht einen Mann brauchte. Jeden Tag suchte sie sich einen Mann unter ihren Kriegern aus, der mit ihr das Bett teilen musste, dem Auserwählten reichte sie ein weißes Tüchlein hin. Doch war damit auch dessen Tod besiegelt, denn noch jeder Mann wurde im heißen Liebesspiel von der mächtigen Margarete erdrückt.
Da traf es einmal einen Mann, der sich zu helfen wusste. Er legte sich in der richtigen Minute eine nadelscharfe Eisenspitze, befestigt auf einer Platte, auf die Brust. Wie nun die Maultasch sich auf ihn warf und ihn erdrücken wollte, spießte sie sich selber die Spitze in den Leib und starb dabei.
Kaiser Joseph und der kluge Koch
Kaiser Joseph saß mit drei Erzbischöfen an der Tafel, und da es zu dieser Zeit sehr „en vogue“ war, dem Illusionismus auf die Spur zu kommen, so wurden auch gerne Rätsel gestellt, die es zu lösen galt.
Die drei Erzbischöfe hatten ein ganz besonderes Rätsel für den Kaiser. Sie fragten ihn, ob er die Antwort darauf wüsste, wie viele Sterne am Himmel stehen, wie viele Haare ein Schimmel hat und wie weit Glück und Unglück auseinander liegen. Drei Stunden, sagten sie, habe er für die Antwort Zeit.
Joseph wusste nur eines: Dieses Rätsel konnte er nicht lösen, und er lief gleich zum Prior:
„Du, du musst mir sagen, wie viele Sterne am Himmel stehen und wie viele Haare ein Schimmel hat und wie weit Glück und Unglück auseinander liegen! Eine knappe Stunde hast du Zeit, dann komme ich wieder her und will die Lösung hören.“
Dem Prior war himmelangst und bang geworden, ausgerechnet er sollte das Rätsel lösen, wo er solche Rätsel überhaupt nicht leiden konnte. Und er ließ den Koch holen. Er sagte zu ihm:
„Verkleide dich als Prior für mich.“
„Ah ja, das mache ich schon.“
Beide tauschten die Kleider, und der Prior trug jetzt die Kleider des Kochs und umgekehrt. Der Prior ging dann als Koch in die Küche und der Koch blieb da als Prior. Er bestellte sich gleich drei, vier Flaschen Wein und dazu den besten Braten. Als die knappe Stunde fast um war, klopfte der Kaiser schon an der Tür. Der Koch ließ einmal klopfen, dann noch ein zweites Mal, und beim dritten Klopfen
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