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Die schottische Rose

Die schottische Rose

Titel: Die schottische Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo MacDoherty
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die nur von Jungfrauen gezähmt werden könnten.
    Juliet errötete bei dem Gedanken und ärgerte sich, als sie Sir Ruperts amüsierten Blick bemerkte. War es ihr so deutlich anzumerken, dass sie noch eine Jungfrau war? Und selbst wenn! Was war daran auszusetzen? Das Bild des Fremden trat ihr wieder vor Augen, und die Röte ihrer Wangen vertiefte sich, als sich zu ihrer Verlegenheit noch die Hitze dazugesellte, die ihren Körper durchströmte. Ganz gleich, was die alten Legenden über Einhörner und Jungfrauen sagten, dieser Mann hatte nicht den Eindruck gemacht, als würde er sich von einer Jungfrau zähmen lassen, im Gegenteil! Juliet wusste nicht, was passiert wäre, wenn in dem Moment nicht Nanette mit Sir Archibalds Leuten zurückgekehrt wäre. Sie unterdrückte energisch die Frage, die ihr in den Kopf schoss, warum diese Vorstellung keine Furcht, sondern eher eine atemlose Erregung in ihr auslöste!
    Bevor sie sich von ihrer Verwirrung erholt und sich eine passende Erwiderung zurechtgelegt hatte, sprach Sir Rupert weiter.
    »Nun, selbst wenn es kein Einhorn war, hat er diese Begegnung ja unbeschadet überstanden. Ebenso wie Ihr. Dieses … Fabelwesen, hat es sich Euch zufällig vorgestellt?« Er lächelte, als er Juliet ansah. Aber dieses Lächeln erreichte seine blauen Augen nicht. Scheinbar beiläufig drehte er den Weinkelch zwischen den langen, schlanken Fingern, doch seine freundliche, melodische Stimme vermochte die gespannte Neugier und scharfe Aufmerksamkeit nicht zu verbergen, die sich hinter seinen Worten verbargen.
    Juliet hob herausfordernd ihr Kinn und erwiderte trotzig den prüfenden Blick des jungen Stewart. Sie hatte nach ihrer Rückkehr vom Elfenteich kaum Zeit gefunden, sich den Schmutz von der Reise und den Gestank ihrer Kutsche von der Haut zu rubbeln, als auch schon eine Dienstmagd Lady Hethers an die Tür ihres Gemachs geklopft und ihr die Nachricht überbracht hatte, dass sie heute einen unerwarteten Gast zum Dinner bewirten würden. Als ihr die Magd den Namen des Gastes nannte, wusste Juliet sofort, warum Lady Hether sie vorgewarnt hatte.
    Rupert von Atholl war der jüngste Neffe von Robert Stewart. Robert war nicht nur der Onkel Jakobs, sondern offenbar auch einer seiner erbittertsten Feinde. Sonst hätte er wohl kaum achtzehn Jahre lang damit gewartet, den Engländern das geforderte Lösegeld für den Kronprinzen zu zahlen, nachdem der nach dem Tod seines Vaters Robert  II . auf der Flucht in die Hände der Engländer gefallen und vom englischen König auf Schloss Windsor eingekerkert worden war. Da Jakob als Sohn eines Königs dort jedoch eine seiner vornehmen Herkunft würdige Ausbildung und bis auf seine Bewegungsfreiheit auch alle Privilegien eines Hochadligen genoss, hatte Robert nur unter dem wachsenden Druck der königstreuen Clanchefs die vierzigtausend Pfund Lösegeld gezahlt.
    Er nutzte die Zeit, um seine Machtposition in Schottland zu festigen, und stand nun gemeinsam mit seinem Freund, dem Herzog Argyll von Albany, an der Spitze der Adligen in Schottland, welche die Rückkehr oder doch zumindest die Krönung und Machtübernahme Jakobs mit allen Mitteln zu verhindern suchten.
    Was die interessante Frage aufwirft, hatte Juliet gedacht, während Nanette sorgfältig ihr dunkelbraunes Haar frisierte, was einen Angehörigen der königsfeindlichen Stewarts wohl ausgerechnet auf die Burg des schottischen Clanführers führt, der sich während all der Jahre als treuer und einflussreicher Anhänger der schottischen Krone mit aller Kraft für Jakobs Rückkehr eingesetzt hat.
    Außerdem war es ebenso interessant wie entscheidend für ihre Mission, herauszufinden, ob und wie viel die Stewarts und damit ihre gefährlichsten Widersacher über Juliet und ihren Auftrag wussten. Sie würde sich sehr geschickt und behutsam anstellen müssen. Zweifellos war dieser Besuch eines Stewarts auf Grant Castle kein Zufall, und sie wusste, dass Sir Archibald hinter der Mitteilung von Lady Hether steckte und ihr die Identität ihres Gastes verraten hatte, um sie zu warnen. Dieser Sir Rupert von Atholl war also gewiss kein Dummkopf.
    Daher hatte sich Juliet mit ihrer Toilette besondere Mühe gegeben, obwohl sie sich beeilt hatte. Gefährlich oder nicht, Sir Rupert war ein Mann, und Juliet hatte noch keinen Mann getroffen, der sich nicht von dem attraktiven Äußeren einer Frau von ihrem Geist ablenken ließ.
    Zudem hatte der Besuch Sir Ruperts auch etwas Gutes. Die Spekulationen darüber, wer er war und

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