Die Schrift in Flammen
Vermögensangelegenheiten übernehmen. Ich schaffe es kaum mehr mit all den Sorgen und der vielen Arbeit. Ich werde auch alt, und als Frau kann ich mich nicht so umtun, wie es nötig wäre. Du bist jung, bist ein Mann. Übernimm das Ganze und führe es. Alles wird ohnehin dir gehören, wenn ich sterbe.« Sie wandte sich an die beiden Alten: »Habe ich etwa nicht recht?«
»So ist es, allerdings«, antwortete Frau Tóthy.
»Das ist allerdings so«, gab Frau Baczó zur Antwort.
»Ich müsste mich erst einarbeiten«, sagte Bálint«, »ich habe mich mit solchen Fragen noch nie befasst.« Er zeigte sich dennoch gern bereit, zumal er sich schon seit langem wunderte, dass das ziemlich ansehnliche Vermögen der Mutter an Einkünften offenkundig nur wenig einbrachte. »Einige Monate werde ich brauchen, um mich in die Angelegenheiten zu vertiefen, und dann, wenn du es wirklich wünschst, stehe ich dir gern zur Verfügung, selbst wenn ich Abgeordneter bleiben sollte.«
»Das trifft sich sehr gut. Sehr gut. Mich kannst du auch hernach immer um Rat fragen. Dein armer, guter Vater hat von mir gewünscht, dass ich die Führung selber und ganz allein bewahre, doch jetzt, wo du ins Mannesalter trittst, wäre er gewiss einverstanden, wenn ich die Leitung dir übergebe. Nicht wahr, er wäre einverstanden?«, fragte sie die beiden wohlbeleibten Frauen.
»O, halten zu Gnaden, er wäre allerdings einverstanden.«
»Er würde gewiss auch so handeln, allerdings«, erwiderten Frau Tóthy und Frau Baczó mit großer Selbstsicherheit. Sie hatten den verstorbenen Tamás Abády zwar nie gesehen, doch wenn sie es für angebracht hielten, beriefen sie sich stets auf ihn.
»Wenn Ázbej in die Stadt kommt, will ich ihm sagen, für dich alle Abrechnungen und Verträge vorzubereiten und dir alles zu erklären.«
»Wann kommt er, was hat er gesagt?«
»Er meinte, er komme vor Weihnachten.«
»Jawohl, allerdings, er hat es nach der ersten Schweineschlachtung so versprochen«, antworteten die wohlunterrichteten Frauen.
Nach einigen Tagen kam er tatsächlich. Den Befehl der Gräfin Róza nahm er mit großer Ehrerbietung entgegen; Bálint gegenüber gab er zu verstehen, wie sehr er sich freue, ihn als seinen Herrn betrachten zu dürfen. Er verbeugte sich tief bei jedem zweiten oder dritten Satz, während er auf einem Stuhl saß, doch gerade nur an dessen Rand; er suchte mit jedem seiner Glieder die ihn ganz erfüllende Verehrung auszudrücken.
Bálint war ihm zwar in Dénestornya oft begegnet, denn Ázbej sprach wegen dieser oder jener Angelegenheit im Schloss immer wieder vor, aber sich mit ihm unterhalten hatte er bis zu diesem Tag noch nie. Es war ihm immer so vorgekommen, dass die Mutter es ungern sah, wenn er sich für Einzelheiten ihrer Wirtschaftsführung interessierte. Vielleicht zog sie es vor, ihre Verfügungen geheim zu halten, denn selbst wenn sie manchmal über das Thema sprach, beschränkte sie sich darauf, allgemein wegen der Pächter oder der Kosten zu klagen, aber sie machte keine sachlichen Mitteilungen. Bálint hatte folglich vermieden, sich mit Ázbej zu unterhalten, denn die Mutter sollte nicht meinen, er wolle sich hinter ihrem Rücken informieren. Es war also jetzt das erste Mal, dass er einen Vortrag von Herrn Kristóf Ázbej hörte. Er machte auf ihn einen recht guten Eindruck. Sein Äußeres wirkte wohl merkwürdig, aber das war ihm bereits bekannt. Ázbej war ein Zwergmännchen, mit einem ansetzenden Bauch, kurzen Armen und Beinen. Einen Hals besaß er nicht. Sein Kopf bildete einen vollkommenen Ball, auf dem das schwarze Haar und sein Bart, der das ganze Gesicht bedeckte, gleichermaßen kurzgeschoren waren, womit er den Eindruck machte, als trüge er einen Igel im Kragen. Aus der Mitte dieser dunklen, dornenbesetzten Kugel blickten den Betrachter zwei große und hervortretende Augen an, sehr kluge, schwarze Augen. Wenn sich der sehr kleine und sehr rote Mund in der Mitte des Haarballs öffnete, kamen daraus wohlformulierte, durchdachte Sätze. Er zitierte genaue Zahlen mitsamt genauen Daten. Alles stehe zum Besten, stehe ausgezeichnet; alles geschehe nach den Anordnungen der gnädigen Frau Gräfin. Er tue nur das, was sie befehle, zumal es am besten sei, wie sie es anordne. Fand Bálint gelegentlich gewisse Dinge überholt oder überraschend, dann ertönte ein anderer Satz: »Die Absicht des seligen Herrn Grafen, die weise Voraussicht des gnädigen Herrn Grafen …« Bemüht wurde die Formel namentlich in
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