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Die Schrift in Flammen

Titel: Die Schrift in Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miklós Bánffy
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Zusammenhang mit dem Forstbesitz im Hochgebirge, der immer noch ohne Betriebsplan ganz altmodisch genutzt wurde.
    Als sich Ázbej unter Verbeugungen erhob, erklärte er, dass er die Anweisungen des Grafen Bálint mit größtem Vergnügen erfüllen werde. Er zeigte sich äußerst willig. Nichts verriet seine Entschlossenheit, alles zu tun, damit der junge Mann in nichts Einblick nehmen und an den bestehenden Zuständen nicht das Geringste ändern könne. Diesen Beschluss hatte er bereits gefasst, als er den Brief erhielt, den ihm die treue Frau Tóthy und die gute Frau Baczó an jenem ersten Nachmittag ohne Verzug über das Gespräch Róza Abádys mit ihrem Sohn darüber geschrieben hatten, was sie und was er gesagt habe.
    Zwei Dinge schienen Ázbej wichtig. Das erste: Bálint soll Abgeordneter bleiben, dann kann er nicht ständig zu Hause sitzen. Wäre er nämlich immer da, würde er früher oder später manches entdecken. Nicht dass sich Ázbej in ungesetzliche Machenschaften verstrickt hätte. Nein. So etwas tat er nie. Bloß zog er aus jedem Geschäft seinen kleinen Nutzen. Manchmal auch einen größeren. Im Fall einer eher unbedeutenden Pacht, bei einer Mühle, einer Walkerei oder einem Wirtshaus, brachte man ihm »Geschenke«, der Müller lieferte so und so viele Truthähne oder Enten ab, der Schankwirt Wein und Heu, andere sorgten für das Überwintern der zahlreichen Rinder, die ihm gehörten und im Sommer in der Herde seiner Herrin auf der Weide von Dénestornya lebten. Auch auf anderen, verstreut liegenden Gütern hielt er überall Tiere, und seine Schafe verbrachten die Sommerfrische ohne Entgelt auf dem Gebirgsgut bei den Leuten, welche die eine oder andere Weide gepachtet hatten. Die Gräfin Róza hatte von all dem natürlich nicht die leiseste Ahnung. In der ersten Zeit, als Ázbej noch neu war und seine Geschäfte noch nicht so maßlos betrieb, kam es gelegentlich vor, dass jemand ihn anzeigte (ein mit ihm entzweiter Knecht oder ein Verwalter), doch er blieb immer obenauf, und für den Kläger gab es keinen Platz mehr. Später gelangten nur noch anonyme Anzeigen in die Hand der Gräfin, und diese las sie nie, da ihr seliger Mann es ja so angeordnet hatte. Auf solche Weise befand sich nun Ázbej in Sicherheit, zumal auch er bereit war, ähnliche Machenschaften seinen Untergeordneten nachzusehen. Sollte aber der junge Graf immer zu Hause sitzen, dann könnte alles leicht an den Tag kommen.
    Die zweite wichtige Sache war die, dass man dem jungen Herrn – mehr oder minder zum Schein – doch eine Aufgabe überantwortenmusste. Nicht in der Landwirtschaft und nicht bei den Pachten. Das nicht. Im Hochgebirge dagegen wäre das eher möglich. Ázbej hatte aus einigen Entgegnungen Bálints herausgehört, dass er auf diesem Gebiet Reformpläne hegte: Betriebsplan, Dampfsäge, moderne Forstwirtschaft. Möge es so sein. Das war ein langwieriges, hindernisreiches Geschäft. Soll er es doch schultern. Man muss ihn in diese Richtung lenken, mag er versuchen, mit dieser wilden Wirtschaft der Beliebigkeit aufzuräumen, welche die Motzen in den Wäldern treiben. Er wird reichlich zu tun haben!
    Nachdem er dies alles durchdacht hatte, ließ er gleich nach den Feiertagen den Forstaufseher aus Béles kommen. Gemeinsam mit ihm machte er Bálint seine Aufwartung. Sie gelang vorzüglich. Denn so gut der Eindruck war, den Ázbej hinterließ, so schlecht geriet derjenige von Herrn Kálmán Nyiressy, dem Forstaufseher. Er war ein alter Herr aus grauer Vorzeit, er hatte einen großen weißen Bart und dazu eine Weinnase; seiner Tasche entnahm er gleich eine Meerschaumpfeife und begann zu paffen. Alles an ihm verriet klar, dass er von den Geschäften keine Ahnung hatte: sein Gentry-Selbstgefühl, das onkelhafte Auftreten und die unbedachte Aufrichtigkeit, mit der er gestand, dass er die Wälder wohl schon seit zehn Jahren nicht mehr betreten habe: »Wozu sollte ich dahin? Ich kenne dort ohnehin jeden Baum, wie wenn er in meinem Zimmer stünde.« Als Bálint mitteilte, dass er nach Neujahr das Hochgebirgsgut besuchen wolle, brach der alte Nyiressy in großes Gelächter aus: »Sie wissen nicht, was das bedeutet, Herr Graf! Nicht einmal ein Bär, nicht einmal ein Vogel kommt dort im Winter durch!« Erst als Ázbej sich einschaltete, sagte er zu, Pferde und Führer zu bestellen, sobald man ihn benachrichtige. »Mir soll es recht sein, aus der Sache wird ohnehin nichts, aber mich soll es freuen, wenn ich Sie, Herr Graf, während einiger

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