Die Schuld der Väter (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)
Sachen von Ihrem Daddy gewaschen hat, wenn er nicht grad versucht hat, ihr unters Kleid zu fassen.«
Helen zog die zusammengerollte Zeitung aus ihrer Gesäßtasche. »Was halten Sie davon, wenn ich Sie einfach windelweich schlage?«, sagte sie.
»Da halt ich bestimmt viel von.«
Sie schaute ihn einen Moment lang nachdenklich an, dann tippte sie ihm mit der Spitze der Illustrierten leicht an die Stirn.
Spöttisch ließ er seine Augenlider flattern wie Schmetterlinge.
Helen kam aus der Tür und ging an mir vorbei. »Hoffentlich verknackt der Staatsanwalt den kleinen Sack«, sagte sie.
Ich ging in den Vernehmungsraum und schloss die Tür.
»Derzeit wird Ihr Auto auseinander genommen, und zwei Detectives sind mit einem Durchsuchungsbefehl zu Ihrem Haus unterwegs«, sagte ich. »Wenn sie irgendetwas finden, eine Strickmütze, eine Flinte, die in den letzten zwei Tagen abgefeuert wurde, irgendeine Spur von dem Mädchen an Ihrer Kleidung, auch wenn es nur ein Haar ist, kriegen Sie die Spritze. So wie ich die Sache sehe, haben Sie etwa zehn Minuten lang die Gelegenheit, die Sache aus Ihrer Sicht darzustellen.«
Tee Bobby zog einen Kamm aus seiner Gesäßtasche, strich sich damit durch die Haare an seinem Arm und schaute ins Leere. Dann legte er den Kopf auf die verschränkten Arme und schlug mit dem Fuß einen Takt an, als wollte er den Rhythmus zu einer Melodie halten, die ihm durch den Kopf ging.
»Wollen Sie bloß den Blöden markieren?«, sagte ich.
»Ich hab niemand vergewaltigt. Lassen Sie mich in Frieden.«
Ich setzte mich ihm gegenüber hin und betrachtete ihn, während er mit unschuldigem Blick die Wand musterte, sich in meinem Beisein sichtlich langweilte, grinsend den Mund verzog, als er mich anschaute und meine zusehends wütender werdende Miene bemerkte.
»Was is denn los?«, sagte er.
»Sie war sechzehn. Sie hatte zwei Löcher in der Brust und in der Seite, durch die man die Faust stecken konnte. Schauen Sie mich nicht so scheißdämlich an«, sagte ich.
»Ich kann schaun, wie ich will. Entweder Sie holen mir einen Anwalt, oder Sie lassen mich laufen. Sie haben keine Beweise, sonst hätten Sie mir längst die Fingerabdrücke genommen und mich eingebuchtet.«
»Ich knalle Ihnen gleich eine, dass Sie quer durchs Zimmer fliegen, Tee Bobby.«
»Ja, Sir. Weiß ich doch. Dem Nigger zittern schon die Knochen, Chef«, erwiderte er.
Ich schloss ihn im Vernehmungsraum ein und ging in mein Büro. Eine halbe Stunde später ging ein Anruf von den Detectives ein, die zu Tee Bobbys Haus auf Poinciana Island geschickt worden waren.
»Bislang nichts«, teilte mir einer von ihnen mit.
»Was meinen Sie mit ›bislang‹?«, fragte ich.
»Es wird Nacht. Wir fangen morgen früh noch mal von vorne an. Sie dürfen uns gern Gesellschaft leisten. Ich hab grade eine Mülltonne voller Krabbenschalen durchwühlt, die mindestens eine Woche alt waren«, erwiderte er.
In der Morgendämmerung fuhren Helen und ich über die Holzbrücke, die die Süßwasserbucht auf der Nordseite von Poinciana Island überspannte. Die aufgehende Sonne hing rot am Horizont und verhieß einen weiteren sengend heißen Tag, doch das Wasser in der Bucht war schwarz und roch nach laichenden Fischen, und die Elefantenohren und in voller Blüte stehenden Bäume am Ufer raschelten im kühlen Wind, der vom Golf von Mexiko her wehte.
Ich zeigte dem Wachmann in dem hölzernen Schilderhaus auf der Brücke meine Dienstmarke, worauf wir im Schatten der Bäume durch eine Siedlung aus Holzhäusern fuhren, in denen die Angestellten der Familie LaSalle wohnten, und dann einem asphaltierten Fahrweg folgten, der sich zwischen Hügelkuppen, immergrünen Eichen, Kiefern, Tupelobäumen und rotem Ackerland wand, auf dem Schwarze Furchen ausharkten, die sich wie Marschkolonnen über das Feld zogen.
Die aus Holz und Ziegelsteinen gebauten Sklavenhütten der alten LaSalle-Plantage standen noch, waren allerdings von Perry LaSalle renoviert und modernisiert worden und wurden jetzt entweder von den Gästen der Familie oder den Bediensteten genutzt, für die die LaSalles bis zu ihrem Tod sorgten.
Ladice Hulin, Tee Bobbys Großmutter, deren dichte graue Haare über die Schulter herabhingen, saß in einem Korbsessel auf ihrer Galerie und hatte die Hände auf dem Griff eines Gehstocks verschränkt.
Ich stieg aus dem Streifenwagen und ging auf den Hof. Drei Deputys in Uniform und ein Zivilfahnder waren hinter dem Haus und rechten Abfälle aus einer alten Müllgrube. In
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