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Die Schule der Nackten

Die Schule der Nackten

Titel: Die Schule der Nackten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernst Augustin
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macht ihr? Gibt es was zu essen?» Schleuderte seine Jacke in die Ecke, dann legte er sich rücklings auf die Bettecke, ließ die Beine baumeln. Dann zog er sich die Schuhe aus. Augenblick mal, wo kam denn der her? Eben noch intimes Dämmern und plötzlich grelle Beleuchtung. Das Licht war durch einen Schirm abgedeckt auf die Decke gerichtet, von dort aber voll aktiv, eine jener leistungsstarken Sparleuchten, nicht angenehm. Jetzt zog er sich das graurote Hemd aus. Legte sich wieder rücklings hin. «Das ist Bali», stellte sie vor.
    «Hi.»
    «Und das ist Alex.»
    «Hi.»
    Daraufhin zog er sich die Hose aus und ging ins Bad. Die Hose, bemerkte ich, war mehr ein Sack, ein durch ein Band zusammengehaltener grauroter Doppelbeutel, der in sich zusammenfiel, als das Band aufging. Darunter war ein ziemlich magerer Hintern erschienen, ziemlich unverhofft. Augenblick mal!
    «Es ist sein Tantra-Name», erläuterte sie, «ich weiß nicht, wie er sonst heißt, hier heißt er Bali.»
    «Hier?» -
    «Im Tantra», erläuterte sie.
    Er plätscherte draußen eine Weile, dann hörte man massiv Wasser einlaufen, ein paar dumpfe Schläge, dann Stille. Anscheinend hatte der Tantramann dort seinen Platz gefunden.
    «Kann man das Licht wieder ausmachen?» fragte ich.
    «Aber ja, Alex.»
    Dafür waren aber im Nachbarblock die Lichter angegangen, ein Muster heller und dunkler Fenster, uns beleuchtend, die wir hier saßen. Ein sehr helles Fenster drüben hatte fast die Qualität eines Theaterlichts, während hinter einem dunklen Fenster in gleicher Höhe und direkt gegenüber ein roter Schein aufflackerte. Ein plötzlicher Zimmerbrand? Es war aber anscheinend nur eine Tür, die dort jemand von einem rückwärtigen Raum her geöffnet hatte, dabei wurden zwei Umrisse sichtbar, zwei Männer, nein, ein Mann und eine Frau. Die Tür wurde auch gleich wieder geschlossen.
    Ich liebe dich. Und ich liebe dich auch.
    Ich legte meine Hand auf ihre Hand und ließ sie dort ruhen, war auch nicht zu intim. In diesem Augenblick ging bei uns das Licht wieder an und eintraten zwei junge Männer, das heißt, einer war schon älter und trug fast die gleiche Hose wie der Bali, der andere Jeans und Jeanshemd, setzten sich - alle beide -, nachdem sie ihre Jacken in die Ecke geschmissen, Schuhe ausgezogen hatten, aufs Bett.
    «Das sind Krishnu und Yoko», stellte Juliane vor.
    «Krishnu!» sagte ich und hob das Glas Wasser.
    «Yoko!», ich hob es noch einmal, und beide nickten.
    Yokohama.
    Mir kam jedoch der schreckliche Verdacht, daß die Tür zum Gang offenstand. Wurden noch mehr Teilnehmer erwartet? Und auch drüben im Nachbarblock flackerte mehrmals der Zimmerbrand, ich wollte es nicht beschwören, also ich sah jetzt drei, ich glaube, sogar vier Silhouetten am Fenster. Inzwischen war Bali vom Bad hereingekommen. Er hatte sich ein Frottiertuch um die Hüften geknotet, auch trug er ein braunes Stirnband, offensichtlich einen Strumpf. Bali.
    –
    Sie alle setzten sich zu Tisch, Bali, Yoko und Krishnu, letzterer jetzt ohne Hemd, füllten sich das Körneressen in viereckige Keramikschalen, je mit einem Zweig Rosmarin versehen, welcher dann wie ein kleiner Mast aus dem Brei stand. Machten sich über das Essen her. Wasser wurde auch gereicht.
    Krishnu stand auf und ließ nun seinerseits die Hose fallen. Ging ins Bad, sein Hinterteil war etwas behaart, wie ich feststellen mußte, aber nicht viel. Vielleicht sollte ich wenigstens die Schuhe ausziehen, ich war hier der einzige in Schuhen.
    «So, Ali», sagte Yoko, «was machst du denn.»
    «Er heißt Alex.»
    «So? Was machst du denn, Alex.»
    «Gar nichts», erwiderte ich, «eigentlich nicht viel.»
    «Hört sich gut an.»
    «Er studiert Aramäisch», erklärte Juliane, «Chaldäisch, Hethitisch, Hebräisch.»
    Yoko nickte.
    «Wedisch.»
    «Wedisch hört sich gut an», sagte Yoko.
    Im Badezimmer lief wieder massiv Wasser ein, es plätscherte eine Weile, danach war Ruhe. Juliane machte sich in der Kochnische zu schaffen, sie zog ihr Kleid aus, einen ärmellosen Hänger aus bedruk ktem Kattun, darunter trug sie nur den Slip. Ich schaute hinüber zu den beleuchteten Fenstern, von denen inzwischen einige dunkel waren, direkt gegenüber eine Reihe von fünf.
    «Und sonst», interessierte sich Yoko, «was machst du sonst.»
    «Römisch. Ich mache Griechisch, Römisch, Phrygisch…»
    Juliane war plötzlich nicht mehr da. Wo war sie? Und diese Laute, die ich hörte, waren auch eigenartig, es waren Seufzer, aber laut und

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