Die Schule der Nackten
schien die Sache in Ordnung zu sein. Mir fiel nur auf, wie er saß - für mich völlig ausgeschlossen -, Unterschenkel überkreuz ineinandergeflochten, aber so, daß beide Fußsohlen in Aufsicht zu sehen waren. Eine Art Sockel bildend, auf dem er saß, oder besser noch, ein aus Unterschenkeln bestehendes Tablett.
Ich legte mein Badetuch in den Quadranten gegenüber, setzte mich hin, Beine seitlich, dann angewinkelt, schließlich legte ich mich auf den Bauch. An sich befand ich mich auf seinem Territorium wegen des Tuches, aber dann wiederum nicht, wegen meines Erstrechts. Oh, das fiel mir auf. Er hatte sein Genital auf dem «Tablett» aufliegend arrangiert, das ganze sah wie komplizierte Architektur aus, ich glaube, in meinen besten Zeiten hätte ich das nicht fertiggebracht.
Meines lag seitlich.
Wir sprachen nicht.
Einmal stand er auf und ging zum Poolrand, dabei baumelte ihm das Genital wie eine braune Wurst herum. Das habe ich noch vergessen, daß mir das auch aufgefallen war: Es war von sehr viel dunklerer Farbe als das übrige, so als ob sich da genetisch etwas niedergeschlagen hatte. Kehrte zurück, baumelte, als begehrenswertes Objekt konnte ich es mir nicht gut vorstellen - war auch ziemlich verkrumpelt.
Das sollte sich aber ändern.
Ja, da war es wohl für mich an der Zeit, etwas dazuzulernen. Denn als Juliane erschien - sie erschien wie gewohnt später, da sie morgens länger ausschlief -, zeigte es sich, daß es anscheinend doch noch eine höhere Schule gab, die ich nicht besucht hatte (es wird gleich verständlich werden). Juliane kam luftig über die Wiese, sie war sichtlich angeregt, «gut im Fluß», das konnte man sehen, plazierte sich ganz selbstverständlich in Zwischenposition auf dem roten Tuch, sozusagen im dritten Quadranten, gleichweit von mir als auch von ihm entfernt. Oder gleich nahe, im Dreieck.
Pradhi Rama hatte sie mit zur Stirn erhobenen Händen begrüßt. Jetzt saß er aufrecht, sehr zurückgenommen mit geschlossenen Augen und bildete sein Tablett, auf dem das wurstförmige Genital jetzt etwas größer auflag.
Ja, was soll ich sagen.
Es hatte sich verändert.
Es wurde glatt. Es wurde glatt und groß, es wurde sogar heller. Lag etwas zur Seite geneigt, schnurrte und nahm immer noch an Volumen zu. Damit man mich recht versteht, es handelte sich keineswegs um eine Erektion, also um keine Peinlichkeit, es betraf nur den Ruhezustand, der hier eindeutig verbessert wurde. Wie, wußte ich nicht - heute weiß ich es.
Da hatte dieser Mann also seit Eintreffen Julianes -vorher hatte er es nicht für nötig befunden - offenbar beschlossen, sich ein größeres Instrument zuzulegen, mit dem er hier Stellung bezog. Beachtlich war nur, daß er es auch konnte. Vielleicht, daß es die Art und Weise war, wie er saß, diese gequetschte senkrechte Sitzhaltung, die auf die Schwellkörper drückte? Jedenfalls, das Glied wuchs auf bequeme halbe Pfundgröße heran, liegend, nicht stehend, wuchs dann nicht mehr, nahm allerdings auch nicht ab. Es erschien sehr diszipliniert, hielt sich in dieser Größen-und Güteordnung. Glatt wie eine Flasche.
– – –
Es war aber klar, daß ich mich hier eindeutig im Hintertreffen befand. Rein optisch. Der Tag verging.
Der Pradi saß ruhig, ich weniger ruhig. Juliane hatte wie immer ihre Affäre mit dem Sonnengott, wobei sie sich aber gleichzeitig in dem Dreieck sonnte, das sie sich hier geschaffen hatte, das war auch nicht zu übersehen.
Übrigens stand der Pradi ein paarmal auf, um ins Wasser zu gehen, und wenn er dann herausstieg, war sein Ding wieder verkrumpelt wie vordem - eigentlich mickrig, anders konnte man das nicht bezeichnen. Was er aber in kürzester Zeit und scheinbar mühelos korrigierte. Die Sonnenwärme spielte natürlich eine Rolle, der Wärmegrad sowieso.
Aber dann wiederum.
Ich darf sagen, daß ich einen schlechten Tag hatte. Angesichts des positiven Ergebnisses, das dieser Mann vorweisen konnte, und des negativen, das ich -fast im Gegenzug - vorwies. Und zwar, um es auszusprechen, unter meinem Niveau. Einen ganzen Tag lang ohne Hoffnung, mich auf diesem Gebiet noch profilieren zu können, ohne große Aussicht jedenfalls, und damit sollte ich nach Hause gehen.
Ich ging nach Hause.
*
Aber am Morgen, als ich unter meinen Bananenstauden aufwachte, hatte sich meine Stimmungslage kaum verbessert. Ich sagte mir, Niederlagen sind dazu da, sie einzustecken. Zweifellos hatte sich der Mann unerlaubter Mittel bedient, unterhalb der
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