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Die Schule der Nackten

Die Schule der Nackten

Titel: Die Schule der Nackten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernst Augustin
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Schwachsinnige beim Versuch, in eine Abflußöffnung zu klettern. Verkehrt herum. Oder in ein Zuflußrohr einer Sirupfabrik, ein heilloses Unterfangen, da sie bereits mit Kopf und Armen festsitzt, das Ganze aber in Sirup. Sirup ist überhaupt eine vollkommene Schweinerei und völlig heillos. Oder in der Schmierseifenfabrik! Wie wäre es mit zwei oder drei glitschigen Mädchen, denen zu helfen einfach Pflicht wäre? Oder mit einer vollbusigen Frau und ihrer sehr dünnen glitschigen Tochter? Natürlich haben sie allesamt aus irgendwelchen Gründen ihre Kleidung eingebüßt, und es ist sehr schwierig, sie durch das Seifeninferno zu ziehen, zu schieben oder sonstwie hindurchzuschmieren.
    So hatte sich das Blatt gewendet.
    Aus dem Augenwinkel sah ich, wie der Pradi sich gehörig entsetzte, er war um gut ein Drittel wieder zusammengesunken, wie ich feststellen konnte. Zusammengesintert. Eindeutig abgeschlagen. Für den Außenstehenden mag es sich um ein stundenlanges unbewegtes und insofern unverständliches Herumsitzen gehandelt haben, «die saßen bloß da», ich aber sage, daß dieses Schwanzduell vom 4. Sept. 2002 in die Annalen der Menschheit einging. Zumindest die des Jakobi-Bades.
    Denn da wäre noch die in Moraldingen strenge Tante Helene gewesen, die vor lauter Anständigkeit eines Tages im lauwarmen Wannenbad ohnmächtig wurde. Die hatte es nämlich wirklich gegeben. Die Mühe, die es kostete, sie auf die eine oder andere Weise aus dem lauwarmen Wannenbad zu hieven, entweder so herum oder anders herum (was auch sehr schwierig war) - die brauchte aber schließlich nicht mehr eingesetzt zu werden.
    Hat es eine Triumphrunde im Circus Maximus gegeben. Na, jedenfalls bin ich danach voller Stolz einmal um den Pool gelaufen. Während oben am Ausgang der Pradi (Pradhi Rama) soeben hinaushumpelte.

13

    Die Badesaison neigte sich dem Ende zu. Es war noch immer warm, München noch immer schwer, aber der Schatten, der bis elf Uhr auf der linken Seite des Beckens zu liegen pflegt, war länger geworden, und die Schließung des Jakobi-Bades rückte merklich näher. Allein der Gedanke, daß es ein Ende des Sommers geben würde, senkte bereits Kühle in die Gemüter.
    Dennoch schien der Sonnengott an diesem Tag noch einmal seine ganze Kraft zusammengenommen zu haben, wir lagen wie in den besten Zeiten ausgebreitet auf unseren Tüchern. Hingegeben. Speziell mit der Juliane schien er (der Gott) eine Verabredung einzuhalten, denn als sie kam, wie immer spät am Vormittag, zog er wie zufällig einen Schleier vom Himmel, brannte ganz speziell für sie und auf sie herab, wie ein Freier. Ich hatte das einen Sommer lang ansehen müssen. Sie räkelte sich - nachdem sie ihre langen braunen Glieder in seine Richtung hin angeordnet hatte - räkelte sich ihm entgegen. Eifersucht? Ja, Eifersucht war wohl auch im Spiel, wie ich hier neben ihr lag und der schamlosen Vereinigung beiwohnte.
    Es war aber so, daß sie es an diesem letzten schönen Tag übertrieb (es war wohl der letzte). Erst lag sie zwei Stunden lang völlig unbeweglich auf dem Rücken. Augen geschlossen, Gesicht jenseitig lächelnd, sogar etwas amüsiert - man wußte nie, welche Empfindungen dort abliefen. Dann zwei Stunden auf dem Bauch liegend und wieder zwei auf dem Rücken. Sie war ja tief gebräunt, hatte sich im Laufe des Sommers die Farbe einer Bergkatze zugelegt und insofern bestand keine direkte Gefahr. Trotzdem verfärbte sie sich bereits nach kurzer Zeit, ich hatte das verfolgen können, es war ein Erröten. Nein, kein Rotwerden, keine Rötung, mit der sich der Sonnenbrand ankündigt, sondern ein Rosigwerden. Jedesmal ein Ereignis, das zu sehen.
    Sie lag schräg in stumpfem Winkel zu mir, der sich aus dem Sonneneinfall ergab - es mußte immer genau eine Senkrechte sein -, im Verlauf des Tages würde sie sich dann wie ein Uhrzeiger mit der Sonne mitdrehen.
    Nach den ersten zehn Minuten war sie bereits eine Rose, eine zarte, die aber zunehmend brennender wurde. Von einer Stunde zur anderen. Gleichzeitig nahm aber auch das Volumen zu. Ich habe nie ganz begriffen, wie das vor sich ging, offenbar wurde hier ein Blutstrom umgeleitet: Die Schenkel wölbten sich, die spitzen Brüste wurden spitzer, die Brustwarzen sahen jetzt nicht mehr wie das Ende von Bleistiften aus, eher wie die Griffel, mit denen die Maurerpoliere arbeiten.
    Und damit nicht genug. Ich glaube, es ist an der Zeit, eine Beschreibung zu liefern, die ich bisher vermieden habe, fast unverzeihlich, wenn ich an

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