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Die schwarze Hand des Todes

Titel: Die schwarze Hand des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Booth
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hatten sie das Opfer schnell identifizieren können. Die Frau hatte beim Verleih ihren vollen Namen und ihre Adresse hinterlassen und sich ausweisen müssen, als sie am frühen Nachmittag das Rad gemietet hatte. Deshalb wussten sie schon jetzt, dass sie Jenny Weston hieß, dreißig Jahre alt und geschieden war. Sie arbeitete als Abteilungsleiterin in der Kundenbetreuung einer großen Versicherungsgesellschaft in Sheffield und hatte sich eine Woche Resturlaub genommen. Ihre Eltern waren benachrichtigt worden, und ihr Vater war unterwegs, um die Leiche zu identifizieren.
    »Dann habe ich gesehen, dass irgendwas mitten zwischen den Jungfrauen lag«, sagte Mark. »Ich bin hingegangen, weil ich wissen wollte, was das war. Obwohl …«
    »Ja?«
    »Ich … ich konnte gleich sehen, was es war. Schon aus einiger Entfernung, von der Stelle aus, wo das Rad lag. Es war eine Frau. Und sie war tot.«
    Mark fuhr mit fahrigen Händen über seine Fleece-Jacke. Cooper dachte zuerst, er wollte den Fleck wegreiben, aber er hatte sich geirrt. Der junge Ranger tastete nach seinem Abzeichen, das auf den Stoff genäht war. Fast zärtlich strich er über die silbernen Buchstaben und das stilisierte Mühlsteinsymbol des Nationalparks.
    »Ist Ihnen an der Leiche etwas aufgefallen?«, fragte Tailby.
    Mark zögerte. »Nur, dass sie …« Er hob hilflos die Hände. »Ihre Sachen …«
    »Sie meinen, dass man sich an ihrer Kleidung zu schaffen gemacht hatte?«
    Mark nickte.
    »Haben Sie sonst noch etwas bemerkt? Irgendetwas Ungewöhnliches oder Auffälliges?«
    »Nein.«
    »Wie nah sind Sie an die Leiche herangegangen, Mark?«
    »Bis zum ersten Stein. Dem flachen. Näher brauchte ich gar nicht ranzugehen.«
    »Sie hatten keinen Zweifel, dass sie tot war?«
    »Nein«, sagte Mark. »O nein.«
    Plötzlich wurde der junge Mann noch blasser. Er hielt sich die Hand vor den Mund und rannte ins Klo. Im nächsten Augenblick drangen Würgegeräusche heraus.
    Tailby blieb eine Weile stumm sitzen, als hoffe er, dem krampfhaften Würgen des jungen Rangers noch aufschlussreiche Informationen abzulauschen.
    »Cooper, holen Sie mir den Bezirksranger her«, befahl er dann. »Er kennt die Gegend besser als jeder andere. Sagen Sie ihm, wir brauchen eine vernünftige Zufahrt zum Moor. Wir müssen mit dem Grundbesitzer verhandeln oder wer auch immer zuständig ist. Und wir müssen in den Steinbruch. Kümmern Sie sich darum.«
     
    Ben Cooper fand den Bezirksranger neben dem Landrover. Owen Fox war Anfang fünfzig, er hatte graue Haare und einen dichten, grau durchzogenen Bart und verbreitete einen wohl vertrauten Geruch nach Wolle und Erde. Cooper fühlte sich an einen gemütlichen alten Dachs erinnert.
    »Mr. Fox?«
    Der Ranger drehte sich verwirrt um. Obwohl Cooper Zivil trug – Jeans und eine dunkelgrüne Wachsjacke –, nahm er an, dass Owen ihn sofort als Polizisten erkannte. Irgendwie merkten es die Leute immer. Angeblich verriet man sich durch einen ganz bestimmten Blick in den Augen.
    »Ja, bitte?«
    »Ich bin Constable Cooper. Wenn Sie Zeit hätten, würde ich gern Ihre Hilfe in Anspruch nehmen. Wir brauchen einen Ortskundigen.«
    Cooper erklärte, dass es darum ging, der Polizei Zugang zu dem aufgelassenen Steinbruch zu verschaffen und einen besseren Fahrweg zum Tatort zu organisieren.
    »Dann müssen wir mit Warren Leach sprechen«, sagte Owen.
    »Und der ist …?«
    »Der Besitzer der Ringham Edge Farm. Ihm gehört fast das ganze Moor. Die alte Steinbruchstraße führt über sein Land. Wir können den Landrover nehmen, wenn Sie wollen.«
    Man erreichte die Farm über eine Nebenstraße hinter dem Dorf Ringham Lees, eine leicht zu übersehende Abzweigung an der Ecke zum Druid Pub. In der Nähe der Kneipe hing ein Dutzend Jugendlicher in einem Wartehäuschen herum. Als sie die Scheinwerfer des Landrovers kommen sahen, rannten zwei halbwüchsige Burschen haarscharf vor dem Wagen auf die andere Straßenseite hinüber, wo sie johlend ihren Freunden zuwinkten.
    »Dieses junge Volk«, sagte Owen. »Wo haben die bloß ihren Verstand gelassen?«
    »Von der Sorte laufen bei uns in Edendale jede Menge rum«, antwortete Cooper.
    »Das glaub’ ich Ihnen gern.«
    Der Landrover war mit vier Funkgeräten ausgestattet. Das Breitbandgerät unter dem Armaturenbrett suchte ständig die Kanäle nach der Nationalparkbehörde und anderen regionalen Organisationen ab. Ein anderes war für das Team der Bergrettung reserviert. An einem Trenngitter hinter den Sitzen luden sich

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