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Die schwarze Hand des Todes

Titel: Die schwarze Hand des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Booth
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Telefon benutzen oder sich ihr Auto mit dem Traktor aus dem Straßengraben schleppen lassen. Eigentlich kann ich es Warren nicht verdenken, dass er nicht besonders gut auf sie zu sprechen ist.«
    Owen Fox und Ben Cooper hielten vor einem hell erleuchteten Kuhstall an, in dem zwei Jungen ein Jersey-Kalb mit riesigen Augen und langen, schwarzen Wimpern striegelten. Mit genüsslich bebenden Nüstern ließ das Tier die Prozedur über sich ergehen, bis sein rötliches Fell glänzte. Einer der Jungen kraulte ihm das Maul, und es leckte ihm mit der rauen Zunge die Hand. Der Junge lächelte. An der Wand des Stalls hingen rote und blaue Rosetten mit langen Bändern.
    »Ist das das Kalb, das bei der Landwirtschaftsschau in Bakewell den ersten Preis gewonnen hat?«, fragte Owen.
    Die Jungen schienen nicht recht zu wissen, was sie sagen sollten. Vielleicht durften sie nicht mit Fremden sprechen, überlegte Cooper. Aber der Ranger war doch gar kein Fremder für sie. Er war schon öfter auf der Farm gewesen; er kannte Warren Leach. Es gehörte zu den Aufgaben des Bezirksrangers, den Kontakt zu den ortsansässigen Farmern und Landbesitzern zu pflegen.
    »Ja, das ist unsere Doli«, sagte der ältere Junge schließlich.
    »Und du bist Will, richtig?«, fragte Owen. »Wie dein Bruder heißt, hab’ ich leider vergessen.«
    »Er heißt Dougie.«
    Owen ging langsam auf Doli zu und redete leise auf sie ein, als sie vor ihm zurückwich und ängstlich mit den Augen rollte. Die Jungen hielten sie bang am Halfter fest. Aber das Tier beruhigte sich und ließ es zu, dass Owen ihm die Nase streichelte und sanft seitlich an seinem Maul entlang strich. Als der Ranger auch noch über die Schulter fuhr, um seine Muskeln zu prüfen, und die Hand über sein Rückgrat gleiten ließ, da verschwand auch noch die letzte nervöse Spannung.
    »Eine richtige Schönheit, Jungs. Ein Prachtexemplar. Ihr könnt stolz sein.«
    »Danke«, antwortete Will. Dougie wollte anscheinend auch etwas sagen, traute sich dann aber doch nicht.
    Beide Jungen machten einen scheuen Eindruck, aber der Jüngere wirkte besonders verschlossen. Cooper war so eine Zurückhaltung nicht gewöhnt. In seiner Familie gab es etliche Kinder in Wills und Dougies Alter – Neffen und Nichten, Vettern und Kusinen zweiten Grades. Aber keins von denen war so still. Wenn überhaupt, waren sie zu laut. Heutzutage galt das alte Sprichwort nicht mehr, dass man Kinder nur sehen und nicht hören sollte. Erst wenn man sie weder sehen noch hören konnte, musste man langsam anfangen, sich Sorgen zu machen. Dann waren sie in Gefahr.
    Aber diese zwei waren anders. Sie waren nicht nur wortkarg, sie legten auch eine Vorsicht an den Tag, die an Feindseligkeit grenzte, als ob sie gelernt hätten, vor Besuchern auf der Hut zu sein.
    »Wollt ihr sie nächstes Jahr wieder auf der Ausstellung zeigen?«, erkundigte sich Owen.
    Das war anscheinend die falsche Frage gewesen. Die Jungen machten ein trauriges Gesicht, und Dougie sah so aus, als ob er jeden Augenblick in Tränen ausbrechen würde.
    »Euer Dad nimmt euch doch mit zu der Ausstellung, was?«
    Will schüttelte den Kopf. Cooper taten die Kinder Leid. »Wo ist euer Dad?«, fragte er.
    »In der Werkstatt.« Will zeigte hinter das Haus. Die Jungen schienen aufzuatmen, als die Männer den Stall verließen und einem metallischen Klirren bis zu einem Schuppen folgten. Owen steckte den Kopf durch die Tür.
    »Warren? Guten Abend.«
    Der Farmer sah von seiner Werkbank hoch, die von einer trüben Funzel beleuchtet wurde. Warren Leach, ein ausgesprochen stämmiger, kräftiger Mann, hatte fast keinen Hals. Die Trapezmuskeln seiner breiten Schultern spannten sich übergangslos bis zum Kiefer. Er trug einen Blaumann und hatte einen breiten Ledergürtel um den Leib.
    »Ach, Sie sind’s«, sagte er mürrisch. »Ein Unglück kommt selten allein. Was wollen Sie?«
    »Eigentlich sollte es ein Freundschaftsbesuch werden«, antwortete Owen.
    Leach schnaubte. »Ach ja? Sind Sie am Kuhstall vorbeigekommen?«
    »Ja.«
    »Dann haben Sie doch sicher meine Jungs gesehen. Striegeln die immer noch an dem verdammten Viech rum?«
    »Sie machen ihre Sache sehr gut, Warren. Das Kalb ist ein Prachtexemplar.«
    »Ein Prachtexemplar, hm? Das Vieh wird ja auch nach Strich und Faden verhätschelt. Es kriegt besser zu fressen als alle anderen hier auf dem Hof, die Menschen eingeschlossen.«
    Der Farmer nahm den stählernen Bolzen einer Anhängerkupplung von der Werkbank und ließ gereizt die

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