Die schwarzen Juwelen 01 - Dunkelheit
unseren Baum an.«
Langsam ging Saetan auf Char zu und legte seine Hände auf die des Jungen, bevor er den Baum betrachtete. Ihm rann eine einzelne Träne die Wange hinab und seine Lippen zitterten. »Ach, Kinder«, sagte er mit heiserer Stimme, »es ist ein wahrhaft prachtvoller Baum. Und euer Schmuck ist einfach wundervoll.«
Sie lächelten ihn an, scheu, zögerlich. Doch sie lächelten.
Ohne nachzudenken legte Saetan Char den Arm um die Schultern und drückte den Jungen an sich. Erst wich Char zurück, fing sich jedoch gleich wieder und schlang zögernd die Arme um Saetan, um die Geste zu erwidern.
»Du weißt, von wem wir den Baum haben, nicht wahr?«, flüsterte Char.
»Ja, das weiß ich.«
»Ich habe noch nie ... die meisten von uns haben noch nie ...«
»Ich weiß, Char.« Saetan drückte Chars Schulter, dann räusperte er sich. »Im Vergleich dazu wirken sie ein bisschen ... langweilig ... aber hier sind ein paar Geschenke, die ihr unter den Baum legen könnt.«
Char rieb sich mit der Hand über das Gesicht. »Sie meinte, er würde nur die dreizehn Tage über Winsol halten, aber sie halten immer nur so lange, nicht wahr?«
»Ja, sie halten immer nur so lange.«
»Höllenfürst.« Char zögerte. »Wie?«
Saetan schenkte dem Jungen ein zärtliches Lächeln. »Ich weiß es nicht. Sie ist reine Magie. Ich bin bloß ein Kriegerprinz. Du kannst nicht von mir erwarten, dass ich dir reine Magie erkläre.«
Char erwiderte sein Lächeln, ein Lächeln von einem Mann zum anderen.
Da rief Saetan die sechs Kisten herbei. »Ich lasse sie in deiner Obhut.« Mit einem Finger strich er sanft über Chars verbrannte, kohlschwarze Wange. »Fröhliches Winsol, Krieger. « Er drehte sich um und glitt rasch auf den Weg zu. Als er die erste Biegung erreichte, erklang ein Geräusch aus ein paar vereinzelten Kehlen. Als es erneut erscholl, handelte es sich bereits um einen ganzen Stimmenchor.
»Fröhliches Winsol, Höllenfürst!«
Saetan musste ein Schluchzen unterdrücken und eilte zurück zu seiner Burg.
7Hölle
D u hast mir gesagt, ich soll jemandem ein Winsolgeschenk geben, der vielleicht keines bekommt, also ... nun ...« Nervös ließ Jaenelle ihre Finger entlang Saetans Ebenholzschreibtisch gleiten.
»Komm her, Hexenkind.« Saetan umarmte sie und flüsterte in ihr Ohr: »Das war der wunderbarste Zauber, den ich je gesehen habe. Ich bin ja so stolz auf dich!«
»Wirklich?«, flüsterte Jaenelle zurück.
»Wirklich.« Er hielt sie mit ausgestreckten Armen von sich, um ihr ins Gesicht sehen zu können. »Würdest du mir das Geheimnis verraten?«, fragte er mit verschwörerischem Unterton. »Würdest du einem alten Kriegerprinzen verraten, wie du das angestellt hast?«
Jaenelle hielt den Blick auf sein rotes Geburtsjuwel gerichtet, das an einer goldenen Kette hing. »Ich habe es dem Prinzen versprochen, verstehst du?«
»Was soll ich verstehen?«, fragte er gelassen, obwohl sich sein Magen bei ihren Worten zusammenzog.
»Ich habe ihm versprochen, dass ich, wenn ich Traumnetze weben will, zu den besten Lehrmeistern gehe, die es gibt.«
Und du bist nicht zu mir gekommen? »Wer hat dich also unterrichtet, Hexenkind?«
Sie leckte sich über die Lippen. »Die Arachnianen«, sagte sie mit leiser Stimme.
Das Zimmer begann sich um ihn zu drehen. Als es wieder aufhörte, stellte Saetan zu seiner Erleichterung fest, dass er immer noch in seinem Sessel saß. »Arachna ist ein abgeschlossenes Territorium«, stieß er gepresst hervor.
Jaenelle runzelte die Stirn. »Ich weiß, aber das ist bei vielen Orten so, in denen ich Freunde habe. Es macht ihnen nichts aus, Saetan. Ehrlich.«
Saetan ließ sie los und verschränkte die Hände. Arachna. Sie war nach Arachna gegangen! Hüte dich vor der goldenen Spinne, die ein Verworrenes Netz spinnt. In der ganzen Geschichte des Blutes gab es keine einzige Schwarze Witwe, die Traumnetze wie die Arachnianen spinnen konnte. An der gesamten Küste ihrer Insel waren Verworrene Netze ausgelegt, die ahnungslose – und selbst bestens ausgebildete – Geister einfangen konnten, sodass nur noch die fleischliche Hülle als leichte Beute übrig blieb. Und sie war unbekümmert durch ihre Verteidigungslinien spaziert ...
»Die arachnianische Königin«, sagte Saetan, wobei er den Impuls unterdrücken musste, sie anzuschreien. »Wen hat sie beauftragt, dich zu unterrichten?«
Das Mädchen warf ihm ein besorgtes Lächeln zu. »Sie selbst hat mich unterrichtet. Wir haben mit den
Weitere Kostenlose Bücher