Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die schwarzen Juwelen 01 - Dunkelheit

Die schwarzen Juwelen 01 - Dunkelheit

Titel: Die schwarzen Juwelen 01 - Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Bishop
Vom Netzwerk:
angezogen und war zur Tür hinaus.
    »Ich komme gleich nach«, meinte Daemon leise.

    Wilhelmina schlüpfte in ihren Mantel und eilte der Schwester nach.
    Die Köchin schüttelte den Kopf. »Ich begreife das nicht. Miss Jaenelle hat immer sehr gerne Lamm gegessen.«
    Aber du hast nicht Lamm gesagt, sondern Keule , dachte Daemon, während er sich seinen Mantel überwarf. Welche andere Art von Keule hatte man ihr in jener Klinik vorgesetzt, die ein junges Mädchen derart mit Schrecken erfüllen würde?
    »Hier.« Die Köchin reichte ihm eine weitere Tasse Kaffee und drei Äpfel. »Das ist zumindest ein Anfang. Steck dir die Äpfel in die Tasche – und vergiss nicht, selbst auch einen zu essen.«
    Daemon ließ das Obst in seine Manteltasche gleiten. »Du bist ein Schatz«, meinte er und gab der Köchin einen flüchtigen Kuss auf die Wange. Dann wandte er sich rasch ab, um sein Lächeln zu verbergen und damit sie sich einreden – und glauben – konnte, dass er nicht gesehen hatte, wie durcheinander und erfreut sie über seine Geste war.
    Die Mädchen waren nirgends zu sehen. Unbekümmert schlenderte er die Gartenwege entlang und schlürfte seinen Kaffee. Er wusste, wo er die beiden finden würde.
    Sie saßen auf der eisernen Bank in der versteckten Gartennische.
    Wilhelmina plapperte und gestikulierte mit einer Lebhaftigkeit, die gar nicht zu dem ruhigen, ernsten Mädchen passen wollte, das er kannte. Als er näher kam, hörte das Geplauder auf und zwei Augenpaare musterten ihn.
    Daemon wischte zwei der Äpfel an seinem Ärmel sauber und überreichte feierlich jedem Mädchen einen. Dann ging er zum anderen Ende der Nische. Es gelang ihm jedoch nicht, ihnen den Rücken zuzudrehen und sie gar nicht mehr anzusehen, doch er setzte eine nichtssagende Miene auf, während er in seinen Apfel biss. Einen Augenblick später fingen auch die Mädchen zu essen an.
    Zwei Augenpaare. Wilhelminas Augen war Unsicherheit,
Vorsicht und ein gewisses Zaudern abzulesen. Doch Jaenelles ... Als er die Gartennische betreten hatte, hatten ihm diese Augen verraten, dass sie sich bereits eine Meinung über ihn gebildet hatte, und er fand es zermürbend, nicht zu wissen, wie diese lautete.
    Und ihre Stimme! Daemon war so weit von den Mädchen entfernt, dass er die einzelnen Worte nicht ausmachen konnte, doch der Tonfall ihrer Stimme war wunderbar und schwungvoll, wie das Murmeln einer Brandung an einem Strand bei Sonnenuntergang. Verwirrt runzelte er die Stirn. Außerdem war da auch noch ihr Akzent. Die Alte Sprache war zwar beinahe vergessen, doch es gab dennoch eine gemeinsame Sprache der Blutleute sowie die jeweilige Muttersprache eines jeden Volkes. Auf diese Weise hatten alle, wenn sie sich in der allgemeinen Sprache unterhielten, einen unverwechselbaren Akzent – und Jaenelles unterschied sich von dem Akzent, der für Chaillot charakteristisch war. Es klang beinahe, als habe sie die einzelnen Wörter an den verschiedensten Orten aufgeschnappt und zu einer Stimme verschmolzen, die unverkennbar die ihre war. Eine wunderbare Stimme. Eine Stimme, die über einen Mann hinwegspülen und sämtliche tiefe Wunden in seinem Herzen heilen konnte.
    Das Schweigen, das auf einmal eingekehrt war, traf ihn unerwartet und er blickte zu den Mädchen hinüber, eine Braue fragend emporgezogen. Wilhelmina sah Jaenelle an, die gespannt in Richtung des Hauses starrte.
    »Graff sucht nach dir«, sagte Jaenelle. »Beeil dich lieber.«
    Wilhelmina sprang von der Bank auf und lief leichtfüßig den Gartenweg entlang.
    Jaenelle rutschte ein Stück auf der Bank weiter und betrachtete das Beet mit dem Hexenblut. »Wusstest du, dass sie einem die Namen der Verstorbenen sagen, wenn man auf die richtige Art und Weise zu ihnen singt?«
    Langsam ging Daemon auf das Mädchen zu. »Nein, das wusste ich nicht.«

    »Nun, sie können es.« Ein verbittertes Lächeln umspielte ihre Lippen und kurzzeitig lag ein grimmiger Blick in ihren Augen. »Solange Chaillot nicht im Meer versinkt, werden diejenigen, für die sie angepflanzt wurden, nicht in Vergessenheit geraten. Und eines Tages wird die Blutschuld bis auf den letzten Tropfen bezahlt werden.«
    Im nächsten Moment war sie wieder ein junges Mädchen und Daemon sagte sich nachdrücklich, dass die mitternächtliche Grabesstimme, die er eben vernommen hatte, nichts weiter als das Resultat seiner eigenen leichten Benommenheit war – immerhin hatte er kaum geschlafen und so gut wie nichts gegessen.
    »Komm«, sagte Jaenelle, die

Weitere Kostenlose Bücher