Die schwarzen Juwelen 02 - Dämmerung
Höllenfürsten hallte von den
Wänden wider. Als sein Gelächter und Jaenelles Zorn ihren Höhepunkt erreicht hatten, warf er Lucivar einen wissenden Blick zu. »Und ich gehe davon aus, dass Lucivar noch nie damit gedroht hat, dir den Hals umzudrehen, sodass er nicht begreifen kann, wie man in der Hitze des Gefechts diesem Verlangen Ausdruck verleihen kann, ohne es jemals ernst zu meinen.«
»Oh nein«, entgegnete Jaenelle. »Er droht nur immer damit, mir eine Tracht Prügel zu verabreichen.«
Saetan versteifte sich. »Wie bitte?«, erkundigte er sich mit leiser, kalter Stimme.
Lucivar wich einen Schritt zurück und nahm seine Kampfhaltung ein.
Verblüfft blickte Jaenelle die beiden an. »Ihr wollt euch über Worte streiten, obwohl ihr im Grunde dasselbe meint?«
»Halt dich da raus, Katze«, stieß Lucivar knurrend hervor, ohne seinen Gegner aus den Augen zu lassen.
Ebenfalls knurrend versetzte sie ihm einen festen Fausthieb, der ausgereicht hätte, um ihm den Kiefer zu brechen, wenn er dem Schlag nicht ausgewichen wäre.
Das anschließende Gerangel begann gerade, die beiden zu amüsieren, als Saetan brüllte: »Genug!« Er sah die beiden zornig an, bis sie sich voneinander trennten. »Wie zur Hölle habt ihr es fertig gebracht, zusammenzuleben und euch nicht gegenseitig umzubringen?«, knurrte er, während er sich die Schläfen massierte.
Lucivar beobachtete Jaenelle argwöhnisch. »Noch hat sie keine Chance gegen mich, auch wenn es immer schwieriger wird«, meinte er grinsend.
»Angeber«, murmelte Jaenelle.
Saetan seufzte. »Du hättest mich wenigstens vorwarnen können, Hexenkind.«
Jaenelle verschränkte die Finger. »Nun, Lucivar hatte im Grunde keine Möglichkeit, sich auf die Begegnung mit dir vorzubereiten, also dachte ich mir, es wäre gerechter, wenn ihr beide nicht darauf vorbereitet seid.«
Die Männer starrten sie an.
Sie schenkte ihnen ihr strahlendstes Lächeln.
»Hexenkind, geh und versetze zur Abwechslung einmal jemand anderen in Angst und Schrecken.«
Nachdem Jaenelle aus dem Zimmer geschlüpft war, musterten die beiden Männer einander.
»Du siehst um einiges besser aus als beim letzten Mal, als ich dich sah«, unterbrach Saetan das Schweigen. »Aber du wirkst immer noch, als könntest du jeden Moment umkippen. « Er stieß sich von dem Schreibtisch ab. »Einen Schluck Brandy?«
Lucivar ging auf den weniger formellen Teil des Zimmers zu und ließ sich in einem Sessel nieder, der so konstruiert war, dass sich trotz eyrischer Flügel bequem darin sitzen ließ. Er nahm das Glas Brandy dankbar entgegen. »Und wann hast du mich das letzte Mal gesehen?«
Saetan setzte sich auf das Sofa und schlug die Beine übereinander. Er spielte mit seinem Brandyglas. »Kurz nachdem Prothvar dich in Jaenelles Häuschen gebracht hatte. Wenn er nicht bei den Schlafenden Drachen Wache geschoben und dich eingeholt hätte, bevor …« Er strich mit der Fingerspitze über den Rand seines Glases. »Ich denke, dir ist gar nicht klar, wie schwer du verwundet warst. Die inneren Verletzungen, die Knochenbrüche … deine Flügel.«
Lucivar nippte an seinem Brandy. Nein, es war ihm nicht klar gewesen. Er hatte gewusst, dass es schlimm war, doch sobald er die Khaldaron-Schlucht erreicht hatte, war es ihm gleichgültig gewesen, was mit seinem Körper geschah. Wenn Saetans Worte der Wahrheit entsprachen …
»Und du hast es einer siebzehnjährigen Heilerin allein überlassen, sich darum zu kümmern.« Es fiel ihm schwer, die aufsteigende Wut im Zaum zu halten. »Du hast ihr eine derart schwierige Heilung anvertraut, obgleich du wusstest, was dies ihr abverlangen würde. Sie hatte nicht einmal eine Hilfe oder einen Bediensteten, die sich um sie hätten kümmern können!«
Aus Saetans Augen sprühte ihm Zorn entgegen, der ebenfalls kaum gezähmt war. » Ich war da, um mich um sie zu
kümmern. Ich war die ganze Zeit über da, während sie dich wieder zusammenflickte. Ich war da, um sie dazu zu überreden, etwas zu essen, wenn sie zur Abwechslung einmal in der Lage war, Nahrung zu sich zu nehmen. Ich war da, um das Netz während der Ruhezeiten zu überwachen, damit sie zumindest ein wenig schlafen konnte. Und als du endlich aus dem Heilschlaf erwacht bist, hielt ich sie in meinen Armen und flößte ihr ein paar Löffel Tee mit Honig ein, während sie vor Erschöpfung weinte, mal ganz abgesehen von den Schmerzen in ihrer Kehle, die vom Singen des heilenden Netzes ganz wund war. Am Tag, bevor du aufgewacht bist,
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