Die schwarzen Juwelen 02 - Dämmerung
der Ehre, den du mir hast anfertigen lassen, werde ich mich nicht genauso zurückhalten lassen, wie es mit dem üblichen Kontrollring der Fall gewesen wäre.«
Sie stieß einen eyrischen Fluch aus, der ausgesprochen deutlich war.
Er lächelte grimmig. Das beantwortete relativ eindeutig, wie weit er gehen konnte. Er blickte gen Osten. »Na gut, du kommst mit mir. Aber wir machen es auf meine Art, Katze.«
Jaenelle nickte. »Du bist derjenige mit der Kampferfahrung. Aber…« Sie drückte die rechte Handfläche gegen das schwarzgraue Juwel, das an seiner Brust lag. »Breite deine Flügel aus.«
Sobald er seine Flügel ganz geöffnet hatte, konnte er ein heißkaltes Prickeln spüren, das von dem Ring der Ehre ausging.
Zufrieden trat sie zurück. »Dieser Schild ist mit dem Schutzschild verflochten, der bereits in dem Ring enthalten ist. Du könntest deine Juwelen gänzlich erschöpfen, und er würde dennoch um dich herum aufrecht erhalten bleiben. Er befindet sich etwa dreißig Zentimeter von deinem Körper entfernt und wird mit meinem verbunden sein, sodass wir eng
beieinander bleiben können, ohne einander zu gefährden. Pass aber auf, dass du mit nichts sonst in Berührung kommst, das du nicht beschädigen möchtest.«
Da er regelmäßig Rundflüge zu sämtlichen Dörfern in Ebon Rih gemacht hatte, kannte Lucivar das Landendorf und dessen Umgebung relativ gut. Um das Dorf herum gab es zahlreiche niedrige Hügel und Wälder – ausgezeichnete Verstecke für einen Stoßtrupp der Jhinka.
Die Jhinka waren ein wildes, geflügeltes Volk, das sich locker aus patriarchalisch strukturierten Clans zusammensetzte, die lose einem Dutzend Stammesführern unterstanden. Wie die Eyrier gehörten die Jhinka zu den ursprünglichen Bewohnern von Askavi, doch sie waren kleiner und wurden bei weitem nicht so alt wie die langlebigen Eyrier. Die beiden Völker hassten einander von alters her.
Während die Eyrier über die magische Kunst verfügten, waren die Jhinka ihnen zahlenmäßig weit überlegen. Sobald ein eyrischer Krieger die Energien in seinen Juwelen verbraucht hatte, war er genauso verletzlich wie jeder andere Mann, der gegen eine Übermacht ankämpfte. Die Jhinka hatten sich immer gerne auf die zahlreichen Opfer eingelassen, die es kostete, um einen Feind niederzustrecken, und hatten sich nie gescheut, einem Eyrier im Kampf gegenüberzutreten.
Mit Ausnahme von zwei Eyriern. Einer der beiden weilte unter den Lebenden, der andere im Reich der Toten. Beide trugen schwarzgraue Juwelen.
»Also gut«, sagte Lucivar. »Wir reisen auf dieser weißen Horizontlinie, bis wir das Dorf hinter uns gelassen haben. Dann lassen wir uns aus den Winden fallen und nähern uns rasch von der anderen Seite. Wenn es sich um einen Überfall der Jhinka handelt, kümmere ich mich darum. Sollte es etwas anderes sein …«
Sie sah ihn nur an.
Er räusperte sich. »Komm schon, Katze. Sorgen wir dafür, dass es diejenigen, die sich an unserem Tal vergriffen haben, bitter bereuen.«
8Kaeleer
N achdem Lucivar und Jaenelle den weißen Wind verlassen hatten, glitten sie auf das friedlich aussehende Dorf zu, das noch eine Meile entfernt war.
*Du meintest, wir sollten uns schnell nähern.* Jaenelles Stimme lief einen mentalen Faden entlang.
*Zudem meinte ich, wir machen es auf meine Art*, erwiderte Lucivar scharf.
*Dort unten gibt es Not und Schmerzen, Lucivar.*
Außerdem gab es den mentalen Aasgeruch, diese Atmosphäre von Verdorbenheit, die sich jetzt nicht mehr greifen ließ. Es verursachte ihm Unbehagen, dass er sie nicht länger spüren konnte und sie niemals erfasst hätte, wenn er einfach gekommen wäre, um nach dem Dorf zu sehen. Er wäre ohne Vorwarnung in die Falle getappt, woraus diese auch immer bestehen mochte.
In dem Moment, als Jaenelle wie ein Falke in voller Geschwindigkeit auf das Dorf zustürzte, konnte er fühlen, wie das Raubtier in ihrem Innern erwachte. Fluchend legte er die Flügel an und stürzte ihr hinterher. Da tauchten plötzlich hunderte Jhinka aus dem Nichts auf und versuchten unter kampfbereitem Gebrüll, ihn zu umzingeln und nach unten zu ziehen.
Lucivar beschleunigte mithilfe der Kunst und fuhr durch die Jhinkamenge. Er genoss die Schmerzensschreie, die sie ausstießen, sobald sie mit seinem Schutzschild in Berührung kamen. Mit einem eyrischen Schlachtruf ließ er die Kraft der schwarzgrauen Juwelen in kurzen, kontrollierten Stößen auf seine Feinde los.
Die Jhinkakörper zerbarsten in einem blutigen
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