Die schwarzen Juwelen 03 - Schatten
sollte er ihr beim Einschlafen helfen. Was hatte sie sich dabei gedacht, etwas, das von Hekatah kam, nicht zu überprüfen?
Sie hatte sich nichts gedacht. Hatte gar nicht …
Dieses Luder! Dieses herumwandelnde Aas musste sie mit einem Zwangzauber belegt haben, um sie dazu zu bringen, das Gebräu zu trinken – und dann zu vergessen, dass ihr befohlen worden war, es zu trinken.
Ihre Muskeln verkrampften sich schmerzhaft.
Sie war nicht krank, sondern vergiftet.
Sie benötigte Hilfe. Sie brauchte …
Die Tür ihrer Hütte öffnete sich und schloss sich wieder.
Vor Anstrengung keuchend rollte sie auf die Seite und starrte Daemon Sadi an.
»Daemon«, winselte sie und versuchte, ihm eine Hand entgegenzustrecken. »Daemon … hilf …«
Er stand nur da und betrachtete sie eingehend. Dann verzog er die Lippen zu einem breiten Lächeln. »Sieht aus, als wäre in dem reizenden kleinen Trank gestern auch ein Schluck Hexenblut gewesen«, meinte er freundlich.
Sie war nicht in der Lage, frei durchzuatmen. »Du hast das getan. Du hast das getan!«
»Du hast angefangen, Probleme zu bereiten, Liebling. Es ist nichts Persönliches.«
Der Schmerz der Beleidigung traf sie noch härter als die körperlichen Qualen. »Hekatah …«
»Ja«, sagte Daemon mit kühlem Spott in der Stimme, »Hekatah. Aber nun mach dir mal keine Sorgen, Liebling. Ich habe deine Hütte mit einem Hörschutz und einem Schutzschild umgeben, damit du den restlichen Tag über völlig ungestört bist.«
Er verließ die Hütte.
Sie versuchte, zur Tür zu kriechen und um Hilfe zu rufen, doch ihr gelang weder das eine noch das andere.
Es dauerte nicht lange, bis ihre Welt nur noch aus Schmerzen bestand.
Daemon schloss die Tür der Gefängnisbaracke, die er immer dann aufgesucht hatte, wenn er ein wenig allein sein musste. Er griff in seine Jacketttasche und zog die Juwelen hervor, denen sein Besuch in Dorotheas Hütte gegolten hatte – Saetans schwarzer Ring, Lucivars Anhänger, sein Ring und der Ring der Ehre. Er kannte Dorothea gut und hatte genau gewusst, wo er mental nach einem Versteck hatte suchen müssen. Es hatte lediglich eine Minute gedauert, um an ihren Bewachungszaubern vorbeizuschlüpfen und die Juwelen an sich zu nehmen, während er dort stand und mit ihr redete.
Er betrachtete die Juwelen und seufzte vor Erleichterung. Beide Männer hatten ihre Juwelen mit starken Schutzzaubern umgeben, bevor sie die Steine den beiden Miststücken ausgehändigt hatten. Von daher war es unmöglich, dass man an den Schmuckstücken herumgepfuscht oder sie beschmutzt hatte. Dennoch …
Er legte die Juwelen in das Waschbecken und ließ Wasser darüber laufen, fügte dem Ganzen reinigende Kräuter bei und ließ den Schmuck einweichen.
Dies war der letzte Tag, die letzte Nacht. So lange würde er es noch aushalten. Musste er es aushalten.
Er schloss die Augen. Bald, meine Geliebte. Noch ein paar Stunden, und ich befinde mich auf dem Heimweg, dem Rückweg zu dir. Und dann werden wir für immer zusammen gehören.
Bei der Vorstellung, wie Jaenelle ihm den einfachen goldenen Ehering über den Finger streifte, musste er lächeln.
Da fiel ihm wieder der Verführungszauber ein, mit dem Hekatah ihn belegt hatte. Oh, er hatte ihn bemerkt und hätte ihn ohne weiteres brechen können – doch er hatte zugelassen, dass sein Körper darauf reagierte, während er Hekatah berührte; sie küsste; sie hasste.
Nur ein Spiel. Ein böses, niederträchtiges Spiel.
Er schaffte es kaum bis zu dem Nachttopf, bevor er sich leise, aber gründlich übergab.
10 Terreille
Du bist an der Reihe, Mistkerl.«
Da Lucivar danach Ausschau hielt, da er wusste , wonach er Ausschau halten musste, entging ihm die angewiderte Verzweiflung in Daemons Augen nicht.
Folglich leistete er keine Gegenwehr, als Daemon ihn loskettete und in die andere Gefangenenbaracke führte. Und er unternahm nichts, während Daemon fieberhaft das schmale Bett zerwühlte.
Dann stieß er einen gequälten eyrischen Schlachtruf aus, der Daemon derart erschreckte, dass er auf das Bett fiel.
»Beim Feuer der Hölle, Mistkerl«, murmelte Daemon, als er sich wieder erhob.
»Überzeugend genug?«, wollte Lucivar höflich wissen.
Daemon erstarrte.
Sämtliche Masken fielen, und Lucivar erblickte einen Mann, der körperlich und emotional vollkommen am Ende war, einen Mann, dem es kaum gelang, sich auf den Beinen zu halten.
»Warum?«, fragte er gelassen.
»Ich musste Jaenelle Zeit verschaffen. Dein Hass war nötig
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